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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer
Autoren: Georgs Geheimnis
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Kisten, die zum Beispiel hier und da in Büros rumstehen.«
    Esch reagierte nicht auf die Anspielung. »Zahlt das Arbeitsamt die Umschulung?«
    »Nein, das Unternehmen. Erst die Qualifizierung, später bekomme ich eine Übergangshilfe, die mir den Start in die Selbstständigkeit erleichtern soll.«
    »Wie lange dauert denn diese Qualifizierung?«, wollte Elke wissen.
    »Etwa ein Jahr.«
    »Und der Bergbau zahlt dir so viel Knete, dass du ‘ne Firma gründen kannst?« Rainer war skeptisch.
    »Eine Starthilfe. Für die ersten Monate.«
    »Nobel.« Damit war für Rainer das Thema erledigt.
    Erfolgloser Selbstständiger war er schließlich auch. Zu seinen Maximen gehörte die Überzeugung, dass jeder Mensch seine eigenen Fehler machen musste. Ein Computerladen! Die jeweiligen Besitzer solcher Geschäfte gaben sich in der Recklinghäuser Innenstadt die Klinke in die Hand. Aber wenn Cengiz meinte…
    Beim türkischen Mocca und der Verdauungszigarette folgte schließlich Rainers großer Auftritt. »Ich habe gestern mit Lorsow gesprochen.«
    »Was hast du?« Elke sah ihn entgeistert an. »Warum hast du mir nichts davon erzählt?«
    »Das tue ich doch gerade.«
    Die Anwältin schüttelte verständnislos den Kopf.
     
    »Das war wie auf einem Basar. Ich habe als Nebenklägervertreter 100.000 Mark Schmerzensgeld gefordert und Lorsow hat 5.000 angeboten. Ich habe natürlich abgelehnt.«
    »Lorsow hat dir 5.000 Mark angeboten?« Elke Schlüter war völlig überrascht. »Wofür?«
    »Das habe ich ihn später auch gefragt. Ihm täten die Hinterbliebenen Leid. Außerdem könne er sich keinen Skandal leisten.«
    »Stimmt«, bemerkte seine Freundin leise.
    »Als ich Lorsow sagte, dass Pawlitsch Beweise dafür gehabt habe, dass sein Vater ein Nazimörder sei, ist Lorsow umgefallen und war gesprächsbereit. Ich habe mich mit ihm für morgen verabredet. Nur den Ort und die genaue Uhrzeit musste ich ihm noch mitteilen.«
    »Musste? Du hast also…«
    »Heute noch mal mit ihm, also seinem Büro, gesprochen, ja.
    Und mich für vier Uhr nachmittags verabredet.«
    Elke war fassungslos. »Warum weiß ich nichts davon?«
    »Woher soll ich das wissen? Möglicherweise erzählt der saubere Herr Lorsow seinen Anwälten nicht alles?«
    »Scheiße.«
    »Und was willst du mit diesem Gespräch erreichen?« Cengiz, der bis jetzt nur aufmerksam zugehört hatte, hatte die Frage gestellt.
    »Was wohl?«
    »Denkst du an eine Art Geständnis?«
    »Sehr scharfsinnig. Genau das.«
    Elke schnappte nach Luft. »Rainer, du bist vollständig bekloppt.«
    Das entsprach aufs Wort auch Cengiz’ tiefster Überzeugung.
    »Warum sollte Lorsow irgendetwas gestehen? Und dann auch noch dir?«
     
    »Ich hatte ihn doch schon am Telefon fast so weit. Er glaubt, es gehe mir um die Knete. Schweigegeld sozusagen. Wenn ich ihm persönlich gegenüberstehe, wird er sich sicher verplappern. Und dann habe ich ihn.«
    »Blödsinn.« Elke Schlüter goss ihr Glas voll. »Selbst wenn deine Vermutung richtig ist, du hast doch keinen Beweis. Auch nicht, wenn Lorsow, was ich im Übrigen bezweifele, dir gegenüber tatsächlich eine Bemerkung machen würde, die ihn belasten könnte. Wer würde dir glauben? Die Polizei?«
    »Sie werden es wohl müssen. Ich habe mir ein elektronisches Aufnahmegerät besorgt. Sehr leistungsstark und sehr klein.
    Dazu das passende Mikro für die Jackentasche. Ich schneide unser Gespräch mit.«
    »Kojak lässt grüßen.« Cengiz schüttelte den Kopf.
    »Unterstellen wir, dass du Recht hast. Dann solltest du zur Polizei gehen.«
    »Ohne Beweise? Elke hat selbst gesagt…«
    »Sollen die doch Lorsow in die Mangel nehmen.«
    Elke Schlüter platzte los: »Rainer, das ist zu gefährlich.« Sie sah ihn flehend an.
    »Wieso gefährlich? Eben hast du gesagt, du glaubst nicht daran, dass Lorsow etwas mit der Sache zu tun hat. Warum soll es dann gefährlich sein, mit ihm zu reden?«
    »Schon. Aber…«
    »Was aber? Bist du dir doch nicht mehr so sicher?«
    Sie schwieg.
    »Elke, ich bitte dich nur darum, nicht mit deinem Vater oder Lorsow über meinen Plan zu sprechen. Geht das in Ordnung?«
    Sie nickte.
    »Gut.« Rainer steckte sich eine weitere Zigarette an. »Cengiz, wie gesagt, ich brauche deine Hilfe.«
     
    Sein Freund hob abwehrend beide Hände. »Das habe ich befürchtet.« Dann trank er sein Glas mit einem Zug aus. »Und wenn ich es nie wieder tue. Was soll ich machen?«
     
    40
    Am Freitagnachmittag kurz vor vier Uhr saß Cengiz Kaya in seinem schon recht
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