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Zurueck in die Nacht

Zurueck in die Nacht

Titel: Zurueck in die Nacht
Autoren: Claudia Walter
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sie ernst. „Du kannst nicht normal sein.“
    Ich
halte den Atem an. Hat sie mich durchschaut? Habe ich mich doch in ihr
getäuscht? „Wieso?“
    „Na,
dir ist doch nicht nur ein Mädchen hörig, sondern gleich alle, die dir
begegnen. Wenn das nicht Magie ist…“
    Dasmeint sie. Erleichtert atme ich auf. „Okay, du hast mich ertappt. Nur bei
dir scheinen meine Superkräfte zu versagen. Du bist mir immer noch nicht
verfallen, und dabei reden wir nun schon zehn Minuten miteinander. Das gibt mir
echt zu denken!“
    „Du
Armer!“ Sie schüttelt bedauernd den Kopf. „Aber auch der größte Superheld hat
mal einen schwarzen Tag. Morgen bist du bestimmt wieder ganz der Alte!“
    „Wer
weiß, ob ich das überhaupt noch will“, murmele ich. Zum Glück scheint sie mich
nicht gehört zu haben.
    Plötzlich
regt sich Raphael an meiner Seite. Sein Kopf sinkt tiefer und er macht
Anstalten, sich ganz auf der Bank – und meinem Schoß – auszustrecken. Schnell
stütze ich ihn ab und sehe Patti bedauernd an. „Ich glaube, es wird Zeit, die
Party zu beenden. Der Kleine muss ins Bett.“ Ich seufze. „Auch wenn ich keinen
blassen Schimmer habe, wie ich ihn heil nach Hause kriegen soll. Fahren kann
ich jedenfalls nicht mehr. Und er erst recht nicht.“
    „Ich
könnte euch fahren“, bietet sie überraschend an, „ich habe nichts getrunken.“
    „He,
das wäre cool.“ Ich bin ihr wirklich dankbar, denn ich sah mich schon mit
Raphael am Arm durch die Straßen wanken. „Ich muss nur noch die Reste
einladen.“
    „Kein
Problem. Ich helfe dir.“
    Da
es inzwischen ziemlich kalt geworden und der meiste Alkohol ausgetrunken ist,
hat sich die Anzahl der Gäste schon sehr verringert, so dass es uns nicht allzu
schwer fällt, auch den Rest nach Hause zu schicken. Anschließend hilft Patti
mir, die leeren Flaschen und Essensreste im Kofferraum zu verstauen
beziehungsweise in den umliegenden Mülleimern zu entsorgen, und nach etwa einer
halben Stunde machen wir uns auf den Heimweg – sie am Steuer, ich auf dem
Beifahrersitz und Raphael selig schlummernd auf der Rückbank. Mein anschließendes
Angebot, sie noch zu Fuß nach Hause zu begleiten, schlägt sie jedoch mit den
spöttischen Worten „Ich kann ja Karate“ aus.

 
    Träume
    Mike
     
    Die
nächsten Wochen verlaufen, was Patti betrifft, unspektakulär. Wann immer ich
sie sehe oder mit ihr spreche (was relativ häufig ist, denn ich behalte sie
vorsichtshalber weiter im Auge), benimmt sie sich total normal. Es gibt
keinerlei Grund, anzunehmen, dass dies die Patti ist, die Clarissa kalt
lächelnd ins Meer gestoßen und dabei mitgeholfen hat, Arik den Todesstoß zu
versetzen. Zur Sicherheit mache ich immer mal wieder Anspielungen, aber sie
reagiert stets total unschuldig.
    Obwohl
mit Patti also alles bestens läuft und es auch sonst keine Spur von den
Wächtern oder anderer Gefahr gibt, mache ich mir zunehmend Sorgen, und sie
werden täglich größer. Der Grund ist Raphael. Gut, er war schon immer etwas
seltsam und früher war ich meistens ziemlich genervt, wenn er mal wieder mit
seinen (wie ich dachte) verrückten Geschichten ankam. Aber davon abgesehen, war
er harmlos. Ich ging ihm möglichst aus dem Weg, was nicht allzu schwer war, da
er sowieso oft in der Welt herumreiste auf den Spuren irgendwelcher (wie ich
ebenfalls dachte) Fabelwesen, und ließ ihn in Ruhe, wie er mich auch. Und jetzt
– seit ich weiß, dass er mit vielen seiner Ideen absolut richtig liegt – könnte
er meinetwegen den ganzen Tag davon erzählen. Aber genau das tut er nicht. Seit
er aus Südamerika zurück ist, schweigt er. In den ersten Tagen hat er noch
erzählt, dass die ganze Reise zwar interessant war, ihn aber auf seiner Suche
nicht wirklich weitergebracht hat. Doch seitdem sagt er eigentlich gar nichts
mehr. Stattdessen habe ich eine Beobachtung gemacht, die mich am Anfang nur
irritiert hat, mittlerweile aber ziemlich beunruhigt: Er trinkt.
    Das
erste Mal ist es mir bei meiner Geburtstagsfeier aufgefallen. So betrunken habe
ich ihn davor noch nie erlebt. Aber da habe ich mir noch nichts weiter dabei
gedacht. War ja schließlich eine Party. Doch offenbar ist er auf den Geschmack
gekommen. Mittlerweile rieche ich schon, wenn ich aus der Schule komme, eine
deutliche Fahne bei ihm. Und die vielen leeren Bierflaschen im Mülleimer
sprechen Bände.
    Nachdem
das ein paar Mal passiert ist, versuche ich, ihn zur Rede zu stellen. Natürlich
stellt er sich taub und verharmlost alles. Doch nach und nach
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