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Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Titel: Zwei wie wir: Roman (German Edition)
Autoren: Philip Tamm
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niedergeschlagen. Ich hatte mich schon gefreut, weil keine Sträuße mehr retour kamen. Das ist also der Grund.
    »Okay«, sage ich.
    »Und Robby nervt auch. Der quatscht nur blödes Zeug, Yin und Yang und so einen Müll. Aber abends hockt er dann vor dem Fernseher und sieht Trash. Kung-Fu -Filme, Stefan Raab , Big Brother .«
    »Er sitzt zu Hause vor dem Fernseher? Bei uns?«
    »Na ja, nur einmal. Oder zweimal. Und er furzt rum, weil er dieses Körnerzeug frisst.«
    »Und Inna? Ich meine, die hasst es, wenn einer … «
    Julian rollt mit den Augen. »Wie gesagt, die ist gerade nicht ganz dicht. Wird echt Zeit, dass du wiederkommst, Alex.«
    »Leichter gesagt als getan.«
    »Ach, komm schon. Ehrlich! Das glaube ich einfach nicht, dass es vorbei ist. Kann nicht sein.«
    »Ich arbeite dran.«
    »Kann ich helfen?«
    »Mal sehen. Ich denke drüber nach.«
    W e nn Rosen und Liebesbriefe nicht helfen, muss ich mir eben etwas anderes einfallen lassen. Vielleicht etwas Moderneres. Wer könnte da ein besserer Berater sein als eben Julian, mein siebzehnjähriger Ziehsohn?
    Da er auch am nächsten Tag wieder im Schuster’s auftaucht, spreche ich ihn einfach direkt drauf an. Er hört mir zu, grinst und gibt mir dann einen Ratschlag, der Gold wert ist.
    In dieser Nacht geschieht in einer ruhigen Wohnstraße in Sasel etwas, das es sogar zwei Tage später in die Lokalseiten des Hamburger Abendblattes schafft. Ein etwa vierzig- bis fünfzigjähriger Mann in einem dunklen Kapuzenpullover schleicht durch die Nachbarschaft und immer wieder ist ein seltsames Zischgeräusch zu hören.
    Als die Anwohner der Straße am nächsten Tag vor die Tür treten, trauen sie ihren Augen nicht. Auf der Straße, auf den Grundstücksmauern, sogar auf den geparkten Autos hat sich ein unbekannter Sprayer zu schaffen gemacht. Und überall steht dieselbe Botschaft: Dass er die in derselben Straße lebende I. über alles liebt und um Verzeihung bittet.
    S o unbekannt scheint der Sprayer nicht gewesen zu sein, denn schon am selben Nachmittag taucht ein Kripobeamter im Schuster’s auf, legt eine Reihe von Beweisfotos auf den Tresen und fragt mich, ob ich das gewesen wäre. Ich zucke nur mit den Schultern.
    »Sie streiten es also nicht ab?«, fragt der Bulle.
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Das wird ziemlich teuer, Herr Zimmer. Sie bekommen dann in den nächsten Wochen eine Vorladung vor Gericht.«
    »Wer hat mich verraten?«, frage ich den Polizisten.
    »Wer wohl? Ihre Frau. Sie hat mir Ihre Adresse gegeben.«
    »Und? Was hatten Sie für ein Gefühl? War sie wenigstens beeindruckt von der Aktion?«
    Der Kripobeamte bekommt einen milderen Gesichtsausdruck. »Nein, ich fürchte nicht. Sie war eher wütend. Ich kenne das übrigens. Mit meiner Ehe ist es vor zwei Jahren auch zu Ende gewesen … « Der Kripobeamte wischt sich einmal kurz über die Augen, packt dann die Fotos ein und sagt ziemlich lange gar nichts. Dann nickt er mir entschieden zu und meint: »Tja, wie es aussieht, kann der Täter in dieser Sache nicht ermittelt werden. Tut mir leid, dass ich Sie belästigen musste, Herr Zimmer. Und viel Glück. Geben Sie nicht auf.«
    »Danke«, sage ich. Es geschehen doch noch Wunder.
    »Ich wüsste nicht wofür.« Er tippt sich an die Stirn und verlässt das Schuster’s.
    I n zwischen fiebern nicht nur Erik und Bernd mit mir mit, sondern so gut wie alle Stammkunden. Viele von ihnen unterstützen mich sogar. Die Online-Worker zum Beispiel, die den ganzen Tag mit ihren Laptops im Laden sitzen, richten eine Homepage für mich ein, auf der man offiziell eine Petition unterschreiben kann, in der Inna aufgefordert wird, mir noch einmal eine Chance zu geben. Dank des gigantischen Mail-Verteilers, über den die Jungs verfügen, wird die Petition binnen dreier Tage von fast zehntausend Menschen unterschrieben. Wieder berichten mehrere Zeitungen darüber, und sogar ein Radio-Feature wird gesendet.
    Die Fahrradkuriere erklären sich bereit, bei jeder Tour, die sie nach Sasel führt, an Innas Haustür zu klingeln und weitere Briefe von mir abzugeben – diesmal sind sie alle selbst verfasst.
    Die Schauspieler, die zu meinen Kunden zählen, geben mir gratis Sprechunterricht und bringen mir Gesichtsausdrücke bei, die ich unbedingt aufsetzen sollte, wenn ich das nächste Mal mit Inna spreche.
    Sogar die alleinerziehenden Mütter beginnen, mir zu glauben, dass ich es mit Inna wirklich ernst meine und mein Verhalten bereue. Sie ergreifen endgültig Partei für mich, als Emma
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