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Zwei Worte bis zu Dir - Die Wildrosen-Insel 1: Ein Serienroman (German Edition)

Zwei Worte bis zu Dir - Die Wildrosen-Insel 1: Ein Serienroman (German Edition)

Titel: Zwei Worte bis zu Dir - Die Wildrosen-Insel 1: Ein Serienroman (German Edition)
Autoren: Nancy Salchow
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meterlange Sitzbänke und Tische vor einer breiten Tanzfläche und der Bühne für die Live-Band in akkuraten Abständen angeordnet. Daneben war die gesamte Wiese übersät von Trödelverkäufern, Obst- und Gemüseständen sowie Souvenirläden, die von der Hoffnung getrieben wurden, an einem Tag den Umsatz eines ganzen Monats zu machen.
    Auch der Eisstand von Ingmars Café , das Carinas Vater gehörte, stand wie in jedem Jahr an seinem angestammten Platz, nur wenige hundert Meter vom Hafen entfernt. Wie bei den meisten Feierlichkeiten half Carina am Stand aus, und Vanessa hatte sich nach dem Gespräch mit Kim dazu breitschlagen lassen, sie an diesem Nachmittag zumindest mit einem kurzen Hallo zu begrüßen. Sie hatte ihr die Aktion mit Gregor zwar noch immer nicht verziehen, wollte die Situation aber auch nicht weiter eskalieren lassen. Für einen ernsthaften Streit war sie viel zu erschöpft von den Emotionen der letzten Tage, viel zu verwirrt von den eigenen Gedanken. Zu einer längeren Unterhaltung hatte sie sich jedoch weder von Kim noch von Carina überreden lassen. Alles, was sie wollte, war ein Gespräch mit Gregor. Sie war sich sicher, dass er auch in diesem Jahr wieder ehrenamtlich bei der Technik hinter der Bühne aushelfen würde. Welche Gelegenheit war für eine Versöhnung besser geeignet als die unbeschwerte Atmosphäre dieses denkwürdigen Festes?
    Während sie über die Wiese spazierte und ihren Blick suchend durch die lebhafte Menge wandern ließ, erwischte sie sich selbst bei der Erkenntnis, sich zum ersten Mal seit langem ihrer eigenen Wünsche bewusst zu sein. Während sie sich noch wenige Tage zuvor nicht sicher gewesen war, ob sie vor etwas, vor jemandem , davonrannte, war ihr mittlerweile klar, dass sie im Grunde nur vor sich selbst davongelaufen war.
    An der Bühne angekommen, stellte sie enttäuscht fest, dass Gregor nirgends zu sehen war. Eine direkte Frage beim DJ, dessen Aufgabe es war, zur späteren Stunde die Pausen der Live-Band mit typischer Partymusik zu überbrücken, bestätigte ihre Befürchtung: Gregor hatte sich in diesem Jahr nicht für die Technik eintragen lassen. Die Frage, ob er kurzfristig von seiner Aufgabe zurückgetreten oder von Anfang an nicht eingeplant war, verkniff sie sich.
    Demotiviert ließ sie sich auf den Rand der äußersten Sitzbank fallen und umklammerte ihr Prosecco-Glas. Sie schaute zur Tanzfläche hinüber, auf der Kim gerade dabei war, Martins Abwesenheit engumschlungen mit einem braungebrannten Athleten zu feiern. Sie schaffte es, selbst aus einem harmlosen Tanz etwas Anzügliches zu machen.
    Vanessa nippte an ihrem Glas und ließ ihren deprimierenden Gedanken freien Lauf. Warum nur hatte sie Gregor auf dem Boot so unbedacht von sich gewiesen? Warum hatte sie betont, dass sie nicht auf der Suche nach etwas Ernstem war? War das wirklich nötig gewesen? Gerade als sie dabei war, sich des vollen Ausmaßes ihres Verhaltens bewusst zu werden, nahm sie einen Schatten neben sich wahr. Unweigerlich zuckte sie zusammen, als sie die Stimme erkannte.
    »Hallo Ness.« Lenny strahlte sie mit blitzendem Lächeln an. »Wie schön, dich hier zu sehen.«
    Sie war nicht in der Lage, ihm zu antworten. Nicht jetzt. Nicht nach allem, was geschehen war.
    Im Hintergrund dudelte »Hungry Heart« von Bruce Springsteen, als er ihr wortlos die Hand hinhielt.
    »Du willst tanzen?«, fragte sie überrascht.
    Er nickte. »Nur ein Tanz.«
    Vanessa starrte auf seine Hand, die noch immer darauf wartete, von ihrer berührt zu werden. Seltsamerweise löste die Vorstellung, ihm diesen Gefallen zu tun, weder Zweifel noch Unbehagen in ihr aus. Sie war nicht ängstlich und auch nicht wütend. Und wenn, dann nicht auf ihn. Nicht mehr.
    Zögernd stand sie schließlich auf, legte ihre Hand in seine und ging mit ihm bis in die Mitte der Tanzfläche, wo er mit einer Hand ihre Taille umfasste und mit der anderen sanft die Führung übernahm.
    Über seine Schulter hinweg sah sie in fremde und vertraute Gesichter, die den Umstand, dass sie mit Lenny tanzte, mit großer Verwunderung registrierten. Einige lächelten wissend, andere bemühten sich, möglichst desinteressiert zu schauen. Vanessa war sich sicher, dass jeder Einzelne über die Demütigung Bescheid wusste, die die Trennung von Lenny damals für sie bedeutet hatte. Zweifellos wusste jeder von dem Seitensprung, von der gelösten Verlobung – und von Lennys Rückkehr vor wenigen Tagen. Das Verrückte daran war, dass ihr diese Erkenntnis
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