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Zwei kunterbunte Freundinnen | Das Chaos wohnt nebenan

Zwei kunterbunte Freundinnen | Das Chaos wohnt nebenan

Titel: Zwei kunterbunte Freundinnen | Das Chaos wohnt nebenan
Autoren: Anne Holt
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winzig kleine Fitzel von Maibritt Solgård-Larsen ja durch die Begegnung mit Märzbritt gewachsen. Jedenfalls schnappte sie sich blitzschnell ihren Rucksack und drückte sich durch das Loch in der Hecke, in dem Märzbritt verschwunden war. Als sie auf der anderen Seite herauskam, bereute sie es heftigst.

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    Zweites Kapitel,
    in dem Maibritt fast von einem Monster gefressen wird, mit einer widerspenstigen Strickleiter kämpft und eine sehr schöne Frau trifft.
    Hinter Maibritt war die Hecke. Die Blätter und Zweige hatten sich schnell wieder zusammengezogen, jedenfalls war das Loch schon nicht mehr zu sehen. Trotzdem wich Maibritt erschrocken zurück.
    Vor ihr stand nämlich der größte Hund, den sie je in ihrem Leben gesehen hatte. Maibritt starrte in ein aufgerissenes Maul, in dem ihr Kopf locker Platz gehabt hätte. Der Kopf samt Hals. Und wahrscheinlich auch noch die Schultern. Schnapp, ein Biss und ab! Die Eckzähne waren so dick wie ihre Daumen und genauso lang, aber viel spitzer natürlich.

    »Hilfe«, flüsterte Maibritt.
    Sie wagte nicht, sich auch nur einen Millimeter zu rühren. Ein nicht sehr angenehmer Atem schlug ihr aus dem Schlund des Ungeheuers entgegen. Das Monster hechelte, seine Zunge reichte bis auf den Boden. Fast jedenfalls.
    »Hilfe.«
    Ihr Ruf war nicht mehr als ein leises Fiepen. Stumme Tränen liefen ihr aus den Augen.
    »Platz, Rambo. Platz!«
    Märzbritt tauchte wie aus dem Nichts auf, sie hatte ihre Stimme zum Glück nicht verloren.
    »Platz, du Mistvieh!«
    Das Ungeheuer setzte sich, überragte Maibritt aber trotzdem noch. Es klappte das Maul zu, schüttelte den Kopf und hob die Pfote. Wahrscheinlich wollte es Maibritt mit seiner Pranke erschlagen. Die war größer als Opis Hand, und Opi hatte die größten Menschenhände, die man sich vorstellen konnte. Maibritt schloss die Augen und schickte im Turbotempo ein Stoßgebet gen Himmel. Das hier war das Schlimmste, was Maibritt in ihrem Leben je passiert war. Um Längen schlimmer als der erste Schultag, als sie noch niemanden kannte. Und schlimmer als das Osterfest, an dem sie ins Wasser gefallen war und Papa sie an der Kapuze rausgezogen hatte. Sogar schlimmer als das Aufwachen nach der Mandeloperation, als sie dachte, ihr Hals brenne lichterloh.
    »Hilfe!«, schrie Maibritt jetzt aus voller Lunge, endlich war ihre Stimme zurückgekehrt.
    Sie drückte sich in die Hecke, blieb prompt mit den Haaren und Kleidern in den Ästen hängen und holte sich eine fiese Schramme auf dem einen Handrücken.
    »Du musst keine Angst haben«, sagte Märzbritt. »Rambo ist superlieb. Er will nur Hallo sagen. Rambo, das ist Maibritt. Maibritt, darf ich dir Rocky Rambo Balboa vorstellen, kurz Rambo genannt?«
    Sie nahm seine Pfote und winkte Richtung Hecke, in der Maibritt wie ein Käfer mit dem Rucksack unter sich auf dem Rücken lag.
    »Nimm das weg!«, wimmerte sie kläglich.
    »Also bitte«, sagte Märzbritt plötzlich ziemlich streng. »Rambo ist kein ›das‹! Rambo ist ein Junge. Und nicht irgendein Junge. Rambo ist der größte Hund der Welt.«
    Das hätte sie nicht extra zu erwähnen brauchen.
    »Glaubst du mir etwa nicht?«, sagte sie trotzig und ließ Rambos Pfote los.
    Maibritt nickte sehr schnell und lange.
    »Rambo war schon im Guinnessbuch der Rekorde«, triumphierte Märzbritt. »Ha! Die größte Dänische Dogge der Welt. Aber jetzt komm. Ich hab Hunger. Hast du nicht gesagt, du hättest ein Pausenbrot dabei?«
    Maibritt hatte keinen Hunger. Maibritt war schlecht vor Angst, so schlecht, dass der Haferbrei vom Morgen auf dem Weg nach oben war. Sie rührte sich erst wieder, als Märzbritt Rambos Halsband packte und ihn ein paar Meter wegzog.
    »Komm schon!«, sagte Märzbritt ungeduldig. »Kennst du das Baumhaus in der dicken Eiche hinten im Garten?«
    Klar kannte Maibritt das Baumhaus. Von ihrem Fenster im ersten Stock aus konnte man es sehen. Und jeden Abend, bevor sie sich schlafen legte, dachte sie darüber nach, wie es wohl wäre, in das Baumhaus zu klettern. Es war ziemlich windschief und nicht besonders schön. Genau wie das Wohnhaus, zu dem es gehörte. Wenn es stürmte, schwankte es im Wind. Und wenn ihr Fenster auf Kipp stand, konnte sie die Äste knarren hören.
    »Kannst du den Köter wegnehmen?«
    »Rambo«, sagte Märzbritt streng. »Er heißt Rambo, habe ich gesagt.«
    »Kannst du dann eben Rambo wegnehmen?«, bat Maibritt leise und kroch aus der Hecke heraus. »Bitte! Ich kann Hunde nicht sonderlich gut
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