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Zweifel in Worten

Zweifel in Worten

Titel: Zweifel in Worten
Autoren: Nathan Jaeger
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verdreh mir gefälligst nicht die Worte im Mund!“, fuhr sie mich amüsiert an und ich erntete den nächsten spielerischen Schlag vor die Brust. Diesmal rieb ich mir demonstrativ die Stelle und seufzte genervt, als ich bemerkte, dass Mister Mountainbike mittlerweile außer Sicht war.
    Ob ich ihn jemals wiedersehen würde? Wenn nicht, wäre es echt schade.
    „Schon gut, also ihr kennt ihn auch nicht? Ist ja schräg ... frage mich, auf welche Schule er geht ... “ Ich wunderte mich etwas über mich selbst, immerhin hatte ich bislang keinerlei Ambitionen gehegt, mir außerhalb der Bang-Gang was Festes zu suchen. Dieser Typ aber reizte mich ...
    „Vielleicht ist er auch Azubi und erst seit August in der Stadt?“, schlug Svenja vor.
    „Hm, möglich.“ Ich schürzte die Lippen. „Jedenfalls steht meine Wochenendplanung damit fest: Ich muss am Freitag unbedingt ins BoyToy .“
    Meine Freundinnen lachten laut los. „Als wenn du freitags sonst was anderes tätest!“
    „So heiß hat er dich gemacht?“
    Ich schluckte hart. Ja, hatte er. Erstaunlich, wo ich, was Sex anging, doch nun wirklich nicht klagen konnte.
    Der Bus kam endlich und brachte uns nach Hause. Svenja, Maike und ich wohnten in einer Kleinstadt in der Nähe, die kein eigenes Gymnasium hatte. Als der Bus uns dort an der Gemeindekirche ausspuckte, hatten wir beschlossen, am Samstag in die einzig brauchbare Diskothek der Gegend zu fahren – das Omega .
    Ich ging nach Hause und rannte, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe in den ersten Stock hinauf. Meine Schultasche landete auf dem Bett.
    Meine Eltern glänzten wie immer mit Abwesenheit, doch daran hatte ich mich längst gewöhnt. Ich wusste, in der Mikrowelle stand ein angerichteter Teller für mich. Mein Vater war in seinem Büro oder im Gericht. Er ging in seinem Job als Staatsanwalt auf. Meine Mutter arbeitete mittlerweile aus Langeweile vormittags in einer Suppenküche und nachmittags in einer Kunstgalerie. Ich war mir sicher, sie fand beides schick. Mittags kam sie nach Hause, kochte etwas und stellte es mir in die Mikrowelle. Sie aß abends mit meinem Vater, aber um die Zeit war ich meistens schon – oder noch – beim Training.
    Mir gefiel das. Ich war neunzehn und in der glücklichen Lage, meine Eltern nur gelegentlich am Wochenende und morgens beim Frühstück sehen zu müssen.
    Nur Augenblicke nach meiner Schultasche warf ich mich selbst auf das Bett, zog mein Shirt aus und öffnete meine Jeans. Ich hatte während der Busfahrt erfolgreich verdrängt, wie heiß mich dieser Typ auf dem Rad gemacht hatte, aber kaum betrat ich mein Zimmer, überkam mich wieder diese Geilheit.
    Ich befreite meinen Schwanz aus meinen Pants und holte mir einen runter. Es ging schnell, erstaunlich schnell sogar, aber das war mir ganz recht so. Ich seufzte und ließ den Orgasmus nachbeben, spürte der bleiernen Schwere nach, die mich erfasste. Dann sprang ich nach einem Blick auf die Uhr wieder auf, ging duschen und essen.
    Während ich die Tortellini al Forno – die nicht in der Mikrowelle, sondern im Ofen gewartet hatten – verspeiste, zappte ich durch die TV-Programme und überlegte, ob ich heute vor dem Skaten noch eine Runde joggen gehen sollte. Heute war Donnerstag. Das bedeutete Skateboard und Hip-Hop. Übrigens meine bevorzugte Musik außerhalb von Clubs und Diskotheken; dort konnte ich mit fast allem leben. Ich entschied mich dagegen und wollte möglichst schnell zum Skateplatz.
    Deshalb räumte ich meinen Teller und das Besteck in die Spülmaschine und ging zurück nach oben, um mich umzuziehen. Meine Jeans und das Hemd waren mir zu schade für den Skateplatz, außerdem definitiv zu uncool und zu unbequem. Es war Anfang September, die Sommerferien erst vor einer knappen Woche zu Ende gegangen, und entsprechend ließen die Temperaturen nichts zu wünschen übrig.
    In einer weiten, knielangen Skaterhose und mit einem engen Shirt, darüber ein offenes, kurzärmeliges Hemd mit schrillem Karomuster, für das ich von meiner Mutter bei jeder sich bietenden Gelegenheit ein Paar verdrehter Augen bekam, ging ich durchs Haus in die Garage. Dort standen mein Board und meine Van’s . An einem Haken an der Wand hing meine Holstertasche – natürlich bunt bekritzelt mit Titus-Logo – in die ich nur noch eine Flasche Wasser und ein paar Kaugummis stopfte. Danach zog ich sie über meinen Körper und verstaute den MP3-Player und mein Handy in den kleinen Extra-Taschen am Gurt.
    Durch die Seitentür der Garage
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