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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel
Autoren: Janet Evanovich
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Besichtigung des Anwesens war mir bis jetzt nicht vergönnt gewesen, aber ich nahm an, daß die zur Einbalsamierung der Leichname benötigte Ausrüstung ebenfalls dort aufbewahrt wurde.
    Ich parkte auf der Straße und lief um den Wagen herum, um Grandma Mazur beim Aussteigen behilflich zu sein. Sie hatte sich überlegt, daß sie aus Sergie Morelli bestimmt nichts herausbekommen würde, wenn sie ihm in ihren üblichen Turnschuhen gegenübertrat, und deshalb wackelte sie nun auf hochhackigen schwarzen Lackschuhen daher.
    Ich ergriff ihren Arm und führte sie die Treppe hinauf in die Eingangshalle, wo sich die Kolumbusritter mit ihren bunten Hüten und Schärpen versammelten. Man sprach mit gesenkter Stimme, und ein neuer Teppich dämpfte die Schritte. Betäubender Blumenduft vermischte sich mit dem Geruch von Pfefferminzbonbons, die allerdings nicht verbergen konnten, daß sich die anwesenden Ritter schon den einen oder anderen Whiskey hinter die Binde gekippt hatten.
    Constantine Stiva hatte sein Geschäft vor dreißig Jahren eröffnet, und seither war in seinem Leben kein Tag ohne Trauerfeier vergangen. Er war mit Leib und Seele Leichenbestatter. Sein Anblick war stets tröstlich, und er verstand es, unaufdringlich im Hintergrund zu agieren. So machte er seiner Zunft alle Ehre.
    Seit neuestem betätigte sich auch Constantines Stiefsohn Spiro in Sachen Pietät. Abends, wenn die Trauergäste kamen, wich er nicht von Constantines Seite, und auch bei den vormittags stattfindenden Begräbnissen assistierte er. Der Tod war Constantine Stivas Leben. Spiro hingegen blieb ein Zuschauer. Sein Beileidslächeln war gekünstelt, und seine Augen verrieten Teilnahmslosigkeit. Wahrscheinlich waren die chromblitzenden Behandlungstische sowie die Chemikalien und medizinischen Instrumente seine Lieblingsspielzeuge. Mary Lou Molnars kleine Schwester war mit Spiro in die Schule gegangen und hatte Mary Lou berichtet, daß Spiro seine abgeschnittenen Fingernägel in einem Einmachglas sammelte.
    Spiro war klein und dunkel, er hatte behaarte Handrücken, eine prägnante Nase und eine fliehende Stirn. Ehrlich gesagt, sah er aus wie eine mit Hormonen vollgepumpte Ratte, und die Gerüchte über seine Fingernägel hatten ihn mir nicht gerade sympathischer gemacht.
    Er war mit Moogey Bues befreundet gewesen, aber der Mord hatte ihn anscheinend nicht sonderlich mitgenommen. Ich hatte kurz mit ihm gesprochen, als ich mich durch Kennys Adreßbuch gearbeitet hatte. Spiros Reaktion war höflich, aber zurückhaltend gewesen. Ja, Moogey und Kenny seien Schulfreunde von ihm gewesen. Ja, man sei auch nach der Schulzeit befreundet geblieben. Nein, Kenny habe er seit dessen Festnahme nicht gesehen, und wo er stecken könnte, wisse er auch nicht.
    Constantine war nirgendwo zu sehen, aber Spiro stand im konservativen dunklen Anzug und steifen weißen Hemd in der Eingangshalle und regelte den Verkehr.
    Grandma musterte ihn mit einem Blick, der sonst für billigen Modeschmuck reserviert war. »Wo ist Con?« fragte sie.
    »Im Krankenhaus. Er hatte letzte Woche einen Bandscheibenvorfall.«
    »Nein!« sagte Grandma. »Und wer kümmert sich jetzt um das Geschäft?«
    »Ich natürlich. Den Laden schmeiße ich sowieso zum größten Teil alleine, und außerdem habe ich ja auch noch Louie.«
    »Wer ist Louie?«
    »Louie Moon«, sagte Spiro. »Sie kennen ihn wahrscheinlich nicht, weil er meistens vormittags arbeitet und auch oft für uns fährt. Er ist schon seit sechs Monaten bei uns.«
    Eine junge Frau kam herein und blieb in der Mitte der Eingangshalle stehen. Während sie ihren Mantel aufknöpfte, sah sie sich um. Spiro stellte Blickkontakt her und nickte ihr zur Begrüßung zu. Die junge Frau erwiderte den Gruß.
    »Anscheinend gefallen Sie ihr«, sagte Grandma zu Spiro. Spiro lächelte, dabei entblößte er seine vorstehenden Schneidezähne und eine schiefe untere Zahnreihe, die jeden Kieferorthopäden in Ekstase versetzt hätte. »Eine ganze Menge Frauen interessieren sich für mich. Ich bin eine ziemlich gute Partie.« Er breitete die Arme aus. »All das wird eines Tages mir gehören.«
    »So habe ich das noch nie gesehen«, sagte Grandma. »Sie könnten einer Frau viel bieten.«
    »Ich denke daran zu expandieren«, sagte er. »Vielleicht mache ich ein paar Filialen auf.«
    »Hast du das gehört?« fragte mich Grandma. »Es ist doch immer wieder schön, einen jungen Mann mit Ambitionen zu treffen.«
    Wenn das noch lange so weiterging, würde ich Spiro die Jacke
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