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Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)
Autoren: Tessa Dare
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Innersten.
    Rhys trank von seinem Bier und sann über die Natur des Schicksals nach. Er glaubte fest an die Macht der Vorsehung. Es gab keine andere Erklärung für die Tatsache, dass sein Herz noch schlug. In den elf Jahren bei der leichten Infanterie hatte er sich beherzt in jedes blutige Schlachtengetümmel gestürzt, geradezu versessen darauf, sich niedermetzeln zu lassen. Um dann grausam enttäuscht zu werden, wenn das Schicksal ihn wieder einmal verschonte. Er konnte schlicht und einfach nicht sterben. Aber vielleicht, überlegte er, hatte sein unverschämtes Glück jetzt endlich einmal sein Gutes.
    Als sie sich bückte, um das gesplitterte Holz aufzukehren, betrachtete er den sanften Schwung ihrer Schulterblätter, die gelösten Haarsträhnen, die sich weich in ihrem Nacken kringelten. Er stellte sich im Geiste vor, wie er mit diesen Locken spielte. Vier … fünf, nein, sogar sechs Mal, zählte er heimlich mit, ließ sich das fein gekräuselte Haar um seinen Finger wickeln.
    Als sie sich straffte und ihre Blicke sich abermals trafen, hob er seinen Bierkrug zu einem stummen Salut. Sie lächelte schüchtern und sah weg. Seltsam, obwohl sie doch vorhin kein bisschen schüchtern war.
    Wie um selbiges zu bekräftigen, rief sie quer durch den Schankraum: »Laurence, bring Harry Symmonds zurück in das Rattenloch, wo er hingehört. Der Kerl blutet mir die Bodenkacheln voll, und ich hab sie erst gestern frisch geschrubbt.«
    »Ja, Meredith.«
    Meredith. Der Name schlängelte sich wie ein Faden durch sein Gehirn, doch er verlor sich, ehe Rhys ihn ergreifen konnte.
    Laurence schnappte sich Harry Symmonds und stellte das stöhnende Häufchen Elend unsanft auf die Füße.
    »Von wegen ›Meredith‹!« Sie fuchtelte entrüstet mit ihrem Besen vor Laurence herum. »Solange ihr euch wie kleine Jungs benehmt, bin ich für euch immer noch Mrs. Maddox.«
    Das Bier schmeckte mit einem Mal sauer. Mrs. Maddox?
    Diese junge, tüchtige, hübsche Frau war mit dem alten Maddox verheiratet? Demnach war sie gar kein Schankmädchen, sondern die Wirtsfrau? So viel zu den Schicksalsmächten, die ihm unverschämtes Glück bescherten. Er hätte es besser wissen müssen. Für ihn gab es nichts Schönes auf dieser Erde.
    Sie stellte einen Teller mit Stew und einen mit Kaninchenragout vor ihn hin. Rhys langte hungrig zu, seine Augen hielt er unablässig auf das Essen geheftet und nicht auf die appetitliche Serviererin. Er machte verheirateten Frauen keine Avancen, da konnten sie ihm noch so verführerische Blicke zuwerfen. Wenn sie mit Maddox verheiratet war und ihm schöne Augen machte, dann musste die Frau nicht nur wankelmütig sein, sondern töricht und halbblind.
    Er war hungriger, als er gedacht hatte, und aß innerhalb von Minuten beide Teller leer. Er war stets ein guter Esser gewesen und seit seiner Armeezeit auf schnelles Futterfassen gedrillt. Nachdem er den Ashworth-Titel geerbt hatte, hatte er mehr als einmal von einer fein eingedeckten Londoner Bankett-Tafel aufgeblickt, um festzustellen, dass seine Tischmanieren der Gegenstand intensiver, entsetzter Inaugenscheinnahme waren. Eine weitere seiner erworbenen Eigenschaften, die vornehme englische Damen zu ihren Riechfläschchen greifen ließen.
    Er kippte den Rest Bier hinunter und trug den leeren Krug zum Nachfüllen an den Tresen. Mrs. Maddox war nirgends zu entdecken, stattdessen stand ein junger Mann mit einer Zahnlücke hinter der Theke. Es war der junge Kerl von vorhin, der sich um sein Pferd kümmern sollte. Wie hieß er noch gleich? Dylan? Dermott?
    »Darryl Tewkes, zu Ihren Diensten, Sir. Darf es noch ein Bier sein?«
    Der junge Mann nahm ihm den Krug ab, dabei zuckte sein linker Augenwinkel. Rhys hätte nicht zu sagen vermocht, ob er ihm zuzwinkerte oder ob es ein nervöser Tic war. Er hoffte Letzteres, als sich das Lidflattern wiederholte. Er hatte ein aberwitziges Aussehen, dieser Darryl Tewkes. Scharf geschnittene Nase, spitze Ohren, ähnlich wie die Pixis, die Waldgeister, an deren Existenz die älteren Bewohner im Moor immer noch glaubten.
    »Sie haben ein prachtvolles Pferd, Sir«, fuhr Darryl fort und reichte Rhys einen frisch gezapften Krug. »Ich hab den Wallach in den Stall gebracht, ihm den Sattel abgenommen und ihn getränkt. Nachher werde ich ihn striegeln und ihm Heu geben.«
    Rhys nickte wie zur Bekräftigung und hob den Krug an seine Lippen.
    »Hat er einen Namen, Sir? Der Wallach?«
    Rhys wischte sich mit dem Ärmel den Mund. »Nein.« Er gab ihnen nie
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