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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)
Autoren: Juli Rautenberg
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ist
    Donnerstag, 26. November um 23:27 Uhr
    Es war einmal ein Mädchen. Hold war es, kräftig im Wuchs und flink mit der Zunge. Es begab sich aber zu der Zeit, dass das Mädchen einen Mann fand, der so gut, so rein und so charmant war, dass sie es fast nicht glauben konnte. Sie wusste genau, wofür sie ihn brauchen wollte. Für sich und ihr schönes Leben, um es noch schöner zu machen.
    So der Plan. Wir sitzen auf dem ersten Weihnachtsmarkt der diesjährigen Saison, ich diebisch gut drauf, weil mit Mann (gutaussehend) unterwegs und schon in Planung für die Pärchen-Handschuhe, da traut er sich nach dem dritten Glühwein mir ein unanständiges Angebot zu machen: »Teilen wir uns ’ne Waffel mit Nougat?«
    Hähähääää! Gaaaaaa! Ga, ga! (Steigerung von JA). Daniel bestellt uns die Waffel und lässt es sich nicht nehmen, eine doppelte Portion Nougat zu ordern. Enthusiastisch beiße ich in die erste Ecke. Daniel nutzt den Moment meiner Unaufmerksamkeit: »Du bist eine tolle Frau. Ich hab selten so viel Spaß gehabt. Vielleicht lehne ich mich gerade aus dem Fenster, aber es gibt ein Problem.«
    Du liebst mich? Gut, das ist jetzt kein Problem. Ich ahne schon was, die Waffel beginnt fad zu schmecken.
    »Ich weiß nicht, wie es bei dir aussieht, aber ich bin schon mit der Erwartung in unser erstes Treffen gegangen, dass da mehr draus werden sollte. Seien wir ehrlich, gute Freunde hat man in unserem Alter genug.« Ganz meine Meinung! »Und deshalb sag ich es dir lieber gleich: Ich find dich super, aber ich werde mich mit ziemlicher Sicherheit nicht in dich verlieben. Ich weiß das, weil ich mich nie in die Guten verliebe. Ich hab kein Kribbeln, weißt du? Und das habe ich sofort oder nie.«
    Kurze Überprüfung der Systeme. Ja, ich lebe wohl noch, ich halte die Waffel. »Aha.« (Man kann schlauer antworten.) »Und warum wolltest du mich dann noch mal treffen? Du hattest doch ›an mich gedacht‹?«
    Daniel nickt bedächtig. »Ich hatte gehofft, du bist die Ausnahme von der Regel.«
    Ist da Salz auf der Waffel?
    »Und du weißt das nach zwei Treffen?« Ich kann es aber auch nicht gut sein lassen.
    Was folgte, war eine erniedrigende Diskussion, in der ich mich selbst runterhandelte auf »zwanglose Treffen«, »mal gucken«, »sich kennenlernen«. Er handelte leider nicht mit, er wollte den Basar wechseln.
    So blieb mir nur der Heimweg. Über den Weihnachtsmarkt. Daniel hatte angeboten, mich heim zu begleiten. Aber ich wollte lieber ein bisschen in die Auslage beim »Schaf-Sockenmann« tränen. Und alleine sein. Und vor allem noch eine Waffel essen. Und nicht mehr weiter machen. Scheiße.
    Auszeit
    Samstag, 28. November um 23:14 Uhr
    Ich habe das Treffen mit Steffen abgesagt. Mir ist nicht nach Lächeln. Mir ist auch nicht danach, so zu tun, als gäbe es da eine Chance, für mich oder für ihn. Oder für den Passat.
    Mir ist nach Daniel. Oder zumindest danach, mir weiter vorstellen zu dürfen, was für eine großartige Sache das hätte werden können. Mir ist nach Träumen und nach dem wohligen Bauchgefühl. Und nicht nach Theater. Ich fange bei Steffen nicht an zu suchen, was ich bei Daniel schon gefunden hatte. Und ich will mich auch nicht wie ein Arschloch fühlen. Steffen muss mir nicht die Suppe auslöffeln, die ein anderer versalzen hat.
    Singlesein ist gerade noch viel schlimmer als normalerweise. Und Singlesein ist normalerweise schon schlimm. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich glückliche Singles gibt. Glückliche Singles, das ist ein Widerspruch in sich. Glückliche Singles hat die Beauty-Industrie erfunden, damit überhaupt noch Rasierklingen gekauft werden.
    Ich weiß, es gibt ständig Leute, die behaupten, sie seien glücklich UND Single. Aber stimmt das wirklich? Ist da nicht immer noch irgendein Beziehungsrest, den man mit sich herumträgt? Irgendein altes oder neues Kapitel, das man aufschlägt, vielleicht nur eine Seite, vielleicht nur ein kleiner Absatz, irgendeine verfluchte Zeile, die die leere Seite füllt? Ist man wirklich glücklich, wenn man ganz und gar allein ist? Niemand im Herzen, niemand im Sinn? Wenn man wirklich alles abgeschlossen, jede Beziehungskiste auf den Dachboden getragen, jeder Träne nachgeweint und jede Tasse zerschlagen hat? Wenn man sich ganz esoterisch ausgependelt hat, wenn man so scheißglücklich in seiner Welt und in seinen Vorstellungen angekommen ist und jedes blöde Detail im eigenen Leben zum anderen passt, dann hat man verflucht noch mal keinen Bock mehr
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