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Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Titel: Zweimal Hölle und zurück (German Edition)
Autoren: Mary Janice Davidson
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erbitten, hatte gelernt zu lügen. Satan, die das Lügen praktisch erfunden hatte, hatte sich angewöhnt, ihre Flunkergeschichten mit Wahrheit zu garnieren. Laura, die beinahe nie log, hatte gelernt, bedeutsame Teile einer Geschichte auszulassen. Und wenn ich es ausnahmsweise schaffte, die Klappe zu halten, erfuhr ich Dinge, die die Leute lieber für sich behalten hätten. Oder bekam unerwartet etwas geschenkt.
    Wie zum Beispiel Antonia. Obwohl ich froh war, sie wieder bei uns zu haben, konnte ich doch nicht vergessen, dass ich nicht nach ihr, sondern nach etwas anderem gefragt hatte … nach Dingen, die weder Seele noch Herz besaßen. Statt um das Leben einer Freundin zu bitten, hatte ich nach einem Ding gefragt, das mich nicht lieben konnte. Und das bedeutete …
    Das bedeutete, dass ich nicht die Heldin der Geschichte war. Tatsächlich sah es mehr und mehr danach aus, als wäre Laura die Heldin.
    Und welche Rolle spielte ich dann?
    Genau.
    »Ich war so glücklich, als wir aus der Hölle zurückkamen. Ich hatte das Gefühl, alles in Ordnung gebracht zu haben. Wie kann man nur so dämlich sein?«, murmelte ich an Sinclairs Brust, denn er hatte mich wieder in die Arme genommen. Zum Glück war meine Nase inzwischen verheilt.
    »Beruhige dich, tu dir das nicht an!«
    »Wenn nicht ich, wer dann?« Ich fand die Frage nur zu angebracht. Wer würde die Vampirkönigin zur Ordnung rufen, wenn selbst der Vampirkönig ihren Launen nachgab?
    Genau.
    »Wir werden uns einsam fühlen ohne Marc«, sinnierte Sinclair. »Und es ist auch ein merkwürdiges Gefühl, Antonia wieder bei uns zu haben. Früher einmal habe ich geglaubt, ich hätte schon alles gesehen und das Leben könnte mir nichts Neues mehr bieten. Wie kann man nur so dumm sein?«
    Ich musste lachen. Ich konnte es ihm nachfühlen. Und was Antonia betraf, hatte er vollkommen recht.
    Würde es immer so sein? Würde ich immer etwas Liebgewonnenes aufgeben müssen, um etwas anderes dafür zu bekommen? Dafür hatte ich nicht auf diesem Kahn angeheuert.
    Doch ich wusste jetzt Dinge, die ich vor diesem schrecklichen »Hurra, bald ist Thanksgiving«-November nicht gewusst hatte.
    Ich wusste, dass tot nicht unbedingt tot bedeutete.
    Ich wusste, dass die Toten wiederkehren konnten. Oder dass der Teufel einem die Toten wiedergeben konnte.
    Ach ja, und noch etwas. Der Teufel war darauf angewiesen, sich mit mir gut zu stellen.
    »Marc ist tot, aber das wird er nicht lange bleiben«, schwor ich und zitterte in Sinclairs Armen. Ob vor Kummer, Angst oder Wut, vermochte ich nicht zu sagen. Vielleicht war es eine Mischung aus allen dreien, ein brandneues Gefühl, so neu, dass ich es nicht einordnen konnte. »Ich werde Marc zurückholen. Er hat uns nicht umsonst so einen wunderschönen Leichnam hinterlassen; er weiß, dass ich ihn zurückholen werde.«
    »Elizabeth …«
    »Ich werde ihn zurückholen, Sinclair, egal, was es kostet. Egal, wer sich mir in den Weg stellt.«
    »Ich glaube dir ja, meine Königin, und werde dir in jeder erdenklichen Weise helfen.«
    »Das weiß ich doch. Wir holen ihn zurück, und dann lachen wir bei einem Smoothie über den schlimmen Tag, an dem er gestorben ist.«
    Und gnade der Teufel jedem, der sich mir in den Weg stellen wollte! Dem Teufel blieb gar nichts anderes übrig, als mir zu helfen.
    Gott, so viel war sicher, war auf meiner Seite.

Epilog
    Liebe Betsy,
    ich bin jetzt fort, doch nicht für immer. Konnte dich doch nicht verlassen, ohne dir den Exklusivbericht zu geben, also spitz die Lauscher!
    Eins vorweg: Mach dir keine Vorwürfe – obwohl du es natürlich doch tun wirst. Schon jetzt, da ich diesen Brief schreibe, halte ich es für arge Zeitverschwendung, aber ich springe ins kalte Wasser und versuche es trotzdem. Also: Mach dir keine Vorwürfe, du dumme Nuss!
    Ich wollte es. Ehrlich gesagt hatte ich immer schon eine Neigung zum Freitod. Das liegt sogar in meiner Familie (wie auch der Hang zum Alkoholismus und die Fähigkeit, ein Bett ordentlich zu beziehen). Scheiße, erinnerst du dich noch an den Abend, als wir uns kennenlernten? Ich wollte einen Schwalbensprung vom Dach des Krankenhauses machen, und du hast es nicht zugelassen. Du hast mich gerettet … für eine Weile .
    Jetzt rette ich dich .
    Das erscheint mir nur fair .
    Es ist auch nur fair, dass du den anderen keine Vorwürfe machst. Im Nachhinein erscheint es leichtfertig und riskant, mich so lange mit dem Vampir reden zu lassen, nicht wahr? Klar, nachher ist man immer schlauer .
    Aber es
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