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Zurück in die Zwischenwelt (German Edition)

Zurück in die Zwischenwelt (German Edition)

Titel: Zurück in die Zwischenwelt (German Edition)
Autoren: Filomena Nina Ribi
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Lebenszustände in der Jugend später ein glückliches Leben führen zu können – die schien hier offenbar vorhanden zu sein: Ihr Kern war rein geblieben und konnte sich später, als ihre Umgebung es erlaubte, optimal entfalten.
    Nun fühlte sich Frida anscheinend wie ein Stier im Körper eines Promenadenhundes und diese Tatsache erschreckte ihre potentiellen Gegner meistens dermaßen, dass sich diese auch dann verzogen, wenn sie stärker und größer waren. Die Taktik der kleinen Frida funktionierte bestens.
    Die fliehenden Hirsche hatten einen großen Vorsprung und verschwanden im steilen Wald rasch hinter einem Hügel. Frida rannte hinterher und verschwand ebenfalls hinter einer Kurve. Um sie zu erreichen, musste ich den Hang hinauflaufen, eine einen Meter hohe zerbröckelte Natursteinmauer überspringen und anschließend eine Art Ebene überqueren. Als ich auf Frida traf, fand ich sie liegend auf dem Boden vor, geradeaus starrend wie eine Sphinx.
    Erstaunt fragte ich: „Ist alles in Ordnung?“ Ich machte mir Sorgen, dass ihr etwas passiert sei – vielleicht war sie vom Huf eines Hirsches getroffen worden oder unerwartet auf einen Fuchs gestoßen.
    Sie antwortete mir nur mit einem flüchtigen Blick und schaute dann weiter geradeaus zu einem Felsen. „Was hat sie wohl Interessantes entdeckt?“, fragte ich mich.
    Ich beobachtete den nassen Fels, der an einigen Stellen von Moos bedeckt war, obwohl es schon seit langem nicht geregnet hatte. Lange und tiefe vertikale Ritzen zierten das Gestein und in einer davon wand sich der Stamm eines dicken Efeus hinauf. Weiter oben zweigte das Efeu nach rechts auf einen alten Kastanienbaum ab, der daneben stand. Dahinter verlief die Naturmauer. Es war dieselbe, über die ich kurz zuvor weiter hinten geklettert war, stellte ich fest – sie maß anscheinend mehr als fünfzig Meter Länge. Im Mikroklima des Mooses wohnten auch Spinnen, mit winzigen Körpern und zierlichen langen Beinen ausgestattet. Sie wackelten unglaublich, wenn sie nur ein wenig Atemluft spürten, und machten sich dann rasch davon.
    Der Fels bestand aus zahlreichen vertikal angeordneten geologische Schichten, die sich auch farblich unterschieden und von weiß bis dunkelgrau reichten. Zwischen zwei dieser Lagen befand sich ein Spalt. Ein Stein bedeckte diesen schmalen Eingang von oben, sodass diese natürliche „Konstruktion“ als Vordach fungierte. „Vielleicht wohnt ein Wildtier darin“, dachte ich.
    Ich klemmte meinen Brief zwischen zwei Steine der Trockenmauer und näherte mich dem Spalt. Ich versuchte, hineinzublicken, konnte aber vor Dunkelheit nichts erkennen. Also bückte ich mich und versuchte es weiter unten, wobei ich darauf achtete, den umherrennenden Spinnen nicht zu nahe zu kommen – sie gehörten nicht wirklich zu meinen Lieblingstieren. Mit ein wenig Kraft hätte ich mich vielleicht durch den Spalt pressen können, denn unten war die Öffnung etwas breiter.
    Frida verhielt sich inzwischen vorbildlich: Sie wartete ruhig, bis ich meine Forschung beendete. Das was unüblich. Zudem zielten ihre Vorderbeine genau auf diesen „Eingang“ und sie fixierte diesen auf eine sehr seltsame Art – es sah aus, als ob sie unentschlossen sei.
    „Hier muss wohl etwas sehr Interessantes drin leben“, kommentierte ich laut.
    Frida schien jetzt den benötigten Mut gesammelt zu haben: Sie stand auf, schritt bedacht zu dem Spalt und schnüffelte an der Erde vor dem Eingang. Dann fing sie plötzlich an, wie durchgedreht zu scharren in dem Versuch, ein Loch in den Boden zu graben, um sich Zutritt zu verschaffen.
    „Besser nicht, Frida“, sagte ich. „Wenn du da rein gehst und auf einen Dachs triffst, dann haben wir ein Problem. Komm, wir gehen wieder – ich muss auch den Brief noch in den Kasten werfen, das ist wichtig!“
    Frida folgte sofort und hörte mit ihrer Grabtätigkeit auf. Dann spitzte sie die Ohren und sperrte die Augen auf.
    „Was ist denn jetzt schon wieder los?“, fragte ich.
    Sie blieb still und ich ebenfalls, worauf ein Tropfen und Plätschern hörbar wurde. Dann hallte plötzlich der Schrei eines Eichelhähers durch die Luft – der Schrei, den er ausstößt, um andere Vögel zu warnen, wenn er einen Fuchs oder eine andere Gefahr sichtet. „Wieso kommt jetzt dieser Alarmruf?“, fragte ich mich.
    Ein Vogel schoss über uns vorbei. Erstaunt drehte ich mich um, um ihm mit den Augen zu folgen. Eine schwarzblau gestreifte schillernde Feder schwankte vor uns zu Boden. Und dahinter, in
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