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Zwei sind eine zu viel

Zwei sind eine zu viel

Titel: Zwei sind eine zu viel
Autoren: M. L. Busch
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nehmen.
    Gut, dass sie ihre Waage nicht finden konnte, so konnte sie ihr Gewicht nicht kontrollieren. So etwas verunsichert einen bestimmt auch nur. Aber heute sollte sie mit dem Training weitermachen, hatte Lu gesagt.
    „ Direkt nach der Arbeit, damit du gar nicht erst Zeit hast, dich auf die Couch zu setzen. Dann bekommst du deinen Hintern nämlich nicht mehr hoch.“
    Ihre Schwester war ein Sklaventreiber. Und mit so was war sie verwandt.
     
    Der Tag schleppte sich mühsam dahin, und als sie endlich bei Sportstrainers vor der Tür stand, ging es ihr gar nicht gut. Sie hatte zum Mittag nur ein tr o ckenes Brötchen mit Light-Käse und einen Salat ohne Dressing gegessen. Ihr Elan war kurzzeitig wieder aufgetaucht, und da hatte sie sich gedacht, sie könnte das Training durch eine weniger kalorienreiche Nahrung vorantre i ben. Jetzt war sie unterzuckert. Das spürte sie an ihrer Stimmung und daran, dass sie leicht zitterte. Schnell ein bisschen auf dem Laufband laufen und dann klammheimlich wieder verschwinden – das war die Devise. Schließlich musste sie noch lernen. Dass sie sich für einen Kurs in Publizistik vorbereit e te, war ihr Geheimnis. Es war ihr sehr wichtig und es kostete sie eine ganze Stange Geld. Davon wusste Lucy nichts, und das sollte auch so bleiben.
    Die Umkleidekabine von Sportstrainers war ein großer Raum mit blau gestr i chen en Bänken und silbernen Metallspinden. Diesmal hatte Emma eine Sporttasche und Sachen zum Duschen mitgebracht. Schlecht gelaunt zog sie eine ausgebeulte Jogginghose und ein verwaschenes Tanktop an. Schön sah sie in den Sachen weiß Gott nicht aus.
    Eben war ihr auf der Trainingsfläche eine Frau entgegengekommen, die passende Nike-Socken zur Nike-Jogginghose und Nike-Jacke trug. Sie würde zehn Euro wetten, dass sie auch ein Nike-Handtuch in ihrer Nike-Sporttasche hatte.
    Vielleicht sollte sie sich zusammenreißen. Sie war zum Trainieren hier und nicht zum Lästern. Auch wenn das unglaublich Spaß machte. Jedenfalls ha t te die Nike-Frau eine tolle Figur. Das konnte man nicht leugnen und die war schließlich nicht von Nike gemacht.
    Kaum war sie aus der Tür in die Trainingshalle getreten, kam Lucy ihr leichten Schrittes entgegen. Warum war ihre Schwester nur ständig so gut gelaunt? Dieses Gen hatte Emma eindeutig nicht geerbt.
    „ Schön, dass du da bist, Schwesterchen.“ Sie drückte sie kurz an sich. „Wenn ich ehrlich bin, hätte ich dir zugetraut, dass du dich mit einer Packung Eis auf die Couch verkrümelst.“
    „ Das war gestern.“
    „ Gut, dann können wir ja loslegen.“
    Sie hielt ihre Schwester am Arm fest, damit sie nicht davon laufen konnte. Hypnotisierend sah sie ihrem Zwilling in die Augen. „Nur damit das klar ist, wenn du mir noch eins von euren tollen Trainingsgeräten vorstellst, muss ich dich leider erschießen. Das ist kein Spaß, hast du mich verstanden? Ich geh aufs Laufband, dann zur Beinpresse und anschließend nach Hause.“
    Lucy sah sie voller Entrüstung an. „Was hat dir denn die Petersilie verh a gelt? Ich meine es doch nur gut mit dir.“ Sie machte kurz Pause und holte tief Luft. „Ich will dir doch nur ganz gezielt mit deinen Problemzonen helfen.“
    „ Ich will das aber nicht! Ich kann das allein.“
    „ Okay, das war jetzt keine wirklich erwachsene Antwort.“ Lucy rollte mit den Augen.
    „ Ich bin unterzuckert, also reiz mich nicht.“
    Lucy hob die Hände, als wenn jemand mit einer Waffe auf sie zielen würde. „Okay okay, ich lass dich in Ruhe. Kannst du haben.“ Sie drehte sich um und ging.
    Emma stöhnte kurz auf und fühlte sich schuldig und ausgehungert. Jetzt war Lucy bestimmt eingeschnappt. Sie hatte es verbockt.
    Verdammt, sie brauchte ein anständiges Mittagessen oder Abendessen oder eine Kombination aus beidem. Mit einem erschöpften Gefühl im Magen machte sie sich an die Arbeit. Sie stellte sich auf dasselbe Laufband, auf dem sie schon am Samstag trainiert hatte, und betrachtete die vielen Knöpfe.
    „ Nun mach schon, beweg dich.“ Ihre lahme Aufforderung brachte das Laufband nicht in Gang. „Schön, du brauchst jemanden , der die richtigen Knöpfe drückt. Kannst du haben.“
    Sie sah sich um, ihre Schwester war nicht in Sicht und sie wollte ihr nicht die Genugtuung geben, dass sie nicht allein klarkam. Das wäre ja noch sch ö ner. Eher würde sie ohne Training nach Hause gehen.
    „ Kannst du nicht einfach langsam anlaufen? Bitte! Ich bin auch nett zu dir.“ Sie verlagerte ihr Gewicht von einem
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