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Zwei sind eine zu viel

Zwei sind eine zu viel

Titel: Zwei sind eine zu viel
Autoren: M. L. Busch
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in zweiter Reihe vor dem Eingang geparkt.
    Emma war mit dem Bus gekommen.
    Lucy hatte den Tumult am Eingang offensichtlich bemerkt und war an Emma herangetreten. Heiter schlug sie ihr auf die Schulter. „Mann, das war peinlich, Schwesterchen. So was kann auch nur dir passieren. Am ersten Tag. Und das auch noch direkt vor dem bekanntesten Geschäftsmann der Stadt.“ Lucy legte ihr einen Arm auf die Schulter. „Mein Beileid, Süße.“
    „ Streu noch Salz in die Wunde.“ Sie wand sich unter Lucys Arm hindurch. Das Leben wäre viel einfacher, wenn man gewisse Situationen ausradieren oder einfach, wie bei einem Anrufbeantworter, zurückspulen könnte.
    „ Es gibt Leute, denen liegen gewisse Peinlichkeiten im Blut. Du bist eine davon.“
    Lucy grinste, und einmal mehr konnte Emma ihre perfekte Schwester nicht ausstehen. Sie fühlte sich machtlos, wenn Lucy dabei war, auszuteilen. Sie seufzte ergeben. „Peinlich zu sein ist meine beste Eigenschaft.“
    „ Du bist spät dran“, wechselte Lucy das Thema und tat so, als hätte sie sich endlos verspätet. „Ich bin so froh, dass du dich aufraffen konntest, Süße. Das Training wird dir guttun.“ Sie lächelte. „Glaub mir.“
    Emma zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Den Tonfall kannte sie nur zu gut. Selten verhieß er für den Empfänger etwas Gutes. Der springende Punkt war: Es würde ihr guttun. Nicht, es würde ihr gefallen.
    „ Wo hast du deine Tasche?“
    „ Welche Tasche?“
    „ Na, dein Sportzeug.“
    „ Habe ich an.“
    „ Und dein Duschzeug?“
    „ Muss ich schwitzen? “
    „ Ja!“
    „ Absichtlich?“
    „ Ach Emma, ohne ein bisschen Schweiß zu verlieren, geht es einfach nicht.“
    Lucy schien ein wenig den Spaß an der Sache zu verlieren. Gut so. Geschah ihr recht. Schließlich fand Emma das Ganze auch nicht spaßig.
    Lucy ignorierte ihren Unmut und schob sie Richtung Anmeldung. „Eigen t lich würden wir jetzt erst mal einen umfassenden Körpercheck durchführen. Das machen wir immer so mit den Neuen. Du verstehst, Maße und Gewicht nehmen. Damit du später weißt, was du an Fett verloren und an Muskelmasse aufgebaut hast.“
    „ Ihr könnt Muskelmasse wiegen?“ Emma sah Lucy entsetzt an. Igitt. Wilde Bilder, die aussahen wie fleischige Gehirnmasse, liefen durch ihren Kopf.
    Lucy ignorierte Emmas Bemerkung – wieder mal. „Aber ich denke, bei dir sollten wir das erst mal verschieben. Wenn ich deine Maße aufschreibe, wirst du wahrscheinlich verschwinden und nicht wieder zurückkommen.“ Sie l ä chelte überlegen und ein klein wenig zu selbstgefällig.
    Emma trug immer noch ihre Sonnenbrille und war froh, dass Lucy in di e sem Augenblick nicht sehen konnte, wie sie dahinter die Augen verdrehte. Ihre Schwester war immer so verflucht direkt – genau zwischen die Augen.
    „ Aber dein Gewicht muss ich wissen. Du verstehst?“ Sie hob eine Auge n braue. Eine Geste, die sie in den letzten Jahren perfektioniert hatte, und d e ren autoritäre Wirkung niemandem entging. „Einen Anhaltspunkt brauchen wir.“ Sie sah Emma streng an. „Es ist ja nur zu deinem Besten, Süße.“
    „ Schön, dann schreib fünfundsechzig Kilo auf.“ Sie deutete mit der Hand auf das Formular, auf dem Lucy bereits ihren Namen geschrieben hatte.
    Lucy funkelte sie böse an. „Das hier ist eine ernste Sache und kein Spaß.“ Es blitzte gefährlich in ihren Augen. „Du bist mindestens eins siebzig groß und wiegst keine fünfundsechzig Kilo. Das weiß ich.“
    Sie seufzte. Das war wirklich kein Spaß. Wo war nur Zoe-Marie von Golden Girly hin? Vielleicht hätte sie doch etwas näher an ihr echtes Gewicht tippen sollen. Lucy war eben nicht blöd. „Das ist kein Übergewicht, sondern erot i sche Nutzfläche“, rechtfertigte sie sich.
    Lucy hob wieder nur die Augenbraue. Mehr brauchte sie nicht zu tun, um ihren Unmut auszudrücken.
    Sie liebte eben gutes Essen, das wusste jeder in ihrer Familie. Sie liebte alles daran. Den Geschmack, den herrlichen Geruch und die Leidenschaft, die damit verbunden war, es zu genießen. Leider sah man ihr diese sündige Le i denschaft auch an. Deshalb war sie hier.
    „ Da hinten steht eine Waage.“ Lucy zeigte in Richtung der Umkleidekab i nen. „Geh, stell dich drauf und dann kommst du zu mir zurück“, sprach sie gewohnt zackig wie ein Feldwebel.
    Im Hintergrund hörte Emma das Klappern von Gewichten und das Surren von Trainingsfahrrädern. Sie stöhnte innerlich. Sie wollte sich nicht hier auf die Waage stellen. Sie wollte,
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