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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer
Autoren: Verkauftes Sterben
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seine bequeme Haltung aufgegeben, stützte den Kopf auf beide Hände und hörte aufmerksam zu.
    »Der Täter wollte jemanden warnen. Sehr eindringlich warnen. Nach dem Motto: Wenn du nicht dies oder das tust…
    wir können auch anders. Zum Beispiel dein Haus in die Luft jagen.«
    »Dein Haus?«, hakte Baumann nach. »Du meinst, der Täter wollte den Apothekern drohen?«
    »Oder Theo Bauer.«
    »Der ja eigentlich an diesem Wochenende nicht da sein wollte.«
    Sein Vorgesetzter grinste. »Willkommen im Klub erfolgreicher Kriminalbeamter. Nicht nur die Explosion war unbeabsichtigt, sondern auch der Tod Theo Bauers.« Er betätigte erneut den Rekorder. »Achte genau auf die Aussprache.«
    Baumann lauschte. »Er spricht das R rollend aus, irgendwie hart, so wie die Leute in Süddeutschland…«
    »Bayern«, triumphierte Brischinsky. »Ich bin sicher, der Anrufer stammt daher. Wir gehen folgendermaßen vor: Du schickst das Band zum LKA, die sollen eine Sprachanalyse machen. Dann entlockst du dem Computer alles, was wir über Bauer und die Lehmanns haben.«
    »Und was unternimmst du?«
    Brischinsky tauschte den Pantoffel gegen einen Turnschuh.
    »Ich fahre zur Gerichtsmedizin und mache den Brüdern Dampf. Und vorher besorge ich eine neue Kaffeemaschine.
    Sonst machen Pauly und Kossler noch Ärger.« Brischinsky stand auf und humpelte zur Tür.
    »Wie geht es deinem Fuß?«, erkundigte sich Baumann automatisch.
    »Bestens, wie du siehst. Ich starte morgen beim Polizeisportfest über zehntausend Meter.«
     
    Mit einem Knall fiel die Bürotür ins Schloss.
    Es war kurz vor Mittag, als der Hauptkommissar mit einem Aktenordner unter dem Arm wieder in ihr Büro schlich. Er ließ sich schwer atmend auf seinen Stuhl fallen und warf die Unterlage auf die Schreibtischplatte. Dann machte er sich daran, den rechten Turnschuh auszuziehen.
    Baumann fielen die Vorhaben seines Chefs wieder ein. »Ist die Kaffeemaschine noch im Auto? Soll ich sie…«
    »Scheißteil.« Mit schmerzverzerrtem Gesicht zog der Hauptkommissar seinen Strumpf aus. »Beginnt heute der Sommerschlussverkauf? In dem Elektrogroßmarkt im Lörhofcenter war die Hölle los.«
    »Die haben ‘ne Werbewoche. Alles um zwanzig Prozent runtergesetzt. Ich wollte dort nach Dienstschluss nach einer Digitalkamera gucken, weil…«
    »Vergiss es. Da treten sie dich platt.« Brischinsky wickelte den Verband von seinem Fuß.
    »Also keine Kaffeemaschine?«
    Der Hauptkommissar schüttelte genervt den Kopf. »Schon vor dem Eingang stauten sich die Leute. Und in dem Gedränge ist mir dann so ein Elefant auf meinen Fuß gelatscht.« Er starrte entsetzt auf die Wunde. »Scheiße.«
    Baumann, der die Aktivitäten seines Chefs verfolgt hatte, war aufgestanden und um den Schreibtisch herumgekommen. »Das sieht nicht gut aus. Du solltest zum Arzt gehen.«
    »Und dann? Ein Schild unten an die Tür hängen: Kripo wegen Krankheit geschlossen? Steht noch der alte Verbandskasten im Schrank?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Hol ihn bitte. Und Jod.«
    Heiner Baumann fand das Gesuchte unter Akten, die schon seit Monaten ins Archiv gehörten. Besorgt musterte er die Verletzung Brischinskys. Die Wunde hatte sich anscheinend entzündet. Die Ränder waren dunkelrot, erste Eiterpocken bildeten sich und die Verletzung blutete leicht. Der Fuß war stark geschwollen.
    »Und du willst wirklich nicht…?«
    »Nein. Drauf mit dem Jod und neu verbinden. Dann geht es schon wieder.«
    Baumann zuckte mit den Schultern. »Wie du meinst.«
    Der Hauptkommissar ertrug die Behandlung mit zusammengepressten Zähnen und schlüpfte anschließend wieder in den Pantoffel.
    »Hier ist der Bericht der Gerichtsmediziner. Der Explosionsdruck und der anschließende Aufprall auf die Betonwand haben das Opfer zerschmettert. Kaum ein Knochen ist heil geblieben. Er hat zu seinem Glück nichts mehr gemerkt. Die Leiche lag teilweise unter Schutt begraben, was zu weiteren Verletzungen geführt hat.« Brischinsky grinste gequält. »Da geht es mir ja noch richtig gut. Der Tote hat die Blutgruppe A positiv. Er war Mitte sechzig, etwa ein Meter fünfundsiebzig groß und rund achtzig Kilo schwer.« Er sah an sich herunter. »Fast zu beneiden. Na ja, wenigstens ist sein Gebiss einigermaßen vollständig. Mit den Fotos und der Beschreibung der Teilprothese, die er im Mund hatte, dürfte es wohl gelingen, ihn einwandfrei zu identifizieren. Jemand muss die Zahnärzte in der Stadt abklabastern.« Er dachte einen Moment nach. »Nein, warte. Wir können
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