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Zwei Jahre Ferien

Zwei Jahre Ferien

Titel: Zwei Jahre Ferien
Autoren: Jules Verne
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Gesetze vorschreibt, wie er sich das seit einiger Zeit angewöhnt hat, erwiderte Doniphan heftig.
    – Nein!… Nein!… ließen Croß und Webb sich vernehmen.
    – Es fällt mir gar nicht ein, irgendwem Gesetze vorzuschreiben, antwortete Briant, ich werde das aber auch keinem Anderen gestatten, wenn es sich um das Interesse Aller handelt.
    – Das liegt uns ebenso sehr am Herzen wie Dir, schleuderte ihm Doniphan entgegegen; und jetzt wo wir auf dem Lande sind….
    – Leider noch nicht, fiel ihm Gordon in’s Wort. Trotze nicht ferner, Doniphan, und laß uns einen günstigen Augenblick abwarten, wo wir die Jolle verwenden können.«
    Gordon trat zu sehr gelegener Zeit als Vermittler zwischen Briant und Doniphan – wozu er übrigens schon mehrfach Veranlassung gefunden hatte – und die Kameraden fügten sich seinen Vorstellungen.
    Der Wasserstand hatte jetzt um zwei Fuß abgenommen, und es entstand die Frage, ob sich zwischen den Klippen vielleicht eine Art Canal hinziehe.
    In der Meinung, von der Höhe des Fockmastes die ganze Anordnung des Klippengürtels besser übersehen zu können, begab sich Briant nach dem Vorderdeck, erklomm die Steuerbord-Wanten und kletterte dann noch an den Tauen der Bramstenge hinaus. Quer durch die Klippenbank zeigte sich da eine Durchfahrt, deren Richtung durch viele, sie auf beiden Seiten begrenzende Felsblöcke angedeutet war und der man folgen mußte, wenn man mit Hilfe der Jolle nach dem Strande gelangen wollte. Augenblicklich freilich brodelte und wirbelte die Brandung hier noch viel zu heftig, um sich jener mit Erfolg bedienen zu können. Unfehlbar wäre die Jolle auf eine Felsspitze geworfen und damit schwer beschädigt, wenn nicht vernichtet worden. Es empfahl sich also noch so lange zu warten, bis das sinkende Meer hier eine gefahrlosere Wasserstraße zurückließ.
    Von der Oberbramraa aus, auf welcher Briant reitend sich anklammerte, bemühte sich dieser, das Uferland noch genauer zu besichtigen. Er suchte mit dem Fernglase Stück für Stück den Strand ab bis zu der höher ansteigenden Hinterwand desselben. Zwischen den beiden, etwa acht bis neun Seemeilen von einander entfernten Vorgebirgen schien die Küste völlig unbewohnt zu sein.
    Nach halbstündigem Auslugen stieg Briant wieder hinunter und berichtete seinen Gefährten, was er gesehen. Wenn Doniphan, Wilcox, Webb und Croß ihm zuhörten, ohne etwas zu sagen, so fragte ihn Gordon dagegen:
    »Als der »Sloughi« strandete, Briant, war es da nicht gegen sechs Uhr Morgens?
    – Ja, antwortete Briant.
    – Und wie lange dauert es bis zum niedrigsten Wasserstande?
    – Ich glaube fünf Stunden. – Nicht wahr, Moko?
    – Ja, zwischen fünf und sechs Stunden, erklärte der Schiffsjunge.
    – Das träfe also gegen elf Uhr ein, fuhr Gordon fort. Dann wäre der günstigste Zeitpunkt zu dem Versuche, die Küste zu erreichen.
    – So hatt’ ich auch gerechnet, bemerkte Briant.
    – Nun wohl, nahm Gordon wieder das Wort, wir wollen uns für diese Zeit bereit halten und inzwischen etwas essen. Sind wir gezwungen selbst in’s Wasser zu gehen, so geschehe das wenigstens mehrere Stunden nach eingenommener Mahlzeit.«
    Ein guter Rath, wie er von diesem klugen Knaben zu erwarten war. Jetzt ging’s also an das erste, aus Conserven und Bisquit bestehende Frühstück. Briant besorgte und überwachte dabei vorzüglich die Kleinen. Jenkins, Iverson, Dole, Costar begannen sich bei der glücklichen Sorglosigkeit ihres Alters schon wieder völlig zu beruhigen und hätten gewiß ohne jede Rücksicht drauf los gegessen, denn sie hatten seit vierundzwanzig Stunden nichts über die Lippen gebracht. Alles ging jedoch gut ab, und einige Tropfen mit Wasser verdünnten Brandys lieferten ein anregendes Getränk.
    Nach eingenommenem Frühstück begab sich Briant wieder nach dem Vordertheile des Schooners und beobachtete, auf die Schanzkleidung gestützt, die Klippenreihe.
    Wie langsam wich doch das Meer zurück! Es lag aber auf der Hand, daß dessen Niveau sich erniedrigte, denn die Schieflage des Schooners nahm noch weiter zu. Moko hatte mittels eines Senkbleis gefunden, daß noch mindestens acht Fuß Wasser über der Bank standen. Daß die Ebbe so tief sinken würde, um jene völlig trocken zu legen, glaubte Moko nicht annehmen zu dürfen und theilte seine Ansicht Briant heimlich mit, um Niemand unnöthig zu erschrecken.
    Briant setzte dann Gordon hiervon in Kenntniß. Beide begriffen, daß der Wind, obwohl er noch weiter nach Norden umgegangen
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