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Zwei Toechter auf Pump

Zwei Toechter auf Pump

Titel: Zwei Toechter auf Pump
Autoren: Hans G. Bentz
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untersucht das Futter. »Das Kleid ist ja auch neu!« schreit sie.
    »Ist es auch!« sagt Teddy und wirft sich in die Brust. Die Mami hebt ihr das Kleid hoch und befühlt auch diesen Stoff. Ich stehe auf, hebe die andere Seite vom Kleid in die Höhe und bekomme von Addi eins auf die Finger. Ein paar Beine hat das Kind!
    »Erlaube mal«, sage ich, »es hätte ja sein können, daß das Unterkleid auch neu ist!«
    Teddy wiehert wieder, und die Mama macht »Psst«, weil Margot nach auffallend schneller Beendigung des Schuhputzens eintritt. Kurz danach erscheint auch der Heizer Susanne. Beide stehen in der Tür und sehen die Mutter an, die sich den Mantel wieder zugeknöpft hat und sich im Kreise dreht. Ich reiße mich mit Mühe von Addis hübschen Beinen los: »Na, was sagt ihr zu eurer Mutter?«
    Margot schiebt die Unterlippe vor: »Wenn du nicht so alt wärst, Mutti, könntest du, glaube ich, heute noch den Männern den Kopf verdrehen.«
    »Alt!« Teddy schnappt nach Luft. »Alt sagst du zu deiner Mutter, du — du Embryo! Deine Mutter fängt ja gerade erst an zu leben!«
    »Ja, das merkt man«, sagt Susanne spitz.
    »Was heißt das?« fragt Addi heftig. Sie tauscht einen beunruhigten Blick mit Teddy, und beide schauen drohend auf ihre Brut. Aber sie fühlen sich offenbar in der Verteidigung.
    »Na, das Kleid...«, erklärt Susanne und läßt sich mit einer katzenhaft geschmeidigen Bewegung auf der Couch nieder.
    Addis Augen sind hart: »Was ist mit dem Kleid?«
    Margot setzt sich neben die Schwester, zieht die Beine hoch und faltet die Hände davor: »Würde uns auch stehen.«
    »Wenn ich mich nicht irre«, sagt Teddy bedrohlich leise, »habt ihr beide in diesem Winter neue Mäntel, Schuhe und Tanzkleider bekommen!«
    »Und wenn ich mich nicht irre«, sagt Addi, »hat euer Vater, der jeden Pfennig schwer verdienen muß, immer noch keinen Wintermantel!«
    Teddy wird rot. »Das steht nicht zur Debatte, Addi. Das kannst du nicht so sagen. Du weißt, mir wird immer im Wintermantel zu heiß. Außerdem ist der Wagen ja geheizt, und wenn ich auf Tour bin, husche ich nur so über die Straßen in die Geschäfte.«
    »Und wenn du mal spazierengehst?« fragt die Mama.
    »Wenn ich spazierengehe, ziehe ich mir eben ein paar Pullover unter, da kann man sich immer noch besser bewegen als im Mantel.« Er wendet sich hilfesuchend an mich: »Du solltest auch nicht in so dicken Mänteln herumlaufen.«
    »Ja«, erwidere ich mechanisch. »Ich bin nur nicht so abgehärtet wie du.« Dabei fixiere ich die beiden Mädchen. Das Aufsässige in ihren Blicken verschwindet, und beide werden wie auf Kommando rot.
    »So!« sagt Addi. »Und jetzt geht ihr in euer Zimmer. Für diesen Abend haben wir genug von euch.«
    Margot steht als erste auf, wendet sich hoheitsvoll an der Tür um: »Come on, Susan!«
    Da erhebt sich auch Susanne. Sie hat gar nicht mehr das Katzenhafte, sondern bewegt sich hölzern und sieht vor Verwirrung ganz dumm aus. Addi reißt hinter ihnen die Tür noch mal auf und ruft in die Diele: »Und Schlag neun Uhr wird das Licht ausgemacht. Ich sehe nach! Schimpfen könnt ihr über uns auch im Dunkeln.« Sie schmeißt die Tür zu, geht erregt auf und ab, bleibt vor Teddy stehen: »Morgen fahren wir noch mal ‘rein und kaufen einen Wintermantel für dich!«
    Teddy öffnet den Mund, aber sie macht eine wilde Bewegung: »Keine Widerrede! Ich hatte mir was gespart für meinen Fahrkurs, aber das ist ja lächerlich.« Sie zieht den Mantel aus, wirft ihn über die Couchlehne und sieht plötzlich darauf wie auf etwas Giftiges: »Es ist ja eine Schande! Wie komme ich mir denn vor? Teddy, der arme Kerl, muß sich abstrampeln, um das Geld ‘ranzuschaffen, und wir Weiber hängen uns alles auf den Leib und sagen nicht mal danke dafür! Habe ich recht, Mami?«
    »Das finde ich auch, mein Kind«, sagt die Mama. »Ich wollte mich nur nicht einmischen.«
    Addi kann sich noch immer nicht beruhigen: »Das Kleid! Im Grunde stehen sie auf dem Standpunkt: Was braucht die Alte noch schicke Kleider? Die hat ja ihren Mann und uns und den Kochtopf.« Sie bleibt vor mir stehen und funkelt mich an. »Warum sagst du gar nichts? Findest du das vielleicht auch in der Ordnung?«
    Ich versuche ein Grinsen: »Wenn du die Wut hast, bist du noch hübscher!«
    »Ich habe dich gefragt, ob du ihnen recht gibst?«
    »Das nicht — aber — ich finde es verständlich.«
    »Verständlich!«
    Teddy macht sein Verkaufsgesicht, diplomatische Ausgabe: »Aber laß ihn doch
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