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Zwei Jahre Ferien

Zwei Jahre Ferien

Titel: Zwei Jahre Ferien
Autoren: Jules Verne
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sogar zu befürchten, daß diese Neigung noch ferner zunahm und er sich ganz auf die Seite legte, denn er hatte sehr seine Formen und einen schlank abgerundeten Rumpf mit hohem Kiel, gleich den schnellsegelnden Yachten. Wenn das Wasser dann das Vorderdeck des Fahrzeuges eher erreichte, als man das letztere verlassen konnte, mußte die Situation sich äußerst bedrohlich gestalten.
    Wie beklagenswerth erschien es nun, daß die Boote vom Sturme weggerissen worden waren. Diese hätten hingereicht die ganze Gesellschaft aufzunehmen, und die jungen Leute wären jetzt schon in der Lage gewesen, einen Landungsversuch zu unternehmen. Und welche Bequemlichkeit, eine Verbindung zwischen Schooner und Küste zu unterhalten, um vielerlei nützliche Gegenstände, die jetzt an Bord zurückgelassen werden mußten, fortzuschaffen! Wenn der »Sloughi« schon die nächstfolgende Nacht vielleicht in Stücken ging, was waren seine Wracktrümmer werth, nachdem die Brandung sie durch die Klippenreihe hingewälzt hatte? Konnten diese überhaupt noch nützliche Verwendung finden? Würden dann die noch übrigen Vorräthe nicht vollständig havarirt sein? Sahen sich die jungen Schiffbrüchigen nicht in kürzester Zeit allein auf die Hilfsquellen angewiesen, welche dieses Land ihnen bot?
     

    Briant und Jacques.
     
    Ja, es war ein beklagenswerther Umstand, daß kein Boot mehr vorhanden war, um die Ausschiffung zu bewerkstelligen.
    Plötzlich ertönte vom Vorderdeck ein lauter Aufschrei. Baxter hatte eine jetzt hochwichtige Entdeckung gemacht.
    Die für verloren gehaltene Jolle hatte sich unter dem Knie des Bugspriets in den Ketten des letzteren gefangen. Diese Jolle konnte freilich nur fünf bis sechs Personen aufnehmen; doch da sie sich unbeschädigt zeigte, was leicht zu erweisen war, nachdem man sie auf’s Deck gezogen hatte, erschien es nicht unmöglich, sie zu benützen, im Falle das Meer die Ueberschreitung der Klippen trockenen Fußes verhinderte. Hierzu mußte man natürlich den niedrigsten Stand der Ebbe abwarten, und inzwischen kam es wieder zu einer lebhaften Auseinandersetzung, vorzüglich zwischen Briant und Doniphan.
    Doniphan, Wilcox, Webb und Croß, die sich der Jolle bemächtigt hatten, gingen nämlich schon daran, sie wieder über Bord zu befördern, als Briant auf sie zutrat.
    »Was beginnt Ihr hier? fragte er.
    – Was uns paßt! antwortete Wilcox.
    – Ihr wollt dieses kleine Fahrzeug besteigen?…
    – Ja, erwiderte Doniphan, und Du wirst uns nicht davon abhalten.
    – Das werd’ ich doch thun, ich und alle die Uebrigen, die Du verlassen willst.
    – Verlassen?… Wer sagt Dir das? antwortete Doniphan hochmüthig. Ich will Niemand verlassen, verstehst Du? Wenn wir erst am Strande sind, wird Einer die Jolle zurückrudern….
    – Und wenn er nicht zurückkehren kann, rief Briant, der sich nur mit Mühe beherrschte, wenn sie zwischen den Felsen leck würde…
    – Einsteigen!… Zum Einsteigen fertig!« unterbrach ihn Webb, der Briant zurückdrängte.
    Von Wilcox und Croß unterstützt, hob er schon das leichte Fahrzeug auf, um es in’s Wasser zu bringen.
    Briant packte dasselbe an dem einen Ende.
    »Ihr werdet nicht einsteigen! rief er.
    – Das wollen wir doch sehen! antwortete Doniphan.
    – Ich sage Euch, Ihr steigt nicht ein! widerholte Briant, entschlossen im allgemeinen Interesse Widerstand zu leisten. Die Jolle muß zunächst für die Kleinsten zurückbehalten werden, im Falle auch bei niedrigem Meere zu viel Wasser stehen bliebe, um den Strand zu erreichen.
    – Laß’ uns in Ruhe! schrie Doniphan aufbrausend. Ich erkläre Dir nochmals, Briant, Du wirst uns nicht hindern zu thun, was wir wollen.
    – Und ich wiederhole Dir, Doniphan, herrschte ihn Briant ebenso laut an, daß ich Euch doch hindern werde!«
    Die beiden Knaben waren schon bereit, auf einander los zu stürzen. Bei diesem Streite hätten Wilcox, Webb und Croß natürlich für Doniphan Partei ergriffen, während sich Baxter, Service und Garnett voraussichtlich auf Briant’s Seite stellten. Die Sache hätte die schlimmsten Folgen haben können, als Gordon sich noch ins Mittel legte.
    Gordon, der älteste und besonnenste von Allen, sah das Beklagenswerthe eines solchen Zwischenfalles ein, und war vernünftig genug, sich zu Gunsten Briant’s auszusprechen.
    »Halt! Halt, Doniphan! rief er, etwas Geduld! Du siehst doch, daß der Seegang noch stark ist und wir Gefahr laufen, unsere Jolle ganz einzubüßen.
    – Ich mag es nicht leiden, daß Briant uns
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