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Zweifel in Worten

Zweifel in Worten

Titel: Zweifel in Worten
Autoren: Nathan Jaeger
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nicht und Tims Lächeln wurde tiefer und wärmer. Es lag so klar und ehrlich in seinen Augen, dass ich schlucken musste.
    „Ist verständlich, weißt du?“, sagte er und ich war mir nicht sicher, ob ich da einen traurigen Unterton gehört oder ihn mir nur eingebildet hatte. Nein, auch seine Augen zeigten jetzt diese Traurigkeit. Ich nippte an meinem Saft, Banane-Kirsch, den Tim mir vorhin organisiert hatte.
    Phil beugte sich vor und sah Tim an. Über mich hinweg fragte er: „Hey Tim, tanzt du mit mir?“
    Ich blinzelte und starrte zwischen den beiden hin und her, dann reagierte ich erstaunlich abgebrüht, ließ meinen noch immer um Tim geschlungenen Arm sinken und rutschte zur Kante der Bank, damit Tim hinter mir vorbeiklettern konnte.
    Ein heißes Gefühl überflutete mich. Ein vollkommen absurdes Gefühl, das musste ich wohl zugeben. Eifersucht . Ja, ich war mir ganz sicher, so fühlte sich Eifersucht an. Und das, obwohl ich sie bislang nie erlebt hatte.
    Ich war Einzelkind, ich wurde nie gezwungen etwas zu teilen, und ich war Mitglied der Bang-Gang, hier teilten wir alle freiwillig.
    Es dauerte ziemlich lange, bis Tim sich erhob und mit Phil verschwand, ich versuchte, beide zu ignorieren. Wenn Phil mit Tim tanzen wollte, was ich durchaus verstehen konnte, dann war es eben so. Ich ertappte mich dabei, doch zur Tanzfläche zu sehen und lehnte mich wieder an.
    Zuzusehen, wie Tim engumschlungen mit Phil tanzte, versetzte mir einen derart heftigen Stich, dass ich zusammenzuckte. Hastig wandte ich den Blick ab und schluckte hart.
    „Sieht ganz so aus, als wäre da jemand verliebt!“, flötete Kevin und grinste mich an.
    Ich runzelte die Stirn. Verliebt? Nein, nur eifersüchtig.
    „Tim ist genauso hin und weg wie jeder von euch“, sagte ich und versuchte mich durch diesen Wechsel des Gesprächsobjekts zu retten. Ich spürte Jeremys Hand an meiner, als er sich über den Tisch beugte. Er streichelte mich und schüttelte den Kopf.
    „Nicht Tim, du. Du bist hin und weg von ihm, dabei habt ihr ... wie viel? Vielleicht zehn Sätze gewechselt?“
    Ich grinste frech . „Seit wann muss man denn reden?“
    „Seitdem du ihn nicht mal angegrabscht hast, Schatz!“, erklärte Chris mir nun mit wissendem Blick. „Du. Bist. Verliebt.“
    Ich seufzte, aber nicken konnte und wollte ich nicht. „Keine Ahnung, ich hab ihn gestern zum ersten Mal gesehen ... Hätte nie gedacht, dass er ’ne Schwester is ...“
    Irgendwie wollte ich grade gar nichts mehr, deshalb schnappte ich mir mein Glas, sprang auf und ging durch den schummerigen Raum. An der Theke blieb ich stehen, lehnte mich dagegen und verlegte mich auf das Beobachten des allgemeinen Treibens.
    Ich wusste, meine Freunde verstanden das, aber gleichzeitig fragte ich mich, was genau sie denn verstanden.
    Ich begriff es ja selbst nicht!
    Okay, ich war eifersüchtig, weil Tim und Phil noch immer tanzten. Das war wie mit den rosa Elefanten, an die man nicht denken durfte ... Mir war klar, dass mir ein Stich nach dem anderen bevorstand, wenn ich sie beobachtete, und ich zwang mich, wegzusehen. Leider half das gar nichts. Immer wieder erwischte ich mich dabei, dass ich sie selbst aus dem Augenwinkel noch musterte.
    Tim und Phil waren gleich groß, hatten sogar enorm ähnliche Erscheinungsbilder. Ja, absolut, diese beiden waren die geilsten Typen, die sich zu dem Zeitpunkt im BoyToy aufhielten. Und ich atmete tief durch, um nicht genervt und laut aufzuschreien.
    Lange, schlanke Beine, breite, aber nicht zu breite Schultern, unglaublich sexy Hintern, dunkle Haare, auf den ersten Blick könnte man sie auf diese Entfernung für Zwillinge halten.
    Ich seufzte. Wieso tat Tim das? Er wusste doch – zumindest hatte er mir genau das doch vorhin gesagt! – wie heiß ich Phil fand ...
    Und in diesem Moment begann ich zu begreifen.
    Sie tanzten noch immer eng umschlungen und in mir biss, stach und nagte die Eifersucht mit solcher Wut, dass ich glaubte, den Schmerz körperlich zu spüren. Eifersucht ... auf Phil.
    Ich wollte nicht, dass er mit Tim tanzte, dass er ihn berührte, ihn an sich zog. Tim war ...!
    Resigniert sank ich mit dem Rücken gegen die Theke und senkte den Blick.
    Das durfte nicht wahr sein. Ich konnte mich doch nicht in Tim verliebt haben! Er war ein Mitglied der Gang, undenkbar, etwas mit ihm allein anzufangen. Und doch, mit erschreckender Klarheit stand sein Gesicht vor meinem inneren Auge. Ich wollte Tim. Und nur ihn.
    Ich riss meine Hände an meine Schläfen und
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