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Zwei sind eine zu viel

Zwei sind eine zu viel

Titel: Zwei sind eine zu viel
Autoren: M. L. Busch
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Sie hätte so gern glatte Haare. Aber nein, der liebe Gott musste ihr Naturlocken bescheren, die so dick waren wie Pferd e haare, die ständig ein Eigenleben entwickelten und Emma wild und unb e zähmbar aussehen ließen. Sie würde niemals eine elegante Erscheinung we r den, das hatte der liebe Gott nicht für sie vorgesehen. Daran würde auch ein Besuch im Fitnessstudio nichts ändern. Warum hatte sie sich nur überreden lassen?
    Erschöpft und noch immer leicht frustriert über die fehlende Maniküre ließ sie sich mit einem langen Seufzer in das Kopfkissen sinken und gab ihm mit der Faust einen Schlag.
    Steh auf Em, du musst was tun.
    Diese kleine Stimme in ihrem Kopf klang genauso entschlossen und cha r mant wie die ihrer Schwester. Sie waren zweieiige Zwillinge. Was man auf den ersten Blick erkannte, denn sie sahen sich nicht im Geringsten ähnlich.
    Lucy war groß, schlank, trug außerhalb der Arbeit immer hohe Schuhe, die sie noch größer machten, und war eine echte Schönheit. Emma war die jü n gere, wenn auch nur ein paar Minuten. Sie war das komplette Gegenteil von Lu. Dick, lockig, wild und auf keinen Fall elegant. Emma trug nie hohe Sch u he, obwohl sie viel kleiner war als Lucy und es ihr bestimmt einen Vorteil verschaffen würde, von dem sie aber nie etwas wissen wollte.
    Kein anderer Mensch hätte so mit ihr reden und sie darauf hinweisen dü r fen, dass sie tunlichst etwas für ihre Figur tun sollte. Aber Zwillinge verband etwas Besonderes. Ein unsichtbares Band, das schon im Mutterleib geknüpft wurde und sie sehr zu schätzen wusste. Emma schützte es wie ihren Auga p fel.
    Lucy war eindeutig die T affere von ihnen. Diejenige, die das Sagen hatte und oft und gern von ihrem Standpunkt Gebrauch machte. Das war schon immer so gewesen. Auch als sie beide noch klein waren. Mit eiserner Hand regierte sie das Kinderzimmer und bestimmte, welches Spiel gespielt wurde und we l che Barbie Emma benutzen durfte. Emma musste mitmachen, auch wenn sie an manchen Tagen viel lieber nach draußen gegangen wäre.
    Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie behaupten, Lucy hätte schon vor der Geburt das Sagen gehabt und war deshalb vor ihr zur Welt geko m men.
    Dieses Sagen bestimmte Emmas Verhalten heute noch. Manchmal ve r fluchte Em sich, weil sie immer das tat, was ihre Schwester von ihr erwartete.
    Herr im Himmel.
    Es war sechs Uhr dreißig. Sechs Uhr dreiunddreißig. Das musste Emma i h rem inneren Schweinehund noch mal deutlich vor Augen führen.
    Viel. Zu. Früh.
    Sie sollte wirklich anfangen, ihrer Schwester klarzumachen, dass man auch später Sport treiben konnte.
    Vielleicht irgendwann mal. Aber heute wohl eher nicht.
    Lucy arbeitete erfolgreich als Personaltrainerin bei Sportstrainers , und de s halb bekam sie zwanzig Prozent Rabatt. Lucy hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass das ein Angebot war, das nicht jeder Mitarbeiter bekam. Ni r gendwo anders könnte sie für den Preis trainieren. Und was sie da alles an Geld sparen würde. Ein echtes Schnäppchen, hatte Lu gesagt. Darüber nac h gedacht, dass Emma vielleicht gar nicht trainieren wollte, hatte sie nicht.
    Natürlich stand Emma nicht auf schlaffes Bindegewebe. Und sie wusste auch um ihre Problemzonen. Hüfte und Oberschenkel – den Rest fand sie ganz okay. Auch ihr Gesicht fand sie hübsch. Sie fand sogar, dass sie mit pr o fessionell aufgetragenem Make-up toll aussehen konnte. Solange sie am Tisch sitzen blieb und niemand ihre Schenkel und Hüften sah.
    Raus aus dem Bett, du hast es nicht anders gewollt. Verdammt, da war sie wieder. Diese nervige Stimme, die ein bisschen klang wie Lucy.
     
    Emma hatte sich eiligst in ihren einzigen Jogger geschmissen und stand nun bei Sportstrainers vor dem Haupteingang. Sie traute sich nicht, über die Tü r schwelle zu treten. Sie hatte Hemmungen, und das nicht zu knapp.
    Eine riesige Sonnenbrille verdeckte ihre Augen, obwohl die Sonne gar nicht schien. Eigentlich war es auch noch nicht richtig hell draußen. Es war sechs-Uhr-dreißig-dunkel. Aber sie verspürte das tiefe Bedürfnis, sich zu verst e cken. Die Sonnenbrille war wenigstens ein kleiner Schutz. Lucy hatte gesagt, sie solle früh kommen, bevor der große Samstagsandrang losginge. Dann hä t te sie genügend Zeit, sich um ihre pummelige Schwester zu kümmern und sie in die Benutzung der Geräte einzuführen.
    Okay, pummelig hatte Lucy nicht gesagt, das hatte Emma ihr nur von der Stirn abgelesen.
    Auf die Beckenbodenmuskulatur kam es Lucy
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