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Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Titel: Zwei wie wir: Roman (German Edition)
Autoren: Philip Tamm
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Direkte, durchdringende Blicke. Dann wischt er sich mit der Serviette den Mund ab, bestellt bei Erik einen Cortado und sagt zu mir: »Weißt du was, Alex? Wenn dir Inna wirklich so viel bedeutet, dann wird es einfach Zeit, dass du deinen faulen Hintern in Bewegung setzt und ihr das klarmachst. Hast du nämlich, soweit ich mich erinnere, ziemlich lange nicht getan. Und die Tatsache, dass sie einen anderen hat … Mein Gott, jetzt sei nicht so verdammt kleinlich. Denk an das, was du getan hast.«
    Ich sehe ihn an, nicke, verarbeite seine Worte. Dann springe ich auf, umrunde den Tresen und drücke Sascha einen Kuss auf die Wange.
    S o gar Marianne gibt mir die Ehre. Sie kommt kurz vor Feierabend ins Schuster’s, wartet bis die letzten Gäste gegangen sind und fragt dann: »War das dein Ernst, Alex?«
    Ich sehe sie fragend an.
    »Ich meine, Inna hat lange darauf gewartet, dass du dich rührst. Und lange ist nichts passiert. Falls es dir nicht klar ist: Du bist, oder du warst, mit einer verdammt attraktiven Frau verheiratet. Und du kannst nicht erwarten, dass in der Zwischenzeit nichts passiert!«
    Ich zucke mit den Schultern.
    »Du redest immer noch nicht?«
    Ich nicke bestätigend.
    »Okay, mach was du willst. Aber das ändert nichts daran, dass du Inna offenbar schlecht kennst, wenn du meinst, mit dieser Ich-bin-ein-Mönch-und-rede-nicht-Tour könntest du bei ihr etwas erreichen.«
    Ich mache eine ergebene Geste, mit der ich ausdrücke, dass das nicht meine Absicht ist.
    »Vor allem kann Inna keine Gedanken lesen. Wenn sie dir also wirklich so viel bedeutet, wie es den Anschein hat, dann solltest du schleunigst deine Sprache wiederfinden und mit ihr reden.«
    »Aber sie redet doch nicht mit mir«, sage ich und durchbreche damit zum ersten Mal seit Tagen mein Schweigegelübde.
    »Dann musst du dir halt etwas einfallen lassen.«
    »Aber was?«
    »Ist dein Job, das rauszufinden.«
    »Dann glaubst du also nicht, dass es zu spät ist? Meinst du, ich habe noch eine Chance?«
    »Nein. Aber nutze sie.«

40
    I c h habe keine Chance. Aber ich sollte sie nutzen. Mariannes Worte wecken mich. Sie hat recht. Alle haben recht. Vor allem hat Inna recht. Ich habe immer nur an mich gedacht. An mich, an mich, an mich. Ich darf mich also nicht beschweren über das, was geschehen ist.
    Aber ich muss es auch nicht einfach hinnehmen.
    Ich weiß jetzt, was ich zu tun habe.
    Ich muss das wiederholen, was ich vor langer Zeit schon einmal getan habe. Um genau zu sein, vor fünfzehn Jahren. Ich muss sie erobern. Sie hat es mir damals nicht leicht gemacht, und sie wird es mir auch jetzt nicht leicht machen. Aus gutem Grund nicht. Damals hat sie mir nicht getraut. Und jetzt traut sie mir auch nicht. Darum muss ich ihr beweisen, dass ich ihr Vertrauen verdiene.
    Und dann werde ich mit dem kleinen Robby-Problem garantiert auch fertig.
    A m nächsten Morgen klingelt der Wecker um Viertel vor sechs – und das, obwohl ich keine Kinder wecken, ihnen Frühstück machen und in die Schule fahren muss.
    Ich springe von meinem Feldbett im Schuster’s auf, schlüpfe in die bereitgelegten Joggingklamotten und mache mich auf den Weg. Es ist ein kalter, finsterer Oktobermorgen. Ich setze mich in den Wagen und fahre los. Der Berufsverkehr hat schon eingesetzt, aber das juckt mich nicht. Ich fahre schnell, weil ich auf keinen Fall zu spät kommen will.
    Ich parke den Wagen am oberen Alsterlauf und trabe los. Es dauert nur ein paar Minuten, und dann sehe ich sie. Sie ist dreimal in der Woche hier, immer vor der Arbeit. Wer wüsste das besser als ich.
    Früher sind wir oft zusammen gejoggt, nachdem sie mich davon überzeugt hatte, dass Sport nicht Mord, sondern das Gegenteil ist. Meistens sind wir abends gelaufen, nachdem wir das Tagesgeschäft hinter uns gebracht hatten. Wir sind nebeneinander hergetrabt, haben uns dabei unterhalten – das heißt, meistens hat sie geredet, und ich habe gehechelt. Wir haben uns gut gefühlt. Lebendig. Jung.
    Irgendwann habe ich das Laufen aufgegeben, wegen meinem Knie, und weil ich zu meiner ursprünglichen Meinung in Bezug auf Sport zurückgekehrt war. Sie fand’s schade. Ich fand’s eine Wohltat. Aber jetzt weiß ich, dass sie recht gehabt hat.
    Ich lege einen Zahn zu und hole sie ein. Sie sieht mich überrascht an, sagt aber kein Wort. Und ich auch nicht.
    Ich trabe einfach neben ihr her. So wie früher. Ich fange an zu hecheln, so wie früher. Mein Knie schmerzt höllisch. Aber ich halte durch. Nach ungefähr drei
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