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Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)
Autoren: Tessa Dare
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galoppierte.«
    Rhys blinzelte den jungen Schnösel an, unschlüssig, ob er belustigt, bestürzt, beleidigt oder … besorgt sein sollte. So bizarr Darryls Geschichte klingen mochte, barg sie ein Körnchen Wahrheit. In all den Jahren hatte er sich wie ein Monstrum gefühlt, nicht wirklich lebendig, aber auch nicht tot. Konnte es daran liegen, dass er irgendeinen gespenstischen Teil aus seiner Jugend dort zurückgelassen hatte? Er schüttelte den Kopf, wie um die irrwitzige Vorstellung loszuwerden. Dieser Dartmoor-Nebel war ihm vermutlich in die Ohren gekrochen und hatte ihm das Gehirn vernebelt.
    »Und?« Darryl neigte sich vor und wackelte mit den Augenbrauen. »Was ist mit dem Rundgang? Sind Sie Manns genug, eine Begegnung mit Rhys St. Maur zu riskieren, dem lebenden Phantom von Bell Tor?«
    Ein Lächeln huschte um Rhys’ Mundwinkel. Also das versprach, amüsant zu werden. Doch ehe er antworten konnte, trat eine Gestalt zu Darryl hinter den Tresen.
    Meredith.
    Mrs. Maddox, berichtigte er sich.
    »Darryl«, schimpfte sie und versetzte dem Jungen eine Kopfnuss, »du bist und bleibst ein Idiot. Dieser Mann ist Rhys St. Maur. Inzwischen Lord Ashworth. Du sprichst gerade mit deinem ›lebenden Phantom‹, lebendig und leibhaftig.«
    Darryls blasses Gesicht wurde noch blasser, als er Seine Lordschaft anstarrte und dabei nervös mit den Kiefern mahlte. Wenigstens zuckte sein Auge nicht mehr.
    Der Junge schluckte schwer, als Rhys einen Arm auf dem Schanktresen abstützte und sich zu ihm vorneigte. Bis ihre Gesichter lediglich Zentimeter voneinander entfernt waren. Sobald er sich Darryls ungeteilter Aufmerksamkeit sicher wähnte, senkte Rhys die Stimme und flüsterte …
    »Buh!«

2
    I ch … Sie sind …«, stammelte Darryl. »Will sagen, es ist nicht …«
    »Ich kümmere mich um unseren Gast, Darryl.« Meredith schob den verdutzten Jungen vom Tresen weg. »Ab in den Stall mit dir.« Ihr Ton ließ keinen Widerspruch zu.
    Rhys starrte sie an. Um zu vermeiden, dass sie zurückstarrte, sah Meredith hastig weg und machte sich an den Flaschen zu schaffen. Bislang hatte sie es bei flüchtigen Blicken bewenden lassen, gleichwohl hätte sie nichts dagegen einzuwenden gehabt, ihn den ganzen Abend zu betrachten, jede Kontur, jede Linie in seinem Gesicht. Um sämtliche Veränderungen seines Mienenspiels einzufangen.
    Seine Frisur war ihr als Erstes aufgefallen. Oder besser das Nichtvorhandensein einer solchen. Er trug seine Haare so kurz geschoren, dass sie im ersten Moment, als sie ihn an der Tür erspäht hatte, erschrocken gewesen war. In ihren Erinnerungen hatte er langes, dunkel gewelltes Haar, das im Nacken mit einem Lederstreifen zusammengebunden war. Manchmal hatte er es offen getragen, sodass es ihm in wilden Locken auf die Schläfen fiel. Damit hatte er zuweilen versucht, sein Gesicht zu verbergen, oder besser gesagt einen neuerlichen Bluterguss, der violett unter seinem Auge prangte, oder einen frisch aufgeplatzten Riss in seiner Lippe.
    Er schien es mittlerweile aufgegeben zu haben, seine Blessuren zu verstecken. Sein Gesicht war ein Schlachtfeld voller Narben, die sie nicht zuzuordnen wusste, indes war sie froh um die verheilten Wunden. Jene bezeugten ihr, dass sie dieses Mal nicht träumte. Es war tatsächlich Rhys St. Maur, der da auf dem Schemel saß und einen Ellbogen auf den Tresen stützte. Hünenhaft, kampfgestählt und verwegen und – bei allen Heiligen – er saß direkt vor ihr. Leibhaftig. Nach vierzehn Jahren.
    »Ich kenne Sie«, meinte er gedehnt. In seinem Ton schwang eine unterschwellige Frage.
    »Tun Sie das?« Bemüht, ihre Bestürzung zu überspielen, griff Meredith nach seinem leeren Krug.
    Seine Finger umkrampften den Griff. Er hatte lange, starke, zupackende Finger.
    Ihr Blick prallte auf seinen, und wieder verzehrte er sie mit seinen faszinierenden Augen. In all den Jahren, die sie auf dem Nethermoor-Anwesen verbracht hatte, hatte Rhys St. Maur sie kein einziges Mal so angeschaut. Er hatte sie kaum wahrgenommen. Jetzt bemerkte sie, dass seine Augen wild und schön waren – wie alles an ihm. Tiefbraun, mit bernsteingoldenen Einsprengseln. Wie feinster Cognac oder …
    »Brandy«, hauchte sie.
    Er hob eine Braue, die von einer tiefen Narbe in zwei Hälften gespalten wurde.
    »Möchten Sie einen Brandy?« Sie räusperte sich verlegen. »Draußen ist es unwirtlich kalt. Da braucht ein Mann mehr als Bier, um sich aufzuwärmen.«
    »So, so, braucht er das?« Seine Lippen zuckten sinnlich.
    Kaum dass
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