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Zweifel in Worten

Zweifel in Worten

Titel: Zweifel in Worten
Autoren: Nathan Jaeger
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hast mich lächerlich gemacht, Schätzchen, und so etwas kann ich nicht erlauben.‘ Dann verschwand er aus meinem Blickfeld und ich spürte seine Hände an meinen Hüften. Einen Augenblick später dachte ich, ich müsste sterben. Er drang so schnell und brutal in mich ein, dass ich schrie. Ich hatte panische Angst und grelle Lichtblitze aus Schmerz und Erniedrigung stachen durch meinen Körper. Er nahm sich rücksichtslos, was er wollte, während er weitersprach, als würde er übers Wetter plaudern. Ich weiß nicht mehr, was er alles gesagt hat, aber im Grunde ging es darum, dass ich in Gegenwart eines seiner Freunde Widerworte gegeben hätte. Mir war das egal, mir war alles egal. Ich wollte nur, dass er aufhörte. Ich habe gebettelt, geschrien … Frag mich nicht, wie viel ich geheult habe oder was dann passiert ist. Ich weiß nur, dass er mich zwischendurch schlafen ließ, mich wieder missbrauchte, mich wusch, mich schlug und mir erklärte, dass das alles meine eigene Schuld sei und ich ihn nicht hätte reizen dürfen. Manchmal gab er mir auch etwas zu essen und plauderte ohne Punkt und Komma, dann vergewaltigte er mich wieder und zwischendurch dämmerte ich dahin. Ich wurde in einer dunklen Gasse wach, mitten in der Nacht. Nass bis auf die Haut, der Regen hatte mich geweckt. Ich weiß nicht, wie ich nach Hause gekommen bin, aber es waren zwei Wochen vergangen, seitdem er mich gefesselt hatte. Ich schlich in mein Zimmer, schloss ab, fiel in mein Bett und stand tagelang nicht mehr auf. Ich wohnte noch bei meinen Eltern, klar, ich war siebzehn … Sara schaffte es irgendwann mit einem Trick, in mein Zimmer zu kommen und hat mir geholfen.“
    Valentin bemerkte nicht einmal, dass er weinte. Erst als Mark seine Hand wegzog und sacht über Valentins Schläfen strich, bemerkte er die Nässe und blinzelte. Er räusperte sich und murmelte: „Tut mir leid.“
    Mark lächelte. „Was tut dir leid?“
    „Ich … keine Ahnung, ich fühle mich grad so erbärmlich! Heule hier rum …“
    Mark küsste noch einmal seine Stirn und schwieg, dann zog er Valentin wieder in seine Arme.
    „Ich würde dir so gern helfen“, brachte Valentin krächzend hervor. Die panische Angst, Mark irgendwomit weh zu tun schwand nicht, sie manifestierte sich in seiner Brust und hinterließ eine tonnenschwere Taubheit.
    „Das hast du doch schon. Du hast zugehört.“
    „Wie geht es dir jetzt?“, wollte Valentin schließlich wissen.
    „Besser. Ich habe das alles noch nie laut gesagt. Aber es tat gut, es einmal tun zu können …“ Marks Nase fuhr durch Valentins Haar und seine Lippen streiften sein Ohr. „Ich mache mir grade mehr Sorgen um dich, Val.“
    Diese wenigen Worte ließen ihn hochschrecken und die Augen aufreißen. „Was? Wieso das?“
    „Weil es dich sehr mitnimmt. Ich sehe das doch.“ Mark klang besorgt.
    „Ja, es macht mich fertig, dass dieses Dreckschwein dir dein Leben versaut hat.“
    „Hat er das denn? Ich finde, ich habe mich ziemlich gut gehalten, so im Nachhinein betrachtet. Ich bin erfolgreicher Fotograf, meine Ausstellungen können sich sehen lassen und ich bin nicht mehr so schmächtig wie damals. Das war das Erste, was ich änderte: Ich ging trainieren, bis ich mich stark genug fühlte, und das habe ich beibehalten.“
    Valentins Kopf schwirrte. Er gab es auf, sich vorzustellen, wie er sich nach einer solchen Erfahrung verhalten hätte, und schlang seine Arme um Mark, um ihn fest an sich zu drücken.
    „Danke“, sagte Valentin.
    „Wofür?“
    „Dafür, dass du überlebt hast.“
    Danach sprachen sie nicht mehr, hielten sich nur fest und schliefen irgendwann ein.
    ~ * ~
    „Darfst du eigentlich schon wieder Auto fahren?“, fragte Mark beim gemeinsamen Frühstück in Valentins Küche.
    „Hm“, Valentin grinste, „Ich dürfte vermutlich schon, aber dazu bräuchte ist erst mal wieder ’nen Wagen …“
    „Auch wieder wahr. Was für einen hattest du denn eigentlich?“
    „ Nen Fünfer-BMW.“
    „Alter Falter, du hast echt zu viel Geld was?“
    Valentin grinste. „Die Frage hat deine Schwester mir auch schon mal gestellt. Und ich sage jetzt wohl das Gleiche wie damals zu ihr: Nicht zu viel, aber genug.“
    „Was für eine salomonische Antwort“, Mark lachte. „Aber wo du Sara grad erwähnst … Ich denke, ich muss gleich mal nach Hause.“
    Valentin lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Ja, ist vermutlich besser, ihre Standpauke nicht noch länger rauszuschieben … Vielleicht hast du aber auch Glück
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