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Zwischen Macht und Verlangen

Zwischen Macht und Verlangen

Titel: Zwischen Macht und Verlangen
Autoren: Nora Roberts
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reichte Alan seinen Drink.
    „Wie lange leben Sie schon hier?“ fragte er.
    „Ungefähr drei Jahre.“ Shelby ließ sich auf das Sofa fallen, zog die Beine hoch und hockte sich hin wie ein Indianer. Auf dem Tisch davor lag eine Schere mit orangefarbenem Griff, die Washington Post – aufgeschlagen beim Comic -Teil –, ein einzelner Saphirohrclip, allerlei ungelesene Post und eine Macbeth-Ausgabe, die recht abgegriffen war.
    „Ich habe gestern nicht sofort geschaltet“, sagte Alan und setzte sich neben Shelby. „Robert Campbell war Ihr Vater?“
    „Ja, das stimmt.“ Shelby nippte an ihrem Drink. Der Scotch war gut, braun und milde. „Kannten Sie ihn?“
    „Nicht persönlich. Ich besuchte noch das College, als er getötet wurde. Aber gehört habe ich viel über ihn. Natürlich wurde ich Ihrer Mutter vorgestellt. Sie ist eine bemerkenswerte Frau.“
    „Ich hab’ mich oft gewundert, warum sie nie selbst kandidiert hat, sie liebte das Leben mit Vater sehr.“
    War da ein Unterton von Verdruss zu hören gewesen in Shelbys Stimme? Alan nahm sich vor, gelegentlich danach zu fragen. „Sie haben einen Bruder, wenn ich recht informiert bin?“
    „Grant meinen Sie? Ja, er ist1 aber nur sehr selten hier in Washington. Er zieht den Frieden und die Abgeschiedenheit von Maine vor. Wir scheinen beide nicht den Ehrgeiz für eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst geerbt zu haben.“
    „Warum sind Sie so bitter?“ Alan spürte das Seidenkissen kühl und weich an seinem Rücken. Sicher würde Shelbys Haut sich ähnlich anfühlen.
    „Die berühmte Hingabe an das Volk, Vorliebe für Papier krieg und natürlich ein Hauch von Macht.“ In Shelbys Ton lag jetzt deutlich Arroganz und ein wenig Verachtung.
    „Was ist dagegen zu sagen?“
    „Mich geht nur mein eigenes Schicksal an, in das anderer Menschen will ich mich nicht einmischen.“
    Alan, spielte mit dem Lederband an Shelbys Nacken, bis sich der Knoten löste. War er zum Debattieren gekommen? Musste er sich hier verteidigen? Shelby schwieg, als ihre offenen Haare über ihren Rücken hinabfielen. Wie selbstverständlich saßen sie und Alan nebeneinander, beide nur leicht bekleidet, und unterhielten sich tiefernst über das Leben.
    „Vielleicht ist Ihr Hemd trocken, ich werde nachsehen.“ Shelby machte Anstalten, sich zu erheben. Aber Alan hielt ihr Haar fest. Als sie ihm den Kopf zudrehte, blickte sie direkt in die forschenden dunkelblauen Augen.
    „Sie sollten sich daran gewöhnen, dass sich zwischen uns etwas anspinnt, Shelby!“
    „Alan, ich sagte Ihnen bereits, dass da nichts läuft! Nehmen Sie’s nicht persönlich.“ Jetzt lächelte sie. „Sie sind sehr attraktiv. Aber ich bin einfach nicht interessiert“, erklärte sie und bemühte sich, kühl und beherrscht zu wirken.
    „Tatsächlich nicht?“ Mit seiner freien Hand umspannte Alan ihr Handgelenk. „Ihr Puls rast.“
    Ärgerlich schob Shelby das Kinn vor, ihre Augen blitzten ihn an. „Eingebildet sind Sie wohl gar nicht, was? Ich hole jetzt Ihr Hemd.“
    Ein Kuss nur, überlegte er, und ich bin zufrieden. Widerspenstige, aggressive Frauen sind nie mein Fall gewesen.
    Und zu denen gehört Shelby mit Sicherheit. Ein Kuss also, und das wär’s dann.
    Auf so viel Hartnäckigkeit war Shelby nicht gefasst gewesen. Aber auch nicht auf ihre eigene Reaktion, als sie seinen Atem auf ihrem Mund spürte. Trotzdem – nachgeben durfte sie nicht. Sie seufzte, als fühlte sie sich belästigt. Wenn der Senator von Massachusetts bei einer freischaffenden Töpferin sein Glück versuchen will, bitteschön: Einen Kuss kann er haben, dass ihm Hören und Sehen vergeht. Anschließend schnüre ich ihn zum Paket zusammen und setze ihn vor die Tür!
    Aber Alan berührte ihre Lippen noch nicht, er sah sie nur an. Ganz langsam kam er näher, Shelby schloss die Augen und wartete. Erst berührte Alan ihren Mund mit der Zungenspitze, tastete und liebkoste, bis jeder Widerstand in Shelby erstarb. Dann war sein Gesicht über ihr, und im gleichen Moment loderte zwischen ihnen Leidenschaft auf, die beide erschreckte.
    Shelby nahm all ihre Kraft zusammen und drehte das Gesicht zur Seite. „Alan, bitte!“wisperte sie. „Es ist genug.“
    „Durchaus nicht“, widersprach er und drückte sie fest auf die bunten Seidenkissen. Shelby erschrak über den Sturm der Empfindungen in ihrem Körper. Nichts hätte sie lieber getan, als sich Alans fordernder Zärtlichkeit hinzugeben.
    „Sie sollen aufhören!“ Ihre Augen waren dunkelgrau, die
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