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Zweifel in Worten

Zweifel in Worten

Titel: Zweifel in Worten
Autoren: Nathan Jaeger
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hast.
    Bye bye , Schätzchen.
    Valentin faltete beide Briefe wieder zusammen und legte die Fotos dazu, dann schob er alles in ein großes Kuvert und legte es in eine Schreibtischschublade.
    Aus den Augen, aus dem Sinn.
    Er seufzte. Wie gut war es, dass Cédric wusste, wer Mark war? Und wie gut war es, dass Valentin diesen Schwachsinn von wegen ‚Neuer‘ gesagt hatte?
    Mark war nicht sein Neuer, auch wenn es Valentin schwerfiel, genau zu definieren, was er war. Auch die letzten beiden Nächte hatten daran nichts geändert.
    Sie standen sich nah, ja, aber Romantik gab’s dabei nicht.
    Valentin fragte sich, ob das den Tatsachen entsprach. Ob sie wirklich kein Paar waren, ob nicht unausgesprochen längst mehr zwischen ihnen war als Freundschaft.
    Eine Antwort darauf fand er nicht.
    Weiterlesen unter Rache in Bildern

    Julius Claasen verliert den Glauben an sein Leben und die Liebe. Deshalb liegt er stumm und starrsinnig in einer Psychiatrie herum und beginnt aufzuschreiben, wieso sein Leben ein Märchen war ...
Märchen fangen immer wie an?
Ach ja, ‚es war einmal‘ ... und dann wird von stolzen Prinzen und wunderschönen Prinzessinnen gefaselt und am Ende steht was von ‚glücklich bis an ihr Ende‘ ...
Das impliziert doch, dass beide gleichzeitig abtreten, nicht wahr?
Aber was passiert, wenn das Märchen anders endet?
Wenn einer von beiden stirbt und der andere allein bleibt? Ist dann das Happy End vorbei? Oder gab es nie eines?
Weiß man also eigentlich erst ganz am Ende, ob es eines war?
Ich denke nicht. Denn nicht jedes Märchen muss gut enden, um eines zu sein. Nicht jedes Märchen braucht ein ‚und sie lebten glücklich bis an ihr Ende‘.
Und doch wünschte ich manchmal, es hätte genau diesen Satz für uns gegeben.
Und das, wo ich – ein ‚stolzer Prinz‘ – keine Prinzessin hatte oder jemals haben wollte.
Ich wollte nur IHN ... Textauszug:
    Eines Tages ...
    … stand ich an der Bushaltestelle und wartete. Nein, eigentlich lehnte ich an dem Geländer der Brücke, auf der die Bushaltestelle sich befand. Neben mir standen zwei meiner Freundinnen. Die beiden versuchten gerade eine Planung für das Wochenende, von dem wir glücklicherweise nur noch einen Tag entfernt waren, und ich wurde – wie immer – in diese Unterhaltung mit ein bezogen. Bis zu dem Augenblick, in dem er vorbeifuhr.
    Auf seinem Fahrrad, so einem echt obercoolen Mountainbike. Ohne dass ich etwas dagegen tun konnte, straffte sich meine ganze Haltung und ich reckte den Hals. Dabei wusste ich nicht einmal, ob ich seine schlanke, hochgewachsene Gestalt, das silbrig-glänzende Bike oder seine quietschgrüne Umhängetasche anstarren sollte. Irgendwie wurde er zu einem Gesamtbild, für das ich so auf den ersten Blick nur ein Wort fand: umwerfend.
    Und eine halbe Sekunde später war mir klar, dass ein Typ wie dieser vergeben war. Egal, ob schwul oder hetero.
    Der süße Halbgott auf dem Mountainbike würde sich in tausend Jahren nicht für mich ... nur Spaß!
    Ich war kein hässlicher, tollpatschiger, nagelkauender, pickliger Schulnerd , ich sah verdammt gut aus.
    So stand ich da und beobachtete, wie er vorbeifuhr. Seine verspiegelte Sonnenbrille reflektierte die Schüler an der Bushaltestelle, als er den Blick über die Versammelten gleiten ließ. Oh, verdammt, sein Mund war ... ! Ich blinzelte und sah mit hochgezogenen Augenbrauen über meine eigene Sonnenbrille, während mein rechter Mundwinkel sich zu seinem diebischen Grinsen anhob.
    Ob ich ihm in diesem Moment auffiel, keine Ahnung. Es war mir auch egal, denn Svenja und Maike schlugen mir zeitgleich lachend auf die Brust, weil ich zu ihrer Diskussion nicht mehr genug beitrug.
    „Hey, Claasen! Komm mal runter und antworte!“, maulte Svenja. Claasen ... irgendwie hatten wir auch in der Oberstufe diese seltsame Betitelung mit unseren Nachnamen beibehalten.
    „Ja, Moment“, murrte ich und wandte den Blick nicht von ihm ab. „Habt ihr den schon mal gesehen?“
    Das gleichzeitige Aufseufzen von Svenja und Maike ließ mich noch breiter grinsen.
    „Du meinst diesen absolut heißen Typen auf dem Fahrrad?“ Maike kicherte.
    „Der sieht nicht grade schwul aus ...“ Svenjas zweifelnder Ton klang schon fast mitleidig, dann lachte sie und setzte hinzu: „Maike, der ist eher was für uns!“
    „Seit wann muss man schwul aussehen, um es zu sein?“, fragte ich und sah sie an. „Soll das heißen, dass ich schwul aussehe?“
    „Hey, ich hab nie gesagt, dass du schwul aussiehst,
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