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Zurueck in die Nacht

Zurueck in die Nacht

Titel: Zurueck in die Nacht
Autoren: Claudia Walter
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Jungs, aber der, nach dem ich Ausschau halte, scheint
nicht dabei zu sein. Niemand mit langen Haaren, deutlich älter als sie. Nur die
üblichen Verdächtigen aus der Schule. Zur Sicherheit bleibe ich noch eine Weile
auf meinem Beobachtungsposten hinter einem dichten Busch, aber Nathanael taucht
nicht auf. Also scheint sie ihn wirklich nicht zu kennen, denn beim letzten Mal
waren die beiden unzertrennlich. Heißt das, sie ist keine Wächterin? Oder –
meine kurze Erleichterung verwandelt sich schlagartig wieder ins Gegenteil –
ist er nur deshalb nicht da, weil er tot ist? Langsam fühle ich mich
echt verzweifelt. Wie kann ich jemals herausfinden, was mit Patti los ist, wenn
es immer wieder so viele verschiedene Möglichkeiten gibt?
    Schließlich
fasse ich einen Entschluss. Eigentlich gibt es nur eine Möglichkeit. Ich muss
mit ihr reden und versuchen, sie irgendwie auszuhorchen. Auch wenn ich noch
keinen blassen Schimmer habe, wie ich das hinkriegen soll.
    Wenigstens
der erste Schritt ist einfach. Wozu habe ich heute schließlich Geburtstag? Ich
gehe ein Stück zurück in die Dunkelheit und bemühe mich dann, möglichst
„zufällig“ in sie hineinzustolpern.
    „Autsch!
Kannst du nicht aufpassen?“ Ihr empörter Ausruf zeigt mir, dass das schon mal
geklappt hat. Ich habe es sogar geschafft, ihr zielstrebig auf den Fuß zu
treten.
    „Ups,
tut mir leid!“ In meinen Ohren klingt das total falsch, aber ich hoffe, ihr
fällt nichts auf. „Ich hab nicht… Ach, du bist das!“ Ich tue so, als
erkenne ich sie erst jetzt. „Patti! Welche Freude!“
    „Du
mich auch!“, fährt sie mich unfreundlich an. „Und hättest du wohl die Freundlichkeit , von meinem Fuß runterzugehen?“
    „Oh,
pardon!“ Schnell ziehe ich meinen Fuß zurück und grinse sie an. „Ich stand aber
ganz gut!“
    „Haha.“
Sie sieht aus, als wollte sie mir gleich einen Tritt verpassen.
    Ich
beschließe, einen Gang zuzulegen. „He, war keine Absicht. Aber wo wir uns jetzt
schon mal getroffen haben – darf ich dich vielleicht zu meiner Geburtstagsfeier
einladen? Als Wiedergutmachung sozusagen?“
    „Geburtstag?“
Sie klingt ungläubig. „Wann denn?“
    „Heute
und hier.“ Ich lächle sie an.
    Bei
den meisten Mädchen reicht das schon, aber sie verzieht keine Miene.
    „Ich
feiere gleich im Anschluss an das Feuer hier im Park mit allen möglichen Leuten
von der Schule. Du… ihr...“ – ich werfe einen Blick auf ihre Freunde – „…könnt
auch gern kommen. Ich würde mich freuen!“
    Endlich
scheint sie sich ein wenig zu entspannen. Zwar lächelt sie nicht, aber die
steile Falte zwischen ihren Augenbrauen wird ein wenig schwächer. „Mal sehen.“
    Immerhin
ist das kein Nein. Und da ich nicht den Eindruck habe, momentan noch mehr bei
ihr erreichen zu können, beschließe ich den Rückzug. „Gut, dann bis nachher!“
Ich winke ihr noch einmal zu, was sie mit einem Stirnrunzeln quittiert, dann
verziehe ich mich. Scheint schwieriger zu werden als erwartet. Und obwohl ich
mich vor kurzem noch darüber geärgert habe, dass offenbar alle in mir nur den
Casanova sehen, ertappe ich mich jetzt dabei, dass mich Pattis so
offensichtliches Desinteresse irgendwie wurmt.
    Die
nächste Stunde verbringe ich damit, im Park herumzuschlendern, Freunde zu
begrüßen und an meine Feier zu erinnern, meinem Vater bei den Vorbereitungen zu
helfen – und immer wieder an Patti zu denken. Ob sie wohl kommt? Und wie soll
ich sie dann aushorchen, ohne zuviel zu verraten? Und was mache ich, wenn sie
nicht kommt?
    Nach
und nach trudeln immer mehr bekannte Gesichter auf der Rasenfläche ein, wo wir
unsere Ess- und vor allem Trinkwaren ausgebreitet haben, und nachdem die ersten
Flaschen geleert sind, steigt die Stimmung rasant. Nur ich bleibe unruhig.
Patti hat sich noch nicht sehen lassen. Ich bin hin- und hergerissen zwischen
Enttäuschung und Erleichterung. Als es immer später wird, ohne dass sie
erscheint, beschließe ich, meine Mission für heute aufzugeben und endlich
meinen Geburtstag zu feiern. Ist schließlich ein ganz besonderer, denn immerhin
findet er heute zum zweiten Mal statt. Ich besorge mir auch etwas zu trinken
und stürze mich dann ins Getümmel. Nach dem dritten oder vierten Bier (und dem
ein oder anderen Whisky) habe ich Patti vergessen und fast auch, dass dies keineganz normale Geburtstagsfeier ist.
    Bis
ich auf einmal auf Raphael aufmerksam werde. Er steht inmitten eines Kreises
grinsender Zuhörer und erzählt irgendetwas. Seinem
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