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Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)
Autoren: Tessa Dare
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Namen, nicht mehr jedenfalls.
    »Wird der Gentleman länger in der Gegend bleiben?«, wollte Darryl wissen.
    »Lediglich eine Nacht.«
    Anfangs war Rhys sich diesbezüglich unschlüssig gewesen. Inzwischen war ihm klar geworden – eine Nacht an diesem Ort war das Äußerste, was er ertragen konnte. Morgen früh würde er den Hang hinaufreiten, um lange und ausgiebig zu inspizieren, weswegen er hergekommen war. Danach wollte er wieder aufbrechen. Keine Frage, er konnte einen Pächter oder Verwalter einstellen, der sich um sämtliche Angelegenheiten kümmerte, die der Klärung bedurften. Das war es doch, was Landadlige mit einigem Vermögen taten, oder? Wohin er dann reiten wollte, wusste er selbst noch nicht. Wohin das Schicksal ihn verschlug, mutmaßte er.
    »Eine Nacht?« Darryls linkes Auge zuckte heftig. »Sir, Sie müssen länger als eine Nacht bleiben. Eine Übernachtung reicht bei Weitem nicht aus, um die örtlichen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen!«
    Zwischen Rhys’ Brauen schob sich eine steile Falte. Sehenswürdigkeiten? Hier in dieser gottverlassenen Gegend?
    Der junge Mann hob die Brauen. »Ich biete den Durchreisenden Führungen an.« Sein Gesicht hellte sich auf. »Zwei Stunden oder auch einen halben Tag. Der beste Gegenwert für Ihr Geld ist meine ganztägige Geheimnis-des-Moores-Exkursion mit sachkundigen Erläuterungen und einem Picknick.«
    Rhys schmunzelte bei der Vorstellung, wie arglose Reisende im Schatten von Bell Tor ihren Picknickkorb öffneten. Blieb zu hoffen, dass sie Vorkehrungen gegen die Scharen gefräßiger Raben trafen. Er räusperte sich und fragte: »Was denn für Sehenswürdigkeiten?«
    »Also, es ist eine geheimnisvolle Reise durch die Zeit, verstehen Sie?« Der Junge machte eine großspurig ausgreifende Geste. »Ich beginne damit, dass ich Sie zu den antiken Grabhügeln und zu den Zinngruben führe, die schon vor zig Jahrhunderten aufgegeben wurden.«
    Der Anblick war Rhys bestens vertraut. Steinhaufen, nichts als triste Steinhaufen.
    »Dann sind da die alten Mönchskreuze. Und natürlich Bell Tor. An klaren Tagen sieht man …«
    »Noch mehr Steinhaufen?«, grummelte Rhys sichtlich unbeeindruckt.
    »Aber Sir, das Beste kommt noch. In den Ruinen von Nethermoor Hall spukt es.«
    Unversehens hatte er Rhys’ ganze Aufmerksamkeit. »Hab ich eben recht gehört? Da oben spukt es?«
    Darryl stützte die Ellbogen auf den Tresen und neigte sich dicht zu ihm, als wagte er nicht, es laut auszusprechen. »Ja. In Nethermoor Hall. Das gottlose House of Ashworth, in dem über Generationen das Böse gedieh. Bis zu einer Sommernacht vor vierzehn Jahren, als es in einer grausigen Feuersbrunst bis auf die Grundmauern niederbrannte. Mein Rundgang endet dort bei Sonnenuntergang. Bisweilen, wenn man konzentriert lauscht, kann man das Knacken der Flammen hören oder schwachen Schwefelgeruch in der Luft riechen. Das Feuer war ein Gottesurteil, wird hier gemunkelt. Nach jener Nacht hat man von der Familie nie wieder etwas gehört.«
    »Was ist mit den Bewohnern geschehen?«, forschte Rhys, er war selbst verwundert, dass ihm diese Frage über die Lippen kam. Eines musste man dem jungen Mann lassen – er konnte seine Gespenstergeschichten spannend erzählen. »Ich meine, wie war das mit dem Spuk?«
    »Ah ja. Also, der Geist von dem alten Lord Ashworth wurde bislang nicht gesichtet. Der kehrte nie nach Devonshire zurück. Er starb letztes Jahr, irgendwo in Irland, glaub ich. Lady Ashworth starb schon Jahre vor dem Brand. Ein paar Dorfbewohner – die mit dem zweiten Gesicht – wollen gesehen haben, wie der Geist der Lady über dem verfallenen Manor schwebte. So als würde sie noch immer durch die oberen Flure schreiten. Aber den Sohn, den sehen die Leute häufiger.«
    Rhys verschluckte sich an einem Schluck Bier und hustete. »Den Sohn?«
    »Ja. Das war ein wilder Bengel, ein notorischer Unruhestifter. Preschte bei seinen halsbrecherischen Ausritten durch das Moor. Im Dorf geht das Gerücht, er hätte den Teufel im Leib gehabt.«
    »Und er verstarb in den Flammen?«
    »Das ist nicht erwiesen. Vermutlich kam er darin um – nach allem, was man hört, fand er den Tod. Aber selbst wenn er überlebt hat, erweckt es den Eindruck, als hätte er einen Wiedergänger in Nethermoor Hall zurückgelassen. Die Leute haben ein Phantom beobachtet, das an lauen Sommernächten da oben umgeht. Sie wollen sogar gesehen haben, wie er auf einem irrlichternden Pferd, an dessen Hufen Flammen leckten, übers Moor
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