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Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Titel: Zweimal Hölle und zurück (German Edition)
Autoren: Mary Janice Davidson
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die befahl, die ihm seine Zukunft plastisch vor Augen führte.
    Keiner hatte ihm geholfen. Nicht einmal ich? Wie wäre es mit: vor allem nicht ich.

45
    Der Künstler, formerly known as Nick, hatte alles in die Hand genommen. Er hatte geradezu Unglaubliches vollbracht. Ruhig und beherrscht hatte er die maßgeblichen Stellen angerufen und mit den richtigen Leuten gesprochen. Mit Sinclair hatte er ein Gespräch unter vier Augen geführt. Dann redete er beruhigend auf uns ein, und wir waren froh, dass er bei uns war und uns half; wir waren froh, dass er unser Freund war, er brachte alles wieder ins Lot, er machte alles leichter.
    Nick tat alles, außer Marc wieder zum Leben zu erwecken, und hätte er dies vollbringen können, so hätte er auch nicht gezögert, ihn wiederzuerwecken.
    Ich hatte die weinende Jessica im Arm gehalten. Hatte sie von Marcs Zimmertür fortgezogen (meine Schreie, muss ich leider gestehen, hatten sämtliche Mitbewohner alarmiert), damit sie nicht sehen musste, wie Marc in den Leichensack gelegt wurde und wie ein Sack Kartoffeln in den Krankenwagen gehievt wurde.
    Als Jessica sich ausgeweint hatte, deckte ich sie sanft zu, wie ihre Mutter es nie getan hatte. Still wartete ich, bis sie eingeschlafen war. Dann verließ ich leise das Zimmer.
    Nick war im Krankenwagen mitgefahren. Auch Laura war fortgegangen. Ich wusste nicht einmal, wann. Das war ein wenig beängstigend. Ihr schnelles Kommen und Gehen, ihre unheimliche Beherrschung der Teleportation … mit all dem würde ich mich befassen müssen, und zwar bald.
    Doch nicht jetzt, noch nicht. Zuvor hatte ich etwas anderes zu erledigen.
    Sinclair und Tina unterhielten sich mit gedämpften Stimmen in der Küche. Sie verstummten abrupt, als sie mich sahen.
    »Bist du ok…« Sinclair brach ab, als er mein Gesicht sah. »Sehr dumme Frage, Verzeihung! Nick ist ins Krankenhaus mitgefahren.«
    »Ich weiß.«
    »Schläft Jessica?«
    Ich nickte.
    »Und Laura?«
    »Ist fort. Ich weiß nicht, wann sie verschwunden ist.« Und auch nicht, wohin. In die Zukunft? Die Vergangenheit? In die Mall of America? Keinen Schimmer. »Darüber werde ich mir später Sorgen machen.«
    Ich schnappte mir einen Küchenstuhl und setzte ihn verkehrt herum auf den Tisch, an dem wir uns zu versammeln pflegten. Nur Marc würde nicht mehr dabei sein, denn er war tot. Marc hatte Selbstmord begangen und würde nie wieder mit uns an diesem Tisch sitzen.
    Das würden wir noch sehen …
    O ja.
    Ich brach ein Stuhlbein ab. Drehte mich um. Marschierte in Richtung Keller. Stieg die Treppe hinab. Durchschritt die Länge des Kellers bis zu der verriegelten Tür. Nachdem Marc auf seinen Selbstmord programmiert oder dazu verflucht worden war, hatte er trotzdem an unsere Sicherheit gedacht. Er musste noch einmal in den Keller hinuntergestiegen sein und alle Türen hinter sich verriegelt haben, bevor er wieder hinaufgegangen war und sich eine tödliche Dosis Schlafmittel gespritzt hatte.
    Marc hatte im Tode wunderschön ausgesehen. Es stimmt, was die Leute sagen. Manche Menschen sehen wirklich so aus, als schliefen sie. Marc hatte sich bemüht, uns einen schön anzusehenden Leichnam zu hinterlassen. Und das war auch gut so, denn ich beabsichtigte, ihn nicht lange unter den Toten weilen zu lassen.
    Ach ja, und der Brief. Auch den hatte er hinterlassen. Aber den würde ich niemandem zeigen. Zumindest vorerst nicht.
    Es schien endlos zu dauern, bis ich an der Weinzelle anlangte. Tina und Sinclair waren mir schweigend gefolgt. Als ich vor der Tür stand und den ersten Riegel zurückschob, traten sie vor, um mir zu helfen.
    »Nein.«
    »Was?« Tina war so erschrocken über meinen Ton, dass sie ihren üblichen Respekt vergaß.
    »Nein. Ich mach’ das. Allein. Ihr seid nicht zu der Party eingeladen. Ich öffne diese Tür und gehe hinein. Dann schließt ihr sie hinter mir und legt die Riegel vor. Wenn ich klopfe, öffnet ihr sie wieder und lasst mich raus.«
    Sinclair sah so verzweifelt aus wie nie zuvor. »Elizabeth, red’ keinen Unsinn! Wir können dich doch nicht allein …«
    »Ich bitte dich nicht, Sinclair. Glaub nicht, dass du mit mir darüber diskutieren kannst. Also! Falls ihr nicht wollt, dass ein beschissener Tag in einer Katastrophe endet, dann tut, was ich sage.«
    Sie gaben nach.
    Gut so.

46
    »Ach, da bist du ja wieder!« Das Marc-Wesen zeigte sich sehr erfreut, falls man sein vergebliches Zappeln im Isolierband-Kokon als Anzeichen dafür nehmen konnte. »Endlich! Bereit, mich zu
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