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Zurück in die Zwischenwelt (German Edition)

Zurück in die Zwischenwelt (German Edition)

Titel: Zurück in die Zwischenwelt (German Edition)
Autoren: Filomena Nina Ribi
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„Ich schwamm rasch weiter und plötzlich sah ich dich reglos im Wasser schweben. Dann hörte ich weiteres dumpfes Poltern von Gestein und ein Steinbrocken schlug mir die Taschenlampe aus der Hand. Einen Moment lang war alles dunkel und als ich meine Augen wieder öffnete, war ich auf dem dunklen Meeresgrund und du warst weg!“
    „Hast du auch die großen Fische gesehen?“, wollte ich wissen.
    „Fische? Oh, nein – das hätte ich gerne gehabt. Ich war von aalartigen Tieren umzingelt. Die waren fast weiß, mehrere Meter lang und so dick!“, Rob zeigte mit beiden Händen etwa den Umfang eines Fußballs. Dann fügte er hinzu: „Sie hatten keine Augen, nur Auswölbungen. Und eine Rücken- und Bauchflosse, die so lang war wie der ganzen Körper. Diese vibrierte und bewegte sich wie eine Welle. Dabei wurden fein verzweigte dunklere Linien sichtbar, die grün leuchteten. Sie konnten die Beleuchtung ein- und ausschalten – krass!“
    „Muränen wahrscheinlich. Sie wollten dir aber nichts antun, oder?“
    „Nein, sie haben mich total ignoriert. Ich bin dann sofort zurück zur Wasseroberfläche geschwommen.“
    „Wahrscheinlich waren das ihre elektrischen Felder, die sie benutzen, um ihre Beute zu erkennen oder um miteinander zu kommunizieren“, vermutete ich. „Ich war einmal in den Malediven an einem Außenriff am Schnorcheln, als sich mir ein Schwarm Langnasen-Doktorfische näherte, die auch Nashornfische genannt werden. Ich hatte im Neoprenanzug eine Plastiktüte mit Brot versteckt und wollte die Fische damit füttern. Plötzlich geriet die Fütterungsaktion außer Kontrolle, als das Brot plötzlich ungehindert aus dem Neoprenanzug hinausströmte: Es hatte sich mit Wasser vollgesogen und sich in weiche Krümel aufgelöst. Bei jeder Bewegung, die ich machte, floss das Futter in meinem Halsbereich aus dem Anzug. Die jungen grauen Fische kamen schnell angeschwommen und fraßen sich voll – bald war alles aufgefressen und ich hatte nichts mehr zu offerieren. Da näherte sich ein Fisch meiner Hand und fixierte meine Finger. Ich wurde nervös und machte mir echt Sorgen, er könnte meine Finger vielleicht für leckere kleine Würstchen halten. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich in einem regelrechten Schwarm von ihnen – deinen Vater konnte ich vor lauter Fischen gar nicht mehr sehen. Der junge Einhornfisch näherte sich meiner Hand und auf einmal wechselte er seine Farbe: Ein vertikaler silbriger Streifen bildete sich zuerst in der Nähe des Gesichtes und floss dann immer wieder wellenartig zur Schwanzflosse. Das war beeindruckend.“
    „Und danach? Hat er dich in den Finger gebissen?“
    „Nein – das kleine Männchen machte mir den Hof! Das fand ich erst im Nachhinein heraus. Er hat wohl gedacht: ‚So breit wie dieses Einhorn-Weibchen ist, kann sie garantiert jede Menge Eier in sich tragen.‘ Ich muss schon sagen: Seine ganze Mühe, mich zu beeindrucken … also ich fühlte mich dann doch irgendwie geehrt.“
    „Ich hoffe, die Aale wollten sich nicht auch mit mir paaren“, erwiderte Rob amüsiert.
    „Na, wir sind beide gesund – das ist das Wichtigste!“
    Rob schaute zum Strand: „Wer ist diese Frau am Ufer?“
    „Ah, ja … das ist Mona. Ich glaube, ich muss dir eine Menge erklären. Gehen wir zu ihr, ich stelle sie dir vor!“
    Während er in ihre Richtung schaute, beobachtete ich sein Gesicht. Die Gesichtszüge waren männlich und trotzdem war auch seine sanfte Seite deutlich wahrnehmbar. Sein Haar trug er halblang, strubbelig – und es war feuerrot, seine Haut war von Sommersprossen übersät. Seine unauffälligen Lippen waren etwas blass, aber dafür ästhetisch geformt, nicht zu dick und nicht zu dünn. Insgesamt ein schöner junger Mann, fand ich. Ihm fehlte nur ein Surfbrett unter dem Arm, dann hätte er ein Athlet sein können, der direkt aus einer Werbung für ein cooles Produkt entsprungen war.
    Wir gingen durch das flache Wasser zum Ufer.
    „Oh, schau“, rief ich, „das gibt’s ja nicht! Meine Box mit meiner Sichtbrille!“
    An der Grenze zwischen Meer und Land lag unversehrt meine wasserdichte Brillenbox. Ich hob sie auf.
    „Mona“, sagte ich ihr, „das ist Rob, mein Sohn.“ Dann wandte ich mich an Rob: „Das ist meine Großmutter und somit deine Urgroßmutter!“
    Mona nahm ihren klassischen Strohhut ab und begrüßte Rob freundlich.
    Rob blieb vor Staunen stumm, dann wandte er sich erstaunt an mich: „Urgroßmutter? Sollte sie dann nicht etwa neunzig
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