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Zwei Worte bis zu Dir - Die Wildrosen-Insel 1: Ein Serienroman (German Edition)

Zwei Worte bis zu Dir - Die Wildrosen-Insel 1: Ein Serienroman (German Edition)

Titel: Zwei Worte bis zu Dir - Die Wildrosen-Insel 1: Ein Serienroman (German Edition)
Autoren: Nancy Salchow
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Gesichtszügen war weder Wut noch Enttäuschung zu erkennen, allerdings auch keine Freude.
    »Ich habe mit Lenny getanzt«, entfuhr es ihr plötzlich, eine Äußerung, die sie schon im nächsten Moment wieder bereute.
    »Aha«, antwortete er desinteressiert und ging an ihr vorbei zu einem Waschbecken an der Wand.
    »Es ist nicht so, wie du denkst«, sagte sie.
    »Ich denke gar nichts.« Er begann, seine Hände zu waschen. »Du bist mir keine Rechenschaft schuldig.«
    »Nein, das bin ich nicht.« Sie ging ihm nach und blieb direkt neben ihm stehen, während er seine Hände von imaginärem Schmutz befreite.
    »Ich will es dir trotzdem erklären«, fuhr sie fort, »weil mir etwas klargeworden ist. Und seit dem Tanz mit ihm bin ich mir noch sicherer.«
    »Nichts für ungut, Vanessa, aber ich glaube, wir sind nicht besonders gut im Smalltalk«, antwortete er nüchtern und drehte den Wasserhahn ab, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
    »Ich versuche aber gerade, es zu werden, Gregor.«
    Wortlos vergrub er seine Hände in einem alten Handtuch.
    Sie trat näher. »Ich war vielleicht nicht ehrlich zu dir, da stimme ich dir zu. Aber eines kann ich mit Sicherheit sagen.«
    Er starrte noch immer auf das Handtuch in seinen Händen.
    Sein gekünsteltes Desinteresse verunsicherte sie. »Würdest du mich bitte ansehen, wenn ich versuche, mit dir zu reden?«
    Widerwillig hob er schließlich den Blick.
    »Ich weiß jetzt, was ich will«, sagte sie. »Oder besser gesagt, was ich nicht mehr will. Ich will der Vergangenheit nicht mehr nachtrauern. Ich will nicht länger so tun, als hätte ich Grund, vor irgendetwas davonzulaufen. Was damals war, war schmerzhaft, aber es war nicht das Ende der Welt. Meine Welt existiert nach wie vor, und ich will mir den Blick darauf nicht länger verstellen. Weder durch kindische Erinnerungen noch durch zweifelhafte Versuche, mich abzulenken.«
    »Dann war ich also ein zweifelhafter Versuch«, schlussfolgerte er.
    »Nein.« Sie lächelte. »Nicht du. Nur die Art unserer Freundschaft.«
    »Freundschaft«, wiederholte er monoton.
    »Du weißt, was ich meine. Wir haben direkt mit dem zweiten Schritt angefangen, bevor wir den ersten überhaupt zulassen konnten. Aber wer B sagt, muss nun mal auch A sagen.«
    »Nach unserem Erlebnis am Strand habe ich versucht, dir genau das deutlich zu machen«, antwortete er. Seine Zurückhaltung begann langsam zu bröckeln.
    »Ich weiß.« Sie hielt kurz inne. »Du hast es mehrmals versucht, und ich war zu blind, um es zu verstehen. Das heißt, ich habe es verstanden, aber eben nicht umsetzen können. Ich war …«
    »Verliebt«, fiel er ihr ins Wort. »In diesen Kerl.«
    »Nein.« Sie nahm instinktiv seine Hand. »Das ist vorbei. Ich habe nur etwas länger gebraucht, um das zu verstehen.«
    Er schaute sie fragend an. »Und jetzt?«
    »Das ist eine gute Frage.« Sie zwinkerte ihm zu.
    Er kannte diesen Blick nur zu gut. »Bist du etwa gekommen, um …«
    »Ich bin gekommen, um dich kennenzulernen.« Nun nahm sie auch seine andere Hand, während aus ihrem Lächeln ein breites Grinsen wurde.
    Die Falte zwischen seinen Augenbrauen löste sich auf. »Ist es dafür nicht ein bisschen zu spät?«
    »Vielleicht. Aber besser spät als nie, oder?«
    »Und was, wenn wir doch wieder beim zweiten Schritt landen?« Er lächelte.
    »Dann machen wir eben wieder einen Schritt rückwärts«, flüsterte sie, während sie ihm ein paar Holzspäne aus dem Haar strich.
    »Klingt nach einem interessanten Plan«, antwortete er. »Und du bist dir sicher, dass ich derjenige bin, mit dem du diesen Plan in die Tat umsetzen willst?«
    »Absolut sicher.« Sie umfasste seine Hand etwas fester. »Ohne dich gäbe es diesen Plan nämlich gar nicht.«
    Sie sah die Erleichterung in seinen Augen, sah, wie ihm nach und nach bewusst wurde, dass sie endlich dabei waren, das Richtige zu tun. Nach ihrem überstürzten zweiten Schritt waren sie endlich beim ersten angekommen. Und sie teilte seine Erleichterung. Fast kam es ihr so vor, als spiegelte sich in diesem einen Moment jede ihrer Emotionen in seinem Blick.
    Er beugte sich ein Stück herunter, hielt jedoch plötzlich inne. »Gehört es zu Schritt zwei oder noch zu Schritt eins, wenn ich dich jetzt küsse?«
    »Kommt ganz auf den Kuss an«, erwiderte sie.
    Er lachte leise, während sie sich fragte, warum ihr die winzigen Grübchen in seinem Gesicht bisher nicht aufgefallen waren. Aber vielleicht war das etwas, das man nur bei Schritt eins entdecken
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