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Zweifel in Worten

Zweifel in Worten

Titel: Zweifel in Worten
Autoren: Nathan Jaeger
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Tim war ein unglaublich guter Küsser und ich mochte ihn. Vielleicht nicht lieber als die anderen, aber in Sachen Knutschen war er einfach mein persönlicher Liebling. Deshalb genoss ich den folgenden intensiven Kuss und ließ meine Zunge fordernd in seinen Mund gleiten.
    Trotzdem schüttelte ich einige Zeit später den Kopf. „Du und Darkroom? Aber nein, ich will erst mal richtig ankommen, okay?“
    Tim nickte und schob mir sein Glas hin, bevor er auf die Sitzfläche stieg und hinter mir vorbei in Richtung Theke davon ging. Ich ergriff das Glas und trank einen Schluck. Tim liebte Fruchtsäfte und hasste Alkohol. Das traf sich gut, war ich doch mit dem Auto hergekommen. Ich mochte ja in so mancher Hinsicht nicht ganz regelkonform handeln, aber Alkohol und Autofahren waren definitiv zwei Dinge, die sich in meinen Augen einfach nicht vertrugen.
    Mike erschien eine halbe Stunde nach mir und wir saßen zu fünft auf unserer Bank, als er zu uns an den Tisch trat.
    „Hi, Leute!“, grüßte er und setzte sich neben Chris. Wir grüßten zurück und Mike wirkte total abgelenkt.
    Immer wieder sah er in Richtung Eingang und zur Theke, dann wieder zu uns. „Ich wäre schneller hier gewesen, aber draußen ist heut echt ’ne Schlange, das ist nicht normal ...“
    Ich lachte wie auch alle anderen. Mike war der erklärte Traumpartner des Türstehers und er würde in diesem Leben ganz sicher nicht in der Warteschlange vor dem Club stehenbleiben müssen, genauso wenig wie er Eintritt zahlen musste. Genau das sagte Kevin auch mit zweifelndem Unterton.
    „Ja, nein, ich weiß“, begann Mike und runzelte die Stirn, während er wieder zur Eingangshalle sah, als würde er auf jemanden warten. Genau diese Frage stellte Chris dann auch.
    „Was? Nein, aber ... da war ein Typ in der Warteschlange ... Für den würde ich euch alle sofort in den Wind schießen!“
    Woah, das war krass. Keiner von uns würde das einfach grundlos tun, dazu gab es mittlerweile zu viel Vertrauen und Freundschaft zwischen uns. Natürlich, ohne Verpflichtungen, abgesehen von der Treue zu sechst, aber so ein Spruch passte zu Mike wohl noch am wenigsten von uns allen.
    „Du würdest was?“, fragte Jeremy spitz.
    Mike nickte heftig. „Ehrlich, für eine Nacht mit dem würde ich auf euch verzichten!“
    Zugegeben, das spannte uns alle auf die Folter und nach ein paar Minuten lachten wir laut los, weil wir ausnahmslos wie gebannt zum Eingangsbereich starrten.
    „Da!“ Mikes Ausruf ließ nicht nur mich zusammenzucken und ich schluckte hart und verstand, wieso er so von der Rolle war.
    Der Typ war wirklich heißer als heiß.
    Im helleren Licht des mit rotem Teppich ausgelegten Eingangsbereichs sahen wir einen großen, schlanken Typen hereinkommen. Er trug eine bordeauxrote Lederjacke mit Maokragen , ein hautenges, weißes Shirt darunter und eine pechschwarze Jeans, die seine langen Beine perfekt umspielte. Lederschuhe an den Füßen ... Ich ließ den Blick wieder hoch wandern. Dunkelbraunes Haar, den Pony leicht nach rechts gestrichen, aber alles in allem erschien die Frisur nachlässig-strubbelig und genau so gewollt. Sein schmales Gesicht wirkte angespannt, sein Blick glitt nervös durch den dämmerig vor ihm liegenden Hauptraum des Clubs und er blieb zögernd stehen.
    Ein Seufzen entkam mir – dem sich alle anderen am Tisch nahtlos anschlossen.
    „Meine Fresse, wenn ich ehrlich bin, kann ich Mike verstehen!“, entfuhr es Jeremy.
    „Los! Holt ihn zu uns an den Tisch! Ich hätte nichts dagegen, wenn wir den in unseren Club aufnehmen!“, verlangte Kevin, der von seinem Platz aus nicht einfach aufstehen konnte. Am Rand der Bank saßen nur Mike und ich. Und, das muss ich ehrlich zugeben, ich wollte diesen Halbgott nicht zu uns an den Tisch holen. Und zwar genau aus dem Grund, den Kevin genannt hatte. Der Typ da in unserem Club? Das gäbe nur Probleme!
    Der nervöse Blick des schönen Unbekannten glitt auch über unseren Tisch und ich lachte auf, als ich das erneute, schmachtende Seufzen von Mike hörte.
    Natürlich, auch Mike würde nicht zu dem Fremden gehen. Da kam mir seine enorme Schüchternheit gerade recht.
    Ich beobachtete fasziniert, wie der Blick des umwerfenden Typen an mir hängenblieb und sich ein Lächeln auf seine Lippen stahl.
    Diese perfekten Lippen! Und gleichzeitig begriff ich, wer da noch immer an der Doppeltür zum Club stand: Mister Mountainbike!
    „Vergesst es, Jungs“, sagte ich nur und erhob mich. Mein Veto war deutlich genug. Damit
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