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Zwei Sonnen am Himmel

Titel: Zwei Sonnen am Himmel
Autoren: Federica de Cesco
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getötet hatte, und schaute auf die Ankömmlinge, die sich laut schreiend ins Handgemenge stürzten. Die Amazonen hatten Pfeile, Bogen und Lanzen bei sich und umringten die Angreifer, die wie Stiere brüllten. Alle anderen - Usir erkannte sie sofort - waren Atlantiden, mit Schwertern, Messern und Stöcken bewaffnet. Es mussten Leute sein, die sich vor der Katastrophe rechtzeitig in Sicherheit hatten bringen können. Irgendwo - auf dem Meer oder an den Küsten - waren sie mit den überlebenden Amazonen unter Leias Führung zusammengetroffen und hatten sich ihnen angeschlossen. Zenas Augen funkelten stolz und kühn. Ihre weißen Zähne blitzten. »Nur Mut!«, rief sie Usir zu. »Wir sind gerettet!«
    Sie legte einen neuen Pfeil an die Sehne und spannte den Bogen. Doch sie konnte die Bewegung nicht mehr zu Ende führen. Ihr Antlitz verzerrte sich. Sie stieß einen Seufzer aus und sank in die Knie.
    Erst als sie vornüberfiel, sah Usir den Wurfspieß, der zwischen den Schulterblättern tief in ihrem Rücken steckte. Im selben Augenblick stürzte der maskierte Krieger, der sie getroffen hatte, vor und riss die blutbefleckte Lanze aus der Wunde.
    Usir knirschte mit den Zähnen. Außer sich vor Zorn schleuderte er seinen Dolch. Er glaubte sein Ziel verfehlt zu haben. Doch dann sah er, wie der Mann zusammenbrach. Ein Blutstrom schoss unterhalb des linken Armes hervor und verwischte die ockerfarbene Bemalung seiner nackten Brust. In blinder Wut stürzte sich Usir auf sein Opfer. Er riss dem Sterbenden die blutige, schwarze Maske herunter und schwang sie aufschreiend wie eine Trophäe, damit Zena sie sehen konnte. Das Gesicht des Mannes verzerrte sich im Todeskampf. Es war ein schmales, dunkelhäutiges und - wenn man von den starren, hasserfüllten Augen und dem in einem letzten Ausdruck von Wildheit entstellten Mund absah - sehr schönes Gesicht.
    Das Schlachtgetümmel ließ nach. Die Angreifer waren von der plötzlichen Verstärkung, die die Schiffbrüchigen erhalten hatten, offensichtlich überrumpelt. Sie gaben den Kampf auf und flüchteten in wildem Durcheinander dem Dickicht entgegen. Einige wurden noch von den Pfeilen, die ihnen die Amazonen nachschickten, getroffen und rollten zu Boden.
    Usirs Augen kehrten zu Zena zurück, die regungslos im feuchten Sand lag. Eine schwarz gelockte Amazone kniete klagend neben ihr. Sie trug einen roten Mantel und einen Harnisch aus schuppenähnlichen Bronzeplatten. Usir erkannte die Frau wieder, die kurz zuvor auf dem Hügelkamm das Zeichen zum Angriff gegeben hatte. Ihre Lippen waren bleich und in ihren Augen glitzerten Tränen. Mit gepresster Stimme stieß sie hervor: »Meine Königin … verzeiht, dass ich zu spät kam! Wir haben den Schiffbruch erst bei Tagesanbruch bemerkt, als die Flut die Trümmer an unser Lager spülte.« Zenas Stimme war nur noch ein Röcheln. »Seid ihr … die einzigen Überlebenden?«
    Leia nickte mit zugeschnürter Kehle. »Nur eine kleine Anzahl Pirogen konnte dem Unglück entrinnen. Die Strömung trug uns an diese Küste. Später wurde ein Schiff aus Poseidonis an den Strand geworfen. Die Umstände verhalfen uns dazu, unsere Fehden zu vergessen und uns zusammenzuschließen …«
    Während sie sprach, war das Kampfgetöse einer drückenden Stille gewichen. Nur das Rauschen der Brandung und das Scharren der Füße war zu hören, während sich immer mehr Menschen - Atlantiden und Amazonen - schweigend um die verwundete Königin sammelten. Plötzlich zwängte sich eine schmale, helle Gestalt durch die Menge. Isa, die bis zum letzten Augenblick gekämpft hatte, ließ ihren Bogen von der Schulter gleiten und kniete sich neben ihre Mutter hin. Ihr Gesicht war starr, ihre Pupillen seltsam erweitert. Xoris beugte sich über die Verletzte. Mit Isas Hilfe hob er sie behutsam hoch und untersuchte die Wunde. Der Stoß der Lanze war so heftig gewesen, dass die Spitze in den Körper gedrungen war. Scharlachrotes Blut tränkte das zerfetzte Gewand. Xoris schüttelte traurig den Kopf und ließ Zena vorsichtig wieder in den Sand gleiten. Es gab keine Hoffnung mehr.
    Zenas Blick richtete sich auf Usir, dann auf ihre Tochter. Sie hob mühsam die Hand und flüsterte: »Die Zeit ist für unsere beiden Völker gekommen … einer neuen Zukunft entgegenzusehen … Schwört … bei allem, was
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