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Zweyer, Jan - Rainer Esch 01

Zweyer, Jan - Rainer Esch 01

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 01
Autoren: Glück ab Glück auf
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Recklinghausen. »Glück auf. Ich möchte zur Personalabteilung.«
    »Auf.« Der Pförtner verschluckte das erste Wort des traditionellen Bergmannsgrusses. »Da wirste jetzt aber noch kein Glück haben. Komma inner Stunde wieder. Dann is vielleicht jemand da.«
    Der junge Türke überlegte, ob er die Kantine des Bergwerkes aufsuchen sollte, um dort zu frühstücken, entschied sich dann aber anders. Seinen Kadett ließ er auf dem Parkplatz der Zeche stehen und machte sich über die Herner Straße auf den Weg in die Innenstadt.
    Die ersten Berufspendler waren bereits unterwegs, so daß auf dem Kaiserwall schon einiger Verkehr herrschte. Auf dem Rathausvorplatz legten die Markthändler letzte Hand an ihre Verkaufsstände, und Kaya betrachtete einige Zeit das imponierende Recklinghäuser Rathaus, auf das die Stadtväter zu Recht stolz waren.
    Einige Meter weiter fand er auf der rechten Straßenseite ein kleines Café, das leider noch geschlossen war. Bären Café, las Cengiz über der Eingangstür. Schließlich sah er den Hauptbahnhof vor sich. Er ging in die Bahnhofshalle, betrat den Zeitschriftenladen und kaufte die WAZ. Auch die Bahnhofskneipe hatte noch geschlossen.
    Mit der Zeitung unter dem Arm verließ er den Bahnhof.
    Mittlerweile hatte es leicht zu nieseln begonnen.
     
    Leise fluchend schlug der Bergmann den Kragen seines Trenchcoats höher und machte sich auf den Rückweg zum Pütt.
    Eine halbe Stunde später stand er erneut vor dem Pförtner, der ihn sofort wiedererkannte.
    »Geh ma da durch, dann die Treppe hoch und links. Dritte Tür rechts.« Der Pförtner zeigte auf eine breite, zweiflügelige Glastür.
    »Danke.«
    An der Tür stand Personalleitung. Und darunter H. Meiner.
    Cengiz Kaya klopfte und betrat das Zimmer. Der Raum war etwas überheizt und recht einfach möbliert. Links an der Wand stand eine Reihe Schränke, einer davon aus Metall. Mitten im Raum befand sich ein Schreibtisch, der auch schon mal bessere Zeiten gesehen hatte, rechts daneben ein weiterer Tisch.
    Darauf eine Schreibmaschine, noch mit manuellem Typenanschlag. Museumsreif, dachte Cengiz. Rechts an der Wand waren ebenfalls niedrige Schränke, über denen mehrere Luftbildaufnahmen von Schachtanlagen hingen.
    »Glück auf.«
    »Glück auf«, antwortete ein Mann, von dem der Türke vermutete, daß es sich um Meiner handelte.
    »Mein Name ist Cengiz Kaya. Ich bin hierhin verlegt worden.
    Montag soll ich anfangen. Ich wollte nur mal fragen…«
    »Stammnummer?« unterbrach ihn der Personalleiter. »Cengiz Kaya, so wie man’s spricht?« Er stand auf, öffnete den Metallschrank und zog eine Hängeregistratur heraus.
    »1212684432. Ja, genau so.«
    Meiner fingerte einen Hängeschnellhefter heraus und blätterte darin, während er sich zu seinem Schreibtisch zurückbewegte. »Ja, stimmt. Montag. Frühschicht. Revier 32.
    Meldest dich morgens beim schichtführenden Steiger. Der gibt dir dann auch einen Kauenplatz, zeigt dir, wo dein Filter und deine Lampe sind. Bis dann.«
    Der Personalleiter klappte die Akte zusammen, warf sie auf einen Stapel anderer Mappen gleicher Farbe und widmete sich wieder seiner Aktenlektüre.
    Cengiz wartete.
    Meiner sah auf. »Is noch was?«
    »Ja, ich wollte mal fragen, also kann ich, ist eigentlich im Wohnheim noch ein Zimmer frei? Wenn’s geht, ein Einzelzimmer.«
    »Warum sagst du das denn nicht gleich«, maulte sein Gegenüber. »Warte mal.«
    Er griff zum Telefonhörer. »Meiner. Sag mal, ich hab hier einen Türken, der vom Niederrhein verlegt wird. Habt ihr noch was im Heim? Alleine? Gut. Ich schick ihn rüber. Danke.
    Auf.«
    Meiner wandte sich an Kaya. »Weißt du, wo das Wohnheim ist?«
    Der Türke schüttelte den Kopf.
    »Also gut. Wenn du beim Pförtner rausgehst, hältst du dich rechts, als ob du in die Stadt willst.«
    Cengiz Kaya nickte.
    »Hinter der Bahnunterführung dann links, die nächste rechts und die zweite wieder links. Das ist der Grüne Weg. Das Heim ist nach ein paar hundert Metern auf der rechten Seite. Kannste gar nicht verfehlen.« Er griff erneut zu Kayas Akte und machte eine Notiz.
    »Danke. Bis dann. Glück auf.«
    Als Cengiz das Zimmer verließ, stieß er fast mit einem anderen Mann zusammen.
    »Entschuldigen Sie. Ich suche die Personalabteilung.«
     
    »Sie stehen genau davor.«
    »Ah, ach ja. Vielen Dank.«
    »Bitte.«
    Den Treffpunkt Grüner Weg, so hieß das Wohnheim des Bergwerks, fand der Türke ohne Schwierigkeiten. Nachdem der Heimleiter seinen Namen und seine Stammnummer
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