Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)
Autoren: Tessa Dare
Vom Netzwerk:
sie das Zweideutige ihrer Bemerkung erfasste, hätte Meredith sich insgeheim ohrfeigen mögen. Das war nicht ihre Absicht gewesen. Obwohl … die Vorstellung, Rhys St. Maur zu wärmen, fand sie kein bisschen abstoßend. Zumal solche Fantasien schon seit Jahren ihr Herz beflügelten. »Ich … ich meinte bloß …«
    »Ich weiß. Danke, Mrs. Maddox, aber ich trinke keinen Schnaps.«
    Auch gut, wenn er keinen wollte. Meredith konnte jedenfalls einen Schluck vertragen. Sie angelte nach einer Flasche, die unter der Theke stand – ihre Privatreserve –, und goss sich ein großzügig bemessenes Quantum ein.
    »Ich kenne Sie«, wiederholte er. Diesmal war es keine Frage. Seine Stimme war tiefer als in ihrer Erinnerung, und sie erreichte diverse Stellen in ihrem Innern. »Ich erinnere mich zwar nicht mehr an Ihren Namen, aber ich kenne Sie.«
    Sie leerte das Glas Gin langsam, bevor sie antwortete. »Meredith Lane«, nannte sie ihm schließlich ihren Mädchennamen. »Sie erinnern sich vielleicht nicht, aber mein Vater …«
    »War bei uns Rittmeister. Natürlich erinnere ich mich.« Er legte den Kopf schief und kniff die Augen zusammen. »Sie sind George Lanes Tochter? Na, so was! Als ich das Mädchen das letzte Mal sah, war sie ein mageres kleines Ding mit Sommersprossen.«
    Sie bekam heiße Wangen. Er erinnerte sich an sie. Beileibe nicht so, wie sie es sich gewünscht hätte, aber er erinnerte sich immerhin an etwas.
    »Merry Lane«, sagte er, seine Stimme klang weicher als zuvor. Ein leises Lachen stahl sich aus seiner Kehle. »Kaum zu glauben. Sie sind die kleine Merry Lane.«
    Inzwischen glühten ihre Wangen. Das war also das Einzige, was er behalten hatte – ihren albernen, sentimentalen Spitznamen. Wenn sich ihre Wege früher im Stall gekreuzt hatten, hatte er sie ungeduldig beiseitegedrängt und ihr spöttisch zugerufen: Husch, ab nach Hause, Merry Lane.
    » Ich heiße nicht mehr Merry Lane, Sir«, antwortete sie betont beiläufig, während sie mit einem Tuch den Tresen wischte. »So geht das, wenn man vierzehn Jahre weg gewesen ist, Mylord. Die Dinge ändern sich.«
    »Das tun sie, Mrs. Maddox. Das tun sie.« Unvermittelt ernst geworden, räusperte er sich. »Ihr Vater … lebt er noch?«
    »Er ist oben. Er verwaltet mit Darryls Hilfe die Stallungen des Gasthofs. Obschon bei uns selten etwas Edleres als ein Packpony untergestellt wird und das eine oder andere Gespannpferd.«
    »Ich würde Ihren Vater gern persönlich begrüßen.«
    »Dann müssen Sie warten, Sir. Er wird bereits schlafen, aber morgen können Sie …« Sie stockte. »Ich nehme an, Sie wollen über Nacht bleiben. Das hier ist nämlich der einzige Gasthof im Umkreis von Meilen, Mylord.«
    Bitte bleib, flehte eine törichte Stimme in ihrem Kopf. Bitte geh nicht gleich wieder fort.
    » Ja, ich benötige ein Zimmer für heute Nacht.«
    »Nur für diese Nacht?« Nicht dass es von Belang gewesen wäre. Ganz gleich, wie lange er blieb, irgendwann würde er wieder aufbrechen. Hier gab es nichts, was ihn hätte halten können. Die ererbten Ländereien bestanden zu großen Teilen aus wertlosem, unwirtlichem Moorgelände. Nethermoor Hall selbst war eine ausgebrannte Ruine, und so sollte es auch bleiben.
    »Nur die eine Nacht.« Er schenkte ihr ein kleines verhaltenes Lächeln. »Das heißt, wenn Sie ein Zimmer für ein lebendes Phantom haben.«
    »Scheren Sie sich bloß nicht um das Geschwätz von Darryl Tewkes, Mylord«, sagte sie eilig. »Er strickt schon seit Jahren an dieser Legende. Er erzählt sie allen Durchreisenden, um sie dazu zu bewegen, dass sie eine Nacht länger bleiben. Das bedeutet zusätzliches Einkommen für den Gasthof und natürlich auch für ihn. Er hat sogar ein paar Dorfbewohner, die Souvenirs anfertigen, die auf Darryls Tagesausflügen verkauft werden. Kleine Steinkreuze und dergleichen.«
    »Wie geschäftstüchtig von ihm. Ein fleißiger Angestellter, eine tüchtige junge Ehefrau … Old Maddox scheint mir recht erfolgreich zu sein.«
    »Das hängt von der Sichtweise des Betrachters ab. Der Mann liegt seit sechs Jahren im Grab.«
    Seine Kinnpartie verhärtete sich. »Sie sind seine Witwe.«
    Statt einer Antwort nickte sie.
    »Das tut mir aufrichtig leid.«
    »Das muss es nicht.« Sie fuchtelte mit dem Glas herum, das sie gerade abtrocknete. Sie war Witwe, Pensionswirtin, und übernächsten Sommer wurde sie dreißig. Dennoch war sie in Rhys’ Gegenwart verlegen wie ein junges Mädchen. Wie gelang ihm das nur, ihr dieses Gefühl zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher