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Zwei auf Achse

Zwei auf Achse

Titel: Zwei auf Achse
Autoren: Werner Schrader
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stärker bin als er! Dann kann er was erleben!“ Sie schwiegen. Herr Tepel schien erschüttert zu sein von Joachims Worten.
    „Komm, Ferdinand“, sagte er, „wir wollen mal sehen, wie es den Hühnern und unserm Pferdchen bei dem Unwetter ergangen ist.“
    Er nahm die Taschenlampe und trat auf den Flur hinaus. Ferdinand folgte ihm. Auch die Jungen kamen mit.
    Im Pferdestall war alles in Ordnung. Das Pony hatte sich hingelegt und schnaubte leise, als Herr Tepel es anleuchtete. Die Streu, auf der es lag, war trocken. Aber bei den Hühnern hatte es an drei Stellen durchgeregnet, der Boden war aufgeweicht und matschig.
    „Das habe ich beinah erwartet“, brummte Herr Tepel. „So eine Schweinerei! Aber schuld bin ich selbst. Ich hätte voriges Jahr, als ich das Dach des Pferdestalles ausbesserte, auch auf das Dach des Hühnerstalles neue Teerpappe kleben müssen! Nur weil das Geld knapp war, hab’ ich es nicht getan. Jetzt hab’ ich den Salat! Hoffentlich haben wir morgen trockenes Wetter, damit ich den Schaden beheben kann.“
    Sie gingen wieder in die Küche, setzten sich an den Tisch und sahen aus dem Fenster.
    „Ich glaube, in eurer Höhle ist es zur Zeit nicht sehr gemütlich“, sagte Herr Tepel. „Meint ihr nicht auch?“
    „Was heißt schon gemütlich“, antwortete Joachim. „Wir hängen die nassen Sachen ein paar Stunden in den Wind, dann sind sie wieder trocken.“
    „Und was macht ihr währenddessen?“ fragte Herr Tepel. „Hängt ihr euch auch in den Wind?“
    Joachim zuckte die Achseln.
    „Wir bewegen uns, dann bleibt man warm.“
    Herr Tepel sah ihn an.
    „Du bist wohl nicht kleinzukriegen, was?“
    „Nee!“ rief Joachim. „Wer so einen Vater hat wie ich, der wird hart wie Eisen, den schmeißt so leicht nichts um.“ Weil der Himmel immer noch mit Regenwolken verhangen war, wollte es nicht mehr richtig hell werden. Herr Tepel zündete eine Kerze an. Er wußte wohl nicht recht, wie er einen Jungen, der einen grausamen Vater hatte, trösten sollte.
    „Hört mal zu“, sagte er, „wir essen jetzt gemeinsam Abendbrot, und dann machen wir ein Lager für euch, denn ihr bleibt selbstverständlich die Nacht über bei mir. Morgen wollen wir dann sehen, wie es weitergeht.“

 
     
    Die Jungen schliefen auf Stroh in der Küche und fanden es warm und weich. Als sie am Morgen erwachten, fühlten sie sich erholt und ausgeruht.
    „Komm, Lutz“, sagte Joachim, „wir tragen das Stroh wieder ‘raus. Wenn Herr Tepel aufsteht, ist die Küche schon in Ordnung!“
    Aber Herr Tepel war auch längst wach. Er hielt es als Frühaufsteher nie lange im Bett aus. So half er mit beim Säubern der Küche, machte Feuer im Herd und stellte das Frühstücksgeschirr auf den Tisch. Nachdem er dann Tee- und Eierwasser aufgesetzt hatte, fütterte er die Hühner und ließ das Pony nach draußen. In der Zeit, als die Eier kochten und der Tee zog, rasierte er sich. Und dann konnten sie frühstücken.
    „Mögt ihr das Brot getoastet?“ fragte er.
    „Ja, gern“, sagte Lutz. „Aber können Sie denn überhaupt toasten? Sie haben doch gar keinen Strom?“
    „Den brauche ich nicht dazu, ich habe ja Feuer im Herd.“ Er nahm einen Handfeger, fegte damit die Herdplatte sauber und legte vier Scheiben darauf, die er von einem langen Bauernbrot abgeschnitten hatte.
    „Das ist die gute alte Methode“, erklärte er. „Auf diese Art haben wir zu Hause, als ich noch Kind war, immer unsere Brote geröstet.“
    „Hm, das riecht aber gut!“ stellte Joachim fest. „Wenn’s auch so schmeckt, wie’s riecht, müssen Sie wohl noch einige Scheiben mehr absäbeln.“
    Herr Tepel nahm eine Gabel und wendete die Brote um.
    „Es wird euch bestimmt schmecken“, sagte er. „Kommt, fangt an, sie sind fertig!“
    Die Jungen bestrichen das knusprig-braune Brot mit Butter und bissen hinein.
    „Mensch“, rief Joachim, „dafür laß ich jeden Weißbrottoast liegen. Das ist ja absolute Spitze!“
    Nach dem Frühstück wuschen sie gemeinsam das Geschirr ab und stellten alles an seinen Platz zurück. In wenigen Minuten war die Küche aufgeräumt.
    „So“, sagte Herr Tepel, „und nun? Wann wollt ihr nach Regensburg fahren?“
    „Am besten sofort“, antwortete Lutz, „damit wir nicht wieder zu spät kommen.“
    „Recht so“, stimmte Herr Tepel zu, „das schlage ich auch vor. Habt ihr eine Rückfahrkarte, oder müßt ihr neu lösen?“
    Joachim grinste.
    „Den Luxus einer Rückfahrkarte haben wir uns bisher verkniffen“, erklärte
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