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0001 - Das Schloß der Dämonen

0001 - Das Schloß der Dämonen

Titel: 0001 - Das Schloß der Dämonen
Autoren: Susanne Wiemer
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und kalt da wie eine Marmorstatue. Sie war tot.
    So tot wie zuvor.
    Eine Kette gespenstischer, unerklärlicher, unheimlicher Reaktionen war in ihrem Körper abgelaufen - doch es fehlte jene Kraft, die das alles verband, die ein Teil der ewigen magischen Kräfte der Finsternis war und die es vermocht hätte, diesen Leichnam zu einem neuen, einem anderen Leben zu erwecken. Dr. Ramondo ließ mit einem tiefen Atemzug die Schultern sinken. Schweiß stand auf seiner Stirn. Sein Atem ging stoßweise, die fleckige Pergamenthaut wirkte grau.
    Für einen Moment blieb er reglos stehen, mit geschlossenen Augen, und kämpfte gegen die Bitterkeit der Enttäuschung an, die wie Säure an ihm fraß. Er hatte es nicht geschafft. Auch diesmal nicht. Und er wußte, daß er es niemals schaffen würde… Nicht ohne das Amulett. Er mußte es haben! Nur noch dieser eine Gedanke hatte Platz in seinem Gehirn. Er brauchte das silberne Amulett Leonardo de Montagnes. Und er würde es bekommen. Unter allen Umständen.
    Um jeden Preis…
    ***
    Der rote Fiat Dino rollte vor dem Polizeipräsidium des kleinen Dorfes aus.
    Zamorra reckte sich. Die Fahrt in dem gemieteten Wagen hatte ihn angestrengt. Nicole Duval dagegen wirkte frisch wie der junge Morgen. Sie trug einen rostroten Hosenanzug, dessen Farbe sich zu ihrem Ärger mit dem Zinnoberrot des offenen Flitzers biß, ihr kurzes Haar flatterte lose im Wind, und eine große Sonnenbrille saß auf ihrer frechen Stupsnase. Zamorra betrachtete das leicht verblichene Schild mit der Aufschrift ›Kommissariat‹. Eine steile Treppe mit einem rostigen Geländer führte zur Tür hinauf.
    Geranien blühten in den Blumenkästen an den Fenstern. Das Ganze wirkte friedlich und sah nicht so aus, als ob das Verbrecherunwesen hier jemals überhand genommen hätte. Zamorra nahm die Sonnenbrille ab.
    »Kommen Sie mit, oder möchten Sie lieber in der Zwischenzeit einen Kaffee trinken?« fragte er.
    »Ich komme mit«, entschied Nicole. Gemeinsam stiegen sie die Steinstufen hinauf.
    In dem kleinen Wachraum hielten sich außer ein paar Fliegen nur noch ein Beamter und ein blondes junges Mädchen mit großen Brüsten und breiten Hüften auf. Sie machte offenbar eine Anzeige. Der junge Beamte notierte eifrig und unterbrach seine Tätigkeit erst, als die Tür wieder zuklappte. Zamorra nannte seinen Namen. Er fügte hinzu, daß er ein Verwandter Louis de Montagnes sei, und zwei Minuten später führte der Beamte die beiden Besucher in das Büro des Polizeichefs, der Pierre Malice hieß und an einen gutmütigen Seehund erinnerte. Zamorra widmete er nur einen kurzen Blick. Nicole dagegen erregte sein Interesse in weit stärkerem Maße. Seine Augen bekamen einen schwärmerischen Ausdruck und glitten entschieden zu weit unter die Kinnlinie ab - jedenfalls nach Zamorras Meinung.
    »Es handelt sich um meinen Onkel«, kam er zur Sache. »Angeblich wurde er ermordet. Bevor ich nach Château Montagne fahre, möchte ich gern Näheres wissen.«
    Pierre Malice räusperte sich. Der verzückte Ausdruck verschwand aus seinen Augen und machte Unbehagen Platz.
    Er lehnte sich zurück und griff nach einer Packung Gitanes.
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, sagte er. »Die Sache ist - nun ja, ziemlich rätselhaft.«
    »Dann erzählen Sie doch einfach das wenige, Commissaire«, schlug Zamorra vor.
    Malice zuckte die Schultern.
    »An dem Tag, an dem es passierte, hatte Raffael Ausgang. Raffael Bois ist der Diener Ihres Onkels. Als er zurückkam, fand er das Schloß leer. Lediglich in einem Teil des Kellers, der sonst nie betreten wird, brannten ein paar Fackeln. Raffael ging hinunter und entdeckte die Leiche Ihres Onkels.«
    Zamorra runzelte die Stirn.
    »Und woran ist er gestorben?«
    »Er ist verbrannt, Monsieur. Jedenfalls starb er an schweren Brandverletzungen. Obwohl…«
    »Obwohl was?«
    Wieder dieses unbehagliche Schulterzucken.
    »Das ist ja das Rätsel, Monsieur. Im ganzen Schloß gab es nicht den geringsten Hinweis auf einen Brand. Nicht einmal in den Kaminen brannte Feuer, da ausgesprochen warme Witterung herrschte. Sie können mir glauben, daß meine Leute gründlich vorgegangen sind. Wir haben sogar Experten aus Paris hinzugezogen, da wir zu keinem Ergebnis kamen. Aber die Spezialisten haben genausowenig herausgefunden wie wir.«
    Zamorra zog die Unterlippe zwischen die Zähne.
    »Das ist in der Tat rätselhaft.«
    Er zögerte einen Moment und überlegte mit gerunzelter Stirn.
    »Aber irgend etwas muß sich doch über die
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