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Zwischen Macht und Verlangen

Zwischen Macht und Verlangen

Titel: Zwischen Macht und Verlangen
Autoren: Nora Roberts
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versteht.
    Ein amüsiertes Lächeln huschte über Shelbys Gesicht. „Jetzt musste ich wohl gestehen, dass ich überrascht bin, Sie hier zu sehen, Senator“, sagte sie. „Es war doch Ihre Absicht, mich zu überraschen, oder?“
    Alan nickte zustimmend. „Sie arbeiten hart“, stellte er fest und schaute beziehungsvoll auf Shelbys tonverschmierte Hände. „Anscheinend verbrauchen die Künstler im gleichen Maße Energie wie Artisten bei einem Auftritt, wenn der Adrenalinspiegel in die Höhe schnellt. Ich muss sagen, Ihr Laden gefällt mir.“
    „Danke!“ Das Kompliment hatte ehrlich geklungen, und Shelby zeigte offen ihre Freude darüber. „Sind Sie gekommen, um sich umzusehen?“
    „Gewissermaßen.“ Alan widerstand der Versuchung, noch einmal einen Blick auf Shelbys Beine zu werfen, die viel länger und hübscher waren, als er sie sich vorgestellt hatte. „Aber anscheinend hab’ ich die verkehrte Zeit erwischt. Als ich kam, war Ihr Assistent gerade dabei, die Vordertür abzuschließen. Das soll ich Ihnen übrigens von ihm ausrichten.“
    „Es ist praktisch, wenn man beim Geschäft wohnt“, meinte sie leichthin. „Man kann öffnen und schließen, wie’s einem passt. Sehen Sie sich ruhig hier um, während ich mich wasche.“
    „An sich hatte ich an etwas anderes gedacht…“ Alan griff vorsichtig in Shelbys zusammengebundenes Haar und spürte, wie weich es sich anfühlte. „Wie wäre es, wenn wir zusammen essen gingen? Sie haben doch sicher noch nichts zu sich genommen.“
    „Das stimmt“, gab Shelby zu, „aber trotzdem möchte ich nicht mit Ihnen ausgehen, Senator.“ Mit großzügiger Handbewegung wies sie auf die Regale: „Interessiert Sie vielleicht eine Vase im orientalischen Stil? Oder ein Aschenbecher?“
    Alan trat einen Schritt näher. Shelbys offensichtliche Ruhe und Beherrschtheit gefiel ihm. Gleichzeitig reizte ihn der Versuch ungemein, beides zu erschüttern. Deshalb bin ich ja hierher gekommen, dachte er und sagte: „Wir könnten etwas besorgen und hier bei Ihnen bleiben, ich bin nicht anspruchsvoll.“ Seine Hand glitt spielerisch unter ihr Haar auf den Nacken.
    „Alan!“ Shelby seufzte übertrieben und bemühte sich, die wohligen kleinen Schauer, die bei seiner Berührung über ihren Rücken liefen, nicht zu beachten. „Ihr Beruf ist die Politik, davon verstehen Sie etwas: Außenpolitik, Haushaltspolitik oder Verteidigungspolitik. Meine Politik habe ich Ihnen gestern erklärt.“
    „Mmmm.“ Wie schlank ihr Hals ist! dachte Alan. Wenn sich die Haut hier schon so gut anfühlt, wie zart muss sie erst unter der Schürze und dem T-Shirt sein.
    „Dann gibt’s also kein Problem.“ Shelbys Stimme sollte energisch klingen, was jedoch nicht recht gelingen wollte. Die Schärfe in ihrem Ton musste verbergen, dass Alan auf dem besten Weg war, ihre Verteidigungslinie zu durchbrechen. „Sie sind sicher zu intelligent, als dass man Ihnen etwas zwei Mal sagen muss.“
    Mit leichtem Druck zog Alan Shelby näher an sich. „Es gehört zu den üblichen Prozeduren, dass man seine Politik von Zeit zu Zeit ändert.“
    „Wenn ich meine ändere, werde ich es Ihnen …“ Shelby hatte ihre Hand gegen seine Brust gelegt, um ihn zu bremsen. Im selben Augenblick dachten beide an Shelbys nasse, schmutzige Finger, und sie blickten gleichzeitig erschrocken auf sein Hemd. Shelby lachte zuerst los, und ihre Blicke trafen sich. „Das geschieht Ihnen recht!“ rief sie übermütig.
    Alans Augen leuchteten auf. Ihr Gesicht war in diesem Moment zum Küssen hübsch! Mit gespieltem Ernst schaute er auf den deutlichen braunen Abdruck von fünf Fingern unmittelbar über seinem Herzen.
    „Das könnte ein neuer Modegag werden“, sagte Shelby. „Wir sollten das Muster ganz schnell patentieren lassen. Was meinen Sie?“
    „Keine schlechte Idee.“ Alan betrachtete wieder sein Hemd und dann ihre lachenden Augen. Der Fleck war den Spaß wert. „Es würde aber mit viel Papierkram verbunden sein.“
    „Damit dürften Sie Recht haben. Und weil ich es ablehne, noch zusätzliche Formulare auszufüllen, vergessen wir es lieber.“ Shelby wandte sich ab und schrubbte ihre Hände und Arme unter fließendem Wasser an einem breiten doppelten Spülbecken.
    „Ausziehen!“ forderte sie Alan auf. „Man muss den Ton entfernen, bevor er angetrocknet ist.“ Ohne seine Reaktion abzuwarten, nahm sie sich ein Handtuch und ging zum Brennofen, um dort die Temperatur zu kontrollieren.
    Alan war einigermaßen verblüfft.
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