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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)
Autoren: Juli Rautenberg
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konzentrieren, was er sagt. Aber es macht mich traurig, dass ich diesen wirklich netten, vielleicht ein bisschen spießigen Mann nicht toll finden kann. Ich hätte es so viel leichter.
    Ich habe wohl geseufzt, denn unmerklich wird Steffen aufmerksam: »Ist alles in Ordnung?«
    (Ja, frag nicht so nett.) »Mhm.«
    Wir trennen uns freundlich, er verspricht anzurufen. Es gibt keinen Kuss zum Abschied, aber ein abwartendes Motorausstellen seinerseits. Ich reiche ihm die Hand. Eindeutiger geht’s nicht.
    Ich bin traurig. Ich fühle mich so, als wenn ich Feuer und Flamme gewesen wäre, er aber nichts von mir gewollt hätte. Es tut mir leid, dass ich ihn nicht gut fand, denn er ist zum Gutfinden. Aber eben leider nicht für mich. Wer ist denn gut für mich? Und wo treibt er sich rum?
    Die Kupplung ist im Leerlauf. Der nächste Gang wird hier nicht eingelegt. Und kurz bevor ich ins Bett gehe, kommt ein SCHLAF GUT per SMS. Ja, das beißt.
    Papa don’t preach
    Montag, 16. November um 17:47 Uhr
    Meine Eltern haben Lunte gerochen. Sie wissen von meinem Experiment, und, na klar: Sie mischen sich ein. Da ich ja unverkuppelbar zu sein scheine, verkündete mein Vater am Wochenende freudestrahlend, er habe in seinem Sportverein einen Mann für mich gefunden, und nicht nur das: Besagter Mann wolle mich kennenlernen! Machen wir uns nichts vor, das kann nur in die Hose gehen. Aber in einer Generation, in der Revolte kleingeschrieben wird, man froh ist, mit 30 nicht mehr finanziell von seinen Eltern abhängig zu sein und sich als Aufständischer fühlt, wenn man mal die Teetasse nicht in die Spülmaschine räumt, kommt man wohl kaum umhin, sich den Vorschlägen der Eltern zu fügen.
    Wer wird es sein? Wen wünschen sich meine Eltern für mich? Einen gut erzogenen, nach Möglichkeit erfolgreichen, netten, vermehrungswilligen, schwiegermutterfreundlichen, handwerklich begabten Akademiker, der sich gerne auch im Haus (vorrangig meiner Eltern) nützlich macht, dabei Klassik hört und den Abend mit einem guten Buch ausklingen lässt, aus dem er auch aus dem Stehgreif rezitieren kann. Jemand zum Vorzeigen, aber stinklangweilig. Jemand »Nettes«, ohne Ecken und Kanten. Auf jeden Fall jemand, bei dem es im Bett nicht knallt, sondern eher peinlich wird. Und selbstverständlich wird er einen Rentierpullover tragen. So viel ist sicher.
    Wir werden uns recht unspektakulär auf einen Kaffee in einem dieser angesagten Bistros treffen, in denen man auf weißen Lederhockern sitzt, das Lächeln aus Coolnessgründen bis auf Weiteres einstellt und den Latte macchiato zum Preis eines Kleinwagens trinkt.
    Keine Angst hat der Papa dir gesagt
    Samstag, 21. November um 19:23 Uhr
    Eines muss ich meinem Vater lassen: Schlecht sieht sein Auserwählter nicht aus. Im Bistro erkennt er mich sofort, und ich weiß nicht, ob ich das gut finden soll. Wie hat mein Vater, der der Ehrlichkeit zugetan ist, mich wohl beschrieben? »Na, also dünn isse nich.«
    Aber Daniel lächelt nett, wohl aufgrund der Vorwarnung, und reicht mir die Hand. »Hi, ich bin Daniel und sehr froh, dass du nicht die Frau am Ecktisch dort hinten bist!«
    Toll!! Man kann blöder starten. Zwei Stunden lachen und plaudern wir, werden ernst und dann wieder albern, teilen einen Muffin und die Leidenschaft für Schwarz-Weiß-Filme, singen uns gegenseitig die Hits der späten 90er vor und erklären einstimmig, dass die Welle »Schwarzer rappt, Weiße singt eingängigen Refrain ohne Sinn« zu spät und zu unbestraft endete.
    Mann, ist der umwerfend. Witzig. Charmant. Er sieht mich an und ich hoffe, ich sehe gut aus. Wir ziehen nach dem Kaffee noch weiter, gehen was essen, irgendwie passt alles. Kann das sein? Haben meine Eltern einen besseren Blick als ich? Wissen sie am Ende WIRKLICH, was gut für mich ist? Ich traue ihnen die üblichen Gesundheitstipps »Zieh dir Hausschuhe an/Setz dich nicht auf öffentliche Klobrillen/Pack den Schirm ein, es wird regnen« ja locker zu, aber bei lebenswichtigen Entscheidungen wie der Männerwahl habe ich sie bisher stets milde belächelt. Aber gut. Auch ein Genie kann sich irren. Gott sei Dank!
    Ich gehe beschwingt nach Hause. Ich ging, gestern. Heute warte ich. Ich warte wirklich auf den Anruf eines Mannes, mit dem mein Vater einmal in der Woche Squash spielen geht. Generationsübergreifend. Werde ich dann mittwochs mit seiner Mutter Rezepte tauschen? Ich warte.
    Auge um Auge
    Sonntag, 22. November um 19:43 Uhr
    Kein Lebenszeichen von Daniel. Heute Mittag einen
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