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0001 - Das Schloß der Dämonen

0001 - Das Schloß der Dämonen

Titel: 0001 - Das Schloß der Dämonen
Autoren: Susanne Wiemer
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Todesursache sagen lassen. Zum Beispiel, welcher Art diese Brandwunden waren, woher sie stammten…«
    »Der Polizeiarzt ist der Meinung, daß die Wunden durch glühende Metallgegenstände verursacht wurden. Und das heißt, daß irgend jemand - so unglaublich das klingt - Ihren Onkel zum Beispiel mit glühenden Eisenstangen oder ähnlichem traktiert hat. Deshalb ist die Sache ja von vornherein nicht als Unfall, sondern als Mord behandelt worden!«
    »Und gibt es schon irgendwelche Ermittlungsergebnisse?«
    »Bisher nicht. Ihr Onkel lebte sehr zurückgezogen, Monsieur. Welches Motiv sollte der Mörder gehabt haben?« Malice unterbrach sich und machte eine vage Geste. »Es sei denn, man will auf das Geschwätz der alten Weiber aus dem Dorf hören.«
    Zamorra horchte auf.
    »Geschwätz?«
    »Geistergeschichten«, sagte Malice wegwerfend. »Das übliche Altweibergewäsch, mit dem man den Kindern Angst macht. Der Fluch von Château Montagne! Dämonen, die zurückgekehrt sind! Es ist lächerlich - aber es gibt genug Leute hier, die daran glauben.«
    Zamorra nickte nur. Er machte sich seine eigenen Gedanken, verzichtete jedoch darauf, mit dem Polizeioffizier zu diskutieren.
    Er stellte noch ein paar Fragen, ließ sich die wenigen Einzelheiten geben, die bekannt waren, und schließlich brachte Commissaire Malice die beiden Besucher zur Tür. Auf Nicoles Stirn stand eine kleine unmutige Falte, als sie wieder in den Wagen kletterte.
    » Dämonen! « wiederholte sie. » Der Fluch von Château Montagne! Alles Quatsch .«
    Zamorra gab keine Antwort. Sie hatten inzwischen die Hauptstraße verlassen und folgten den langgezogenen Serpentinen, die zum Schloß hinaufführten.
    Für amerikanische Begriffe hatte die schmale, mit Schlaglöchern übersäte und durch zahlreiche Reparaturen scheckige Piste den Namen Straße nicht verdient. Europäer nahmen, wie Zamorra wußte, solche Strecken mit Gelassenheit hin. Hohe, dunkle Kastanien säumten die Fahrbahn. Links und rechts wurde der lichte Mischwald immer wieder von sattgrünen Weiden unterbrochen, verstreute Gehöfte duckten sich in Bodensenken, und ab und zu konnte man auf halber Höhe des Hanges bereits die Zinnen von Château Montagne erkennen.
    »Schön«, sagte Nicole überzeugt. »Überhaupt nicht wie ein Spukschloß! Es wirkt einladend, freundlich…«
    Zamorra antwortete nicht. Er kannte Château Montagne von einigen Besuchen her. Deutlich erinnerte er sich, daß er sich nie der romantisch versponnenen, aber auch seltsam bedrohlichen Atmosphäre hatte entziehen können. Und er wußte, daß es Nicole genauso gehen würde.
    Schon nach ein paar Minuten wurde sie zusehends schweigsamer. Die Landschaft war daran schuld, die fast schroff ihr Gesicht verändert hatte. Eine breite Schonung trennte den freundlichen Mischwald von einer schwarzen Wand aus alten, hohen Fichten. Wie eine Schlucht schnitt die Straße hinein. Die Sonnenstrahlen drangen nicht mehr bis auf die Fahrbahn, und für einen Moment hatte auch Zamorra das Gefühl, in einen finsteren, drohenden Schlund hineinzufahren.
    »Das liebliche Loire-Tal«, zitierte er aus dem Reiseführer.
    »Finden Sie es immer noch so freundlich und einladend, Nicole?«
    » Natürlich! «
    Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
    »Freundlich, einladend und romantisch. Jedenfalls überhaupt nicht dämonisch. Schließlich leben wir ja auch nicht im Mittelalter, oder?«
    Zehn Minuten später fuhren sie auf den Innenhof von Château Montagne. Zamorra stellte den Motor ab, atmete tief durch und sah sich um. Fast sieben Jahre hatte er das Schloß nicht mehr gesehen. Sieben Jahre, in denen sich so gut wie nichts verändert hatte.
    Immer noch umschlossen die Wälder das alte Gemäuer wie ein dichter Ring. Immer noch war der ausgetrocknete Graben ein ungestörtes Revier für Unkraut und Gestrüpp, immer noch schien die Zugbrücke mit den schweren rostigen Ketten zu funktionieren, und immer noch wirkten die Spitzen des eisernen Fallgitters wie eine stumme Bedrohung. Ein alter Ziehbrunnen bildete die Mitte des gepflasterten Hofes. Die Ringmauer war halb verfallen, aber die Türme standen noch, ragten schwarz und schweigend in den karmesinroten Abendhimmel. Hinter den Fenstern des Westtraktes brannten Lampen, der Widerschein mischte sich mit dem ungewissen Licht der Dämmerung, und der ganze Komplex schien erfüllt zu sein von tiefen, rätselhaften Schatten.
    »Gibt's hier wenigstens ein Verließ und eine richtige Folterkammer?« fragte Nicole mit
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