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Zwischen Licht und Dunkel

Titel: Zwischen Licht und Dunkel
Autoren: Ursula Spitzbart
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vorstellen, beispielsweise Sean Connery mit einer anderen als seiner eigenen, verführerischen Stimme sprechen zu hören.
    Die gleiche Regel gilt fürs Kino – ebenfalls eine effektive Waffe im Kampfprogramm gegen den langen Winter. Von Kinderfilmen abgesehen, werden auch die Kinoproduktionen in Originalsprache gezeigt, wie das in vielen Ländern mit kleiner Bevölkerung üblich ist. Die Krönung war diesbezüglich für mich tiefbayerischer Dialekt mit isländischen Untertiteln in Hans Steinbichlers Winterreise . Das Reykjavík International Film Festival (RIFF) , ein erfreuliches Herbstereignis mit Dutzenden von Filmen der besonderen Art, hatte mir vor ein paar Jahren den Streifen beschert. Im allgemeinen ist im Island-Kino allerdings der internationale Standard inklusive Hollywood- Krachern und natürlich Harry Potter zu sehen.
    Der Isländer unter den Kinobesuchern ist leicht zu erkennen. Er kommt im letzten Moment oder zu spät, ausgerüstet mit einer enormen Portion Cola und Popcorn. Das raschelt so schön. Demjenigen, der Isländisch kann und deshalb dank der Untertitel nicht aufs Zuhören angewiesen ist, macht der berühmte Popcorn-Geräuschpegel nichts aus. Was die Platzwahl angeht, werden Stefán und ich uns auch nach Jahren nur zögerlich einig. Ihn zieht es in die vorderen Sitzreihen, ich will nach hinten, wo die Plätze wenigstens in Deutschland teurer und folglich besser sind. Auf Island dagegen ist bei freier Platzwahl der Preis überall gleich. Meistens finden wir unseren Kompromiss in der Mitte. Mein erster isländischer Kinobesuch verwirrte mich. Mittendrin und unerwartet ging die Beleuchtung an und ein Großteil der Besucher verließ fast fluchtartig den Raum. Feueralarm? Oder Filmriss? Nein, es war schlicht und einfach Pause, ein fester Programmpunkt, der meines Erachtens vor allem dazu dient, sich mit einer neuen Portion an Snacks amerikanischen Ausmaßes einzudecken. Der Isländer marschiert im Durchschnitt sieben Mal pro Jahr ins Kino. Allein in und um Reykjavík könnte er sich hierfür theoretisch jedes Mal einen anderen Kinokomplex aussuchen.
    Fünf isländische Filmproduktionen feiern im Durchschnitt jedes Jahr Kinopremiere und erstaunlich viele von ihnen schaffen den Sprung auf internationale Filmfestivals fern des Heimatbodens. Ein bisschen Werbung will ich mir erlauben, denn für originales Islandkino bin ich zu haben. Es hebt sich wohltuend vom oft so üblichen Einerlei ab. Auch wenn isländischer Filmgenuss vielleicht nicht immer in deutscher Sprache erhältlich ist, so retten doch nach Island-Art Untertitel zumindest auf englisch über fehlende Isländischkenntnisse hinweg.
    Wahrscheinlich war es das Meisterwerk Börn náttúrunnar (Kinder der Natur; 1991), das Island auf die Weltkarte der Filmemacher brachte. Es war als bester ausländischer Film für den Oscar nominiert. Dass es letztendlich zur Auszeichnung nicht reichte, tut der Sache keinen Abbruch. Die Handlung des Filmes klingt einfach, ist aber keineswegs nur amüsant: Ein Pärchen reißt aus dem Altersheim aus. Vom gleichen Regisseur, Friðrik Þór Friðriksson, stammt auch Fálkar (Islandfalken; 2002): Simon kehrt nach vielen Jahren aus den USA nach Island zurück, wo eine junge Frau seinem Leben auf sehr unkonventionelle Weise eine Wendung gibt. Auch Baltasar Kormákur ist als Filmregisseur unverwüstlich. Mit 101 Reykjavík (2000) gelang ihm seinerzeit das Regiedebüt, der Geschichte des jungen Hlynur, der mit seinem Leben nichts Rechtes anzufangen weiß. Ebenso unter Baltasars Obhut entstand Mýrin (Der Tote aus Nordermoor; 2006), die Verfilmung des fast gleichnamigen und erwähnten Islandkrimi-Bestsellers. Sie lief bereits mehrfach im deutschen Fernsehen. Die Rolle von Kommissar Erlendur ist mit Ingvar Eggert Sigurðsson glänzend besetzt, der in kaum einem isländischen Film fehlt. Er trägt als bislang einziger die fünffache Auszeichnung „Schauspieler des Jahres“. Eine dieser Eddas , so der Name des isländischen Filmpreises, verdankt er besagtem Kommissar Erlendur.
    So wie die Vereinigten Staaten nämlich ihren Oscar vergeben und Deutschland das Bambi, trifft und zeigt sich jedes Jahr im Herbst die Island-Prominenz zur Edda-Verleihung. Bester Film, beste(r) Hauptund Nebendarsteller/in, bestes Drehbuch, beste Kamera und so weiter. Natürlich lassen auch wir uns die Live-Übertragung im Fernsehen nicht entgehen. Im Zuge der Edda-Verleihung 2007 ließ man durchblicken, dass eine zweite Erlendur-Verfilmung bereits
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