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Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Titel: Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt
Autoren: Franz Seinsche
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»Verstoßenen« hätten heulen mögen. Mit einem Schlag hatte die erneute Sonder wallfahrt gewaltig an Reiz verloren. »Wißt ihr was«, meinte der neugebackene Hauptmann Philipp, »wenn wir den alten Weg zurückgehen, dann treffen wir auf soviel gute Bekannte, daß es gar nicht schwer sein wird, sich bei denen der Reihe nach durchzufressen .«
    »Und ‘n bißchen Geld haben wir ja auch noch da«, meinte Ludwig. Aber da sagte Willem: »Ich glaube, Philipp, dein Gedanke von dem Rundfressen hat einen großen Haken !«
    »Und der wäre ?«
    »Es gibt zuviel Telefone !«
    »Wie meinst du das ?«
    »Paß mal auf, wenn wir nachher nach Oderbach kommen, da willst du dich doch sicher beim Herrn Pastor durchfressen. Ich hab so ‘ne Ahnung, als wenn der uns dann schon wieder erwarten würde. Genau so wie auf der Hinreise!«
    »Dann lassen wir eben Oderbach links liegen und gehen zu Bimseroth nach Biesternich , der hat bestimmt kein Telefon .« Davon wollte aber keiner etwas wissen. Denn Biesternich lag im großen Wald, und den Umweg durch den hindurch wollten die »Verstoßenen« nicht noch einmal machen.
    Es half nichts, daß alle erneut über Franz und Jupp herfielen, die Elf mußten mit hungrigem Magen weiterwallfahrten . Halb und halb waren sie schon wieder geneigt, den Rosenkranz in die Hand zu nehmen. Und selbst der Vorschlag des kleinen Theo, reumütig zur Obermauelsbacher Wallfahrt zurückzukehren, wurde nur mit einem recht schwachen Protest abgelehnt. Die »Verstoßenen« trotteten in gedämpfter Stimmung fürbaß. Im nächsten Dorf erstanden sie sich etwas Brot und Wurst, um den schlimmsten Hunger zu stillen, und dann ging’s auf Oderbach zu. Unterwegs erhob sich ein heftiger Wortstreit: »Sollte man ins Dorf hinein, sollte man nicht !« Von wegen des Telefons.
    Aber die Elf waren gerade so recht im kräftigsten Disput drin, da sahen sie auf einem Kilometerstein rechts der Straße eine dunkle Gestalt hocken. Beim Näherkommen war es der Herr Pastor von Oderbach. Er ließ die Elf ruhig herankommen und lächelte freundlich über das ganze Gesicht. »Oho, da sind die Ausreißer ja wieder! Herzlich willkommen in Oderbach! Euer Nahen ward mir schon verkündet !« deklamierte er feierlich. »Wahrscheinlich durchs Telefon !« brummte Willem. »Jawohl, mein Junge, durch das Telefönchen! Und nun bin ich euch sogar ein Stück entgegengekommen, daß ihr mir nicht entwischen sollt! Kerls, seid ihr Schlingel, nee, seid ihr mir Schlingel !«

    »Es war aber auch gemein«, maulte nun Hermann los, »wie sie uns geärgert haben !« , und treuherzig berichteten die »Verstoßenen« dem guten Herrn Pastor von Oderbach, wie man ihnen am ersten Tag der Rückfahrt mitgespielt hatte.
    »Ja, seht ihr«, meinte der, »man wollte euch eben wieder zu richtigen Menschen machen. Ihr wart ja doch mehr kleine Vagabunden, nicht e Und dann muß man euch ja doch schon ein bißchen feste anpacken, oder nicht ?« Die »Verstoßenen« schwiegen.
    »Na, seht ihr«, sagte der Herr Pastor, »so, und nun kommt schön mit nach Oderbach. Wenn dann heute abend die anderen kommen, werde ich mal sehen, was ich für euch tun kann .«
    Als die andern am Abend mit Beten und Singen in Oderbach einzogen, standen die »Verstoßenen« reumütig aber wenigstens satt am Wege. O, das war bitter. Die ganze Obermauelsbacher Wallfahrt feixte. Und als sie danach wieder vor ihrem Heimatpastor standen, da meinte der nur: »So gotteslästerliche Schwindelbrüder und Ausreißer wie ihr müssen sich so ‘ne kleine Abreibung gefallen lassen. Was habt ihr nicht alles euren Kameraden vorgelogen! Dafür habt ihr büßen müssen. So, nun denk ich, daß ihr wieder vernünftig seid, und damit soll’s denn gut sein !«
    Die »Verstoßenen« schlichen von dannen. Da mußte zu allem Überfluß auch noch Emils Brudermeister kommen. »Ich wette«, knurrte er, »der Lümmel hat die Schwefelhölzchen noch immer nicht gekauft !« Und Emil lief rasch ins Dorf die Schwefelhölzchen holen.

Glückliche Heimkehr

    Ja, und nun ist eigentlich nichts Sonderliches mehr zu berichten. Die »Verstoßenen« zogen brav mit den anderen der Heimat zu, beteten und sangen wie die anderen und waren schließlich in Gnaden wieder aufgenommen. Als sie am nächsten Tage jenseits des Tales den großen Wald daliegen sahen, da dachten sie alle noch einmal mit leisem Grauen ihrer Abenteuer. Dabei fiel es Willem ein, daß ja noch Rektor Bimseroths Schirme auf dem Gepäckwagen lagen , auch der kaputte rote von
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