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Zwei auf Achse

Zwei auf Achse

Titel: Zwei auf Achse
Autoren: Werner Schrader
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er, „der hätte unsere Finanzen zu sehr belastet.“
    „Wie dumm von euch!“ rief Herr Tepel. „Der Preis ist viel höher, wenn ihr Hin- und Rückfahrt einzeln bezahlen müßt.“
    „Dazu haben wir uns natürlich auch noch nicht hinreißen lassen“, sagte Joachim. „Wir fahren auf die preiswerteste Art, zum Nulltarif, könnte man sagen, im Klo!“
    „Wie bitte?“ wunderte sich Herr Tepel. „Soll das etwa heißen, daß ihr gar keine Fahrkarten kauft, sondern euch im Klo des Zuges versteckt?“
    „Genau!“ sagte Joachim. „Meine Idee! Die Sache ist ein Superhit und klappt immer.“
    Herr Tepel schüttelte den Kopf und lächelte.
    „Mensch, Mensch“, sagte er, „dabei riskiert ihr aber allerhand! Wenn man euch entdeckt, werdet ihr sofort nach Hause geschickt, und dort würde dein Vater dir wahrscheinlich einen warmen Empfang bereiten, wenn er den Fahrpreis nachbezahlen müßte.“
    „Wir haben leider keine andere Wahl“, sagte Lutz. „Für die paar Mark, die wir noch haben, müssen wir Lebensmittel kaufen.“
    Herr Tepel sah ihn nachdenklich an.
    „Hm“, begann er nach einer Weile, „genügt es nicht, wenn du, Lutz, allein zu deinem Vater gingst? Joachim muß doch nicht unbedingt dabeisein, oder?“
    „Doch, das wäre mir schon lieber“, antwortete Lutz. „Mit Joachim an meiner Seite fühle ich mich sicherer.“
    Herr Tepel strich sich übers Kinn.
    „Natürlich“, sagte er, „das leuchtet mir ein. Schade, dann geht’s ja nicht. Ich hätte dich nämlich sonst auf meinem Motorrad hingefahren.“
    „Sie haben ein Motorrad?“ fragte Joachim erstaunt.
    „Ja. Das brauch’ ich, wenn wir in die Stadt zum Einkaufen fahren. Es ist zwar ein altes Ding, trägt meine Frau und mich aber immer noch brav überallhin und zieht dabei auch noch den Gepäckanhänger hinter sich her.“
    „Gepäckanhänger?“ frohlockte Joachim. „So einen mit nur einem Rad?“
    „Nein, nein, zwei Räder hat er schon. Ich habe ihn selbst gezimmert. Er ist stabil und geräumig und war schon mit manchem Sack Saatkartoffeln beladen.“
    „Na, dann ist doch alles klar!“ rief Joachim. „Ich steig’ in den Anhänger, Lutz auf den Soziussitz, und los geht die Reise!“
    Herr Tepel wiegte bedenklich den Kopf hin und her.
    „Ich glaube, das ist nicht erlaubt.“
    „Erlaubt oder nicht, darum können wir uns nicht kümmern“, sagte Joachim. Hauptsache, wir kommen alle zusammen nach Regensburg! Wenn der Anhänger groß genug ist, lege ich mich ‘rein. Sie decken mich mit ein paar alten Säcken zu, und kein Mensch sieht mich.“
    „Na ja“, sagte Herr Tepel, „gehen würde das schon.“ Und nach einem Blick in Joachims Augen, die schon vor Unternehmungslust strahlten, ergänzte er: „Also schön, wenn ihr es denn unbedingt wollt, können wir es ja mal versuchen.“
    Er stand auf und ging den Jungen auf den Hof voran. Das Motorrad stand hinter dem Pferdestall in einem niedrigen Bretterverschlag. Sie sahen, daß es ein altes Modell war, aber sehr gepflegt wirkte.
    „Donnerwetter“, rief Joachim bewundernd, „das ist ja ein schwerer Brummer! Der läuft doch bestimmt noch seine hundert Sachen, was?“
    „Kann schon sein“, antwortete Herr Tepel, „ich fahre aber nie so schnell. Mit meinem einen Bein ist mir das zu gefährlich.“
    Er zog das Motorrad aus dem Verschlag und kuppelte den Anhänger an.
    „Nun probier mal, ob du darin Platz hast!“ forderte er Joachim auf.
    „Pah!“ rief der, indem er einstieg. „Ich kann sogar noch das Pferd auf den Schoß nehmen und mir Ferdinand um den Hals hängen!“
    „Die beiden lassen wir besser hier“, wehrte Herr Tepel lächelnd ab. „Die müssen das Haus bewachen.“
    Er setzte sich in den Sattel, startete und fuhr langsam nach vorn auf den Weg.
    „Tolle Kiste, was?“ rief Joachim. „Haste das gesehen? Die Maschine hat einen Anlasser wie ein Auto!“
    „Das muß sie ja wohl auch“, sagte Lutz. „Antreten könnte Herr Tepel sie doch nicht.“
    Keine fünf Minuten später waren sie unterwegs. Lutz saß auf dem zweiten Sattel, einem hohen Ding, von dem aus er über Herrn Tepels Sturzhelm hinweggucken konnte. Joachim aber hatte es sich in dem Anhänger bequem gemacht. Er hielt die Beine ausgestreckt und stützte die Arme auf die Seitenbretter. Vor ihm lag eine Regendecke, die er blitzschnell über sich ziehen konnte, wenn es nötig werden sollte. Aber vorläufig gab es keinen Grund dafür. Er genoß die Fahrt, schaute mal auf den bunten Blumenstrauß zu seinen
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