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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)
Autoren: Juli Rautenberg
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Verkäuferinnen haben schlicht gar nichts zu sagen, maximal ein »Ich bringe es Ihnen mal eine Nummer kleiner« (Juhu!) oder ein verständnisvolles »Das sind ja auch italienische Größen, da trag’ selbst ich ’ne 38«. Mehr will ich nicht.
    So! Ich sehe toll aus! Ich fühle mich gut. Mein Haar wippt, mein Herz hüpft, meine Schuhe drücken. Alles paletti. Ich sitze auf der Couch und sehe mir das schlechte Vorabendprogramm der Privatsender an. Draußen schüttet es wie aus Kübeln. Das perfekte Dinner lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen, mein Magen knurrt gut hörbar. Als Ingrid aus Halle gerade weinend über ihrem Pestohühnchen zusammenbricht, klingelt es an der Tür. Ich springe auf, Schuhe, Jacke und Tasche trage ich bereits am Leib. Ich bin nämlich pünktlich. Damit verstoße ich gegen ein Grundgesetz der menschlichen Zivilisation, nämlich dass Frauen immer unpünktlich sind und außerdem bei einem ersten Date nur einen kleinen, gemischten Salat bestellen. Ich mache das anders. Ich komme nicht zu spät, nicht aus Versehen und nicht aus Absicht. Ich esse Hauptgang und Nachtisch. Ich höre zum Einschlafen Die drei Fragezeichen und glaube nicht, dass Justus Jonas dick ist. Und manchmal bestelle ich Pizza mit Sauce Hollandaise, aber das erzähle ich noch nicht mal mir selbst.
    Ich eile die Treppen hinunter und reiße die Haustür auf. Da steht er. Nein, da steht nicht er, da steht sein spießiges Auto und blinkt mir freundlich zu. Ich zögere. Es regnet. Nein: Es schüttet! Ich habe eine Stunde mit dem Glätteisen verbracht, ich kann jetzt keine Risiken eingehen. Die Luftfeuchtigkeit wird aus meiner mühevoll frisierten Haarwunderpracht gleich einen feuchtfröhlichen Fiffi machen, der mich in eine Momo-Gedächtnisfigur verwandelt.
    Unmotiviert bleibe ich im Hauseingang stehen. Mein Date hupt. Ich überlege fieberhaft, wie ich durch die Fluten zum rettenden Wagen kommen kann. Am einfachsten wäre es, meinen Schirm zu holen, aber das könnte mein Date wohl missverstehen. Immerhin wirkt es grob unhöflich, wenn ich ohne Erklärung einfach wieder ins Haus renne – am Ende beleidige ich damit seinen blauen Passat. Oder ihn. Aber ihn habe ich ja noch nicht einmal gesehen.
    Endlich! McTry macht das einzig Richtige: Er öffnet seine Autotür und sprintet durch die Fluten zu mir in den halbwegs trockenen Hauseingang. Er sagt schüchtern: »Hallo«, gibt mir verunsichert die Hand, dann zaubert er einen Regenschirm aus der Jackentasche. Blumen hat er keine dabei. Er fand den Regenschirm passender. Das finde ich klasse. Nett sieht er aus. Unspektakulär, aber nett. So wie sein Name: Steffen. So viel zum ersten Eindruck, es hätte viel schlimmer kommen können, ich bin also zufrieden.
    Wir machen uns auf den Weg zum Restaurant. Der Abend verläuft so weit, so gut. Wir reden viel, er fragt auch mal nach, und ich entspanne mich. Unglücklicherweise stellt sich schon nach wenigen Minuten heraus, dass der Weg von Haustür zum Auto das spektakulärste Ereignis des gesamten Dates bleiben soll. Vielleicht liegt es an seiner umständlichen und unlockeren Art zu bestellen. Vielleicht an der Frage: »Du rauchst aber viel, oder?« bei der dritten Zigarette in vier Stunden. Vielleicht an seinen Schuhen. Vielleicht daran, dass es nicht blinkt, funkelt oder kribbelt. Das wird es sein, denn alles andere, was ich zu bemängeln habe, sind vorgeschobene Gründe, und keiner weiß das besser als ich, denn ich könnte mir Pete Doherty schönreden, wenn ich es wirklich drauf anlegen würde. Es hat einfach nicht »boom« gemacht. Noch nicht mal »klick«.
    Ich werde nicht in tausend Stücke zerbersten vor Liebe. Nicht jetzt und nicht später. Nie. Verdammt. Ein bisschen traurig macht mich das schon. Ich weiß nicht, warum ich es weiß, aber es ist mir klar. Ist das zu früh? Noch vor dem Espresso? Eigentlich habe ich es schon beim ersten Blick gewusst. Das Erinnerungsfenster ist nicht angesprungen, so viel kann ich sagen. Ich kann keine Parallelen zu irgendeinem Exfreund ziehen, Steffen ist nicht unangenehm aufgefallen oder hat sich anderweitig disqualifiziert. Ich werde mich einfach nicht in ihn verlieben, und vielleicht sollte ich es ihm gleich sagen. Denn in solchen Situationen verlieben sich die Jungs immer in mich. Und ich weiß auch warum, weil ich dann ICH bin. Das ist ja eigentlich schön, ich wünschte nur, ich könnte ich bleiben, wenn ich jemanden toll finde. Fast wehmütig betrachte ich ihn und versuche, mich auf das zu
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