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Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Titel: Zwischen uns die Zeit (German Edition)
Autoren: Tamara Ireland Stone
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spät zu seinem Unterricht komme. » Hola, Señorita Greene«, sagt er und versucht streng zu schauen, als ich mich an ihm vorbeischleiche.
    » Hola, Señor.« Ich lächle entschuldigend und setze mich eilig an meinen Platz. Während ich meine Kursunterlagen aus dem Rucksack hole und nach einem Pfefferminzbonbon krame, versuche ich, meine Gedanken zu sortieren.
    Ich habe mir den Typen auf der Tribüne nicht eingebildet. Er ist real. Und er ist hier.
    Eine Flut von Fragen stürmt auf mich ein. Warum habe ich ihn erst jetzt gesehen und nicht schon heute früh vor Unterrichtsbeginn oder in den Pausen zwischen den Kursen? Was hat jemand, der neu in der Stadt ist, am Morgen seines ersten Tages an einer neuen Schule um Viertel vor sieben in der Eiseskälte auf der Tribüne des Sportstadions der Universität zu suchen? Und warum hat er mich morgens angelächelt, als würde er mich kennen, läuft dann aber ein paar Stunden später an mir vorbei, als hätte er mich noch nie im Leben gesehen? Oder war er einfach zu sehr ins Gespräch vertieft, um mich zu bemerken? Ich würde zu gern wissen, wie er reagiert, wenn er mich hier wiedersieht. Wird er mich ansprechen? Erfahre ich dann vielleicht, wie er es geschafft hat, so spurlos zu verschwinden?
    Mitten in meine Grübeleien hinein lässt Alex sich lässig in den Stuhl neben mir fallen und packt seine Bücher aus.
    » Sie sind zu spät, Señor Camarian«, tadelt ihn unser Spanischlehrer kopfschüttelnd.
    » Tut mir echt leid, Señor Argotta, aber ich musste noch schnell was Dringendes erledigen«, antwortet Alex, dann beugt er sich zu mir rüber und lässt sein berühmtes Zahnpastalächeln aufblitzen. » Hola, Anna. Qué tal?«
    Ich verdrehe grinsend die Augen. » Hey, Alex.«
    Er will gerade noch etwas sagen, als Argotta sich vernehmlich räuspert und kurz in die Hände klatscht. » Silencio, por favor! Ich möchte Ihnen einen neuen Schüler vorstellen.« Ich sehe nach vorn und mir stockt der Atem. » Sein Name ist Bennett Cooper.« Argotta legt eine Kunstpause ein, während der Neue von einem Fuß auf den anderen tritt und das Gewicht seines Rucksacks auf der Schulter verlagert. » Bitte heißen Sie unseren neuen amigo willkommen und sorgen Sie dafür, dass er sich hier bei uns wie zu Hause fühlt.« Argotta deutet auf einen freien Platz in der Reihe hinter mir. » Setzen Sie sich, Señor Cooper. Und jetzt Ihre Aufsätze, bitte.«
    Zwanzig neugierige Augenpaare folgen dem Neuen, als er zu seinem Platz geht, kurz darauf setzt geschäftiges Rascheln ein, als alle ihren Aufsatz über die Auswirkungen des Beitritts Spaniens zur EU hervorkramen. Nur ich sitze immer noch wie gebannt da und kann einfach den Blick nicht von ihm abwenden. Bennett. Er heißt Bennett.
    Er starrt auf sein Spanischbuch, als wäre ihm die Aufmerksamkeit peinlich, aber nach ein paar Sekunden hebt er den Kopf und schaut sich im Urzeigersinn im Klassenraum um, bis er mir plötzlich direkt in die Augen sieht.
    Ich spüre, wie ich rot werde, und lächle verlegen, sehe ihn jedoch weiter an, weil ich auf irgendein Zeichen des Wiedererkennens in seinem Gesicht warte, stattdessen lächelt er nur schüchtern und kaum wahrnehmbar zurück.
    So wie man jemanden anlächelt, den man noch nie zuvor gesehen hat.
    Okay, ich trage meine Schuluniform. Aber es kann eigentlich nicht sein, dass ich darin so viel anders aussehe als in meinen Laufklamotten. Warum tut er so, als würde er mich nicht erkennen? Mir wird bewusst, dass ich ihn immer noch anstarre, und ich drehe mich peinlich berührt um, beuge mich vor und wühle in meinem Rucksack, als würde ich dort etwas Wichtiges suchen. Dabei fallen mir ein paar Haarsträhnen ins Gesicht und kitzeln mich an der Nase. Als ich mich wieder aufrichte, drehe ich meine Locken rasch zu einem Knoten zusammen und stecke sie mit einem Bleistift fest.
    Zwanzig Minuten später reißt mich Señor Argotta aus meinen Gedanken, indem er in die Hände klatscht und uns auffordert, uns in vier Arbeitsgruppen aufzuteilen. Als ich auf mein Heft blicke, stelle ich fest, dass ich die Seiten mit Wörtern, Sätzen und Konjugationstabellen gefüllt habe, was mich sehr überrascht, weil ich kein Wort von dem, was er bis jetzt gesagt hat, mitbekommen habe. Er deutet auf Courtney Breslin, die in der ersten Reihe sitzt. » Durchzählen, Señorita, por favor.«
    » Uno.« Das Abzählen beginnt und jeder Schüler ruft seine Zahl, bis schließlich ich an der Reihe bin.
    » Cuatro«, sage ich und halte dann gespannt
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