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Zweifel in Worten

Zweifel in Worten

Titel: Zweifel in Worten
Autoren: Nathan Jaeger
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war eine Aufnahme dieses göttlichen Typen in die Bang-Gang unmöglich.
    Tim hielt mich am Handgelenk fest. „Was ist los? Oh, warte! Der da ist der Grund, wieso du gestern beim Skaten so ... unsagbar unkonzentriert warst?!“
    Ich schaffte es nur noch, knapp zu nicken, dann setzen meine Füße sich wie von allein in Bewegung und machten erst direkt vor dem Fremden Halt. Er fixierte mich während meines gesamten Weges durch den Club und sein Lächeln erreichte seine Augen, als ich stehenblieb und ebenfalls lächelte.
    „Hi“, sagte er. Mein Herz schlug laut und ich bemerkte, dass er eine Handbreit größer war als ich.
    „Hi. Hätte nicht gedacht, dass du dich in den einzigen anständigen Schwulenclub verirren würdest“, antwortete ich und er wurde ernst. Mein Herz rutschte in meine Hose – und ich meine nicht, dass ich geil wurde! – als er die Augenbrauen hob.
    „Schwulenclub?! Oh, scheiße! Dann bin ich hier wohl falsch“, erwiderte er und klang erschrocken.
    Oh nein, alles, bloß das nicht! Es konnte doch nicht sein, dass er aus Versehen hier gelandet war? Niemand verirrte sich ins BoyToy , ohne zu wissen, was ihn hier erwartete! Meine Miene musste ziemlich deutlich zeigen, dass ich zwischen Enttäuschung, Depression und Angst schwebte, denn er stieß mir sacht vor die linke Schulter und grinste. „Hey, nur Spaß! Denkst du wirklich, irgendjemand könnte so unterbelichtet sein?“
    Ich schüttelte blinzelnd den Kopf und atmete erleichtert durch. „Ich bin Julius. Komm, ich stelle dir ein paar Freunde vor“, sagte ich und deutete zu unserem Tisch. Wieso ich das tat, wusste ich nicht. Ich hatte schließlich schon mein Veto abgegeben.
    „Phillipp“, gab er zurück und folgte meiner Geste mit den Augen. „Was seid ihr? Der Sahneschnittchenclub ?“
    Ich lachte und spürte eine Verlegenheit, die ich von mir nicht kannte. Ich wusste schließlich, was ich wollte und wer ich war. An Selbstbewusstsein hatte es mir nie gemangelt, aber dieser Phillipp brachte mich tatsächlich aus dem Konzept! Ich spürte, wie ein Zittern durch meinen Körper lief, und ärgerte mich darüber. „Klar, äh ... komm schon, ich stelle dich vor.“
    Ich setzte mich in Bewegung und versuchte, mich nicht zu oft zu ihm umzusehen. Ohne dass ich wusste, wieso, fielen mir die Schritte an den Tisch schwer, sie waren zögernd und unsicher. Ich spürte Tims Blick auf mir ruhen und wandte mich wieder in meine Laufrichtung. Phillipp folgte mir, und wann immer unsere Blicke sich trafen, weil ich doch wieder hinter mich sah, setzte mein Herz kurioserweise einen Schlag lang aus.
    Ich blieb vor meinen Freunden stehen, grinste in die Phillipp anstarrende Runde und bedeutete Tim weiterzurutschen , damit neben mir Platz für den Siebten am Tisch war.
    „Das ist Phillipp. Seid nett, er hält uns für den Sahneschnittchenclub !“, erläuterte ich grinsend.
    „Ihr könnt ruhig Phil sagen.“ Als er neben mir saß und sein Schenkel meinen berührte, musste ich mich wirklich beherrschen, um meine Hand nicht zu ihm wandern zu lassen.
    Es war wie ein Reflex. Ich war daran gewöhnt, jeden anderen hier am Tisch anfassen zu dürfen, wann immer ich wollte und wo immer ich wollte. Aber Phil gehörte nicht dazu.
    Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das, was auch immer mich an ihm reizte, nicht dem entsprach, was mich mit den anderen fünf verband. Oh, na klar, ich war heiß auf ihn, aber ich wusste genau, dass ich das ominöse was-auch-immer mit ihm niemals mit Sex beginnen wollen würde. Deshalb – und weil ich wieder in diese herzrasende Nervosität verfiel – tat ich nichts, das er mir irgendwie als anbaggernd oder aufdringlich ankreiden konnte. Ich lehnte mich zurück und schwieg.
    Dem Gespräch am Tisch hörte ich nicht zu, es waberte zwar in meine Ohren, aber ich ließ es ungefiltert vorbeiziehen. Meine Sinne waren ausschließlich auf Phil gerichtet und ich beobachtete ihn so fasziniert, dass Tim mich irgendwann in die Seite stieß und flüsterte: „Hey, reiß dich mal zusammen, du sabberst ja gleich!“
    Ich wandte ihm den Kopf zu und er küsste mich ganz leicht. „Aufwachen, Dornröschen!“, murmelte er und reizte mich damit zu einem Lächeln.
    Trotzdem entzog ich ihm sacht meinen Kopf und legte stattdessen meinen Arm hinter seinem Rücken um ihn.
    „Tut mir leid“, gab ich leise zurück.
    „Er hat’s dir echt angetan, was?“, fragte Tim und ich sah ihn erstaunt an, während ich versuchte, nicht zu nicken. So ganz gelang mir das
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