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Zurueck in die Nacht

Zurueck in die Nacht

Titel: Zurueck in die Nacht
Autoren: Claudia Walter
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Blöße zu geben, und stelle mich bei
der abschließenden Kata absichtlich blöd an, als hätte ich keine Ahnung,
wie die Schrittfolge ist.
    Im
Umkleideraum trödele ich so lange herum, bis Ben in der Dusche fertig ist, und
gehe erst dann hinein. Ich verlasse die Turnhalle als Letzter und merke erst,
als Jordan die Tür hinter mir abschließt und mir noch einen schönen Abend
wünscht, dass ich meinem eigentlichen Ziel – Patti – keinen einzigen Schritt
näher gekommen bin. Ich habe absolut nichts über sie erfahren, weil ich sie einfach
völlig vergessen habe. Und schlimmer noch: Wenn meine Befürchtung wahr und sie
immer noch eine Wächterin ist, habe ich es gleich am ersten Tag geschafft, ihr
zu verraten, was ich bin.
    Ein
unangenehmes Flattern macht sich in meinem Magen breit, und einen Moment spiele
ich mit dem Gedanken, mich ins Auto zu setzen, nach Hause zu eilen, mir das
Motorrad zu schnappen und auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Aber dann rufe
ich mich zur Ordnung. Ich wusste schließlich, dass meine Rückkehr mit einem
gewissen Risiko verbunden sein würde. Und noch habe ich ja nicht wirklich ein
Anzeichen für Gefahr bemerkt. Ich werde also nach Hause fahren, mich schlafen
legen und morgen einen neuen Versuch machen, Patti auszuspionieren.
    Und
genau das tue ich. Aber ich schlafe äußerst unruhig und bin am nächsten Morgen
keinen Deut ruhiger.
     
    Zwei
Tage später kommt mein Vater zurück. Ich fahre gleich eine halbe Stunde später
zum Flughafen, weil ich mich erinnere, dass ich letztes Mal mit Clarissa fast
eine Stunde auf den Flieger warten musste. So bleibt mir immer noch genug Zeit,
einen Kaffee zu trinken und mich seelisch auf das Treffen mit meinem Vater
vorzubereiten. Letztes Mal wurden mit seiner Ankunft die dramatischen
Ereignisse erst richtig in Gang gesetzt. Ab jetzt betrete ich Neuland. Oder,
besser gesagt, Neu zeit . Ich merke, dass ich echt gespannt bin, wie es
nun weitergehen wird.
    Ich
erkenne Raphael sofort an seinem Poncho. Sowas trägt sonst niemand. Wir
begrüßen uns mit einer etwas steifen Umarmung. Auf dem Rückweg erzählt er mir
ein wenig von den Anden und dem südamerikanischen Regenwald, wo er die letzten
Monate verbracht hat. Warum er dort war und was dabei herausgekommen ist,
erwähnt er nicht, wohl weil er sich erinnert, dass das nicht gerade mein
Lieblingsthema ist. Beziehungsweise war, aber das weiß er ja nicht. Er hat ja
keine Ahnung, dass gerade eine seiner heißgeliebten Sagengestalten direkt neben
ihm sitzt. Und dass er, wenn er mich nur fragen würde, auf seiner verzweifelten
Suche nach Claire – meiner Mutter – einen Riesenschritt weiterkommen würde.
Oder auch nicht, denn eigentlich darf ich ihm absolut gar nichts davon
erzählen. Auch das hat Arik mir eingeschärft. Zu gefährlich. Dabei sehnt sich
alles in mir danach, genau das zu tun. Aber ich sehe ein, dass Arik
wahrscheinlich Recht hat. Und so halte ich die Klappe.
     
    Die
nächste Woche vergeht wie im Flug, ohne dass ich einen Schritt weiter komme. Das
macht mich echt nervös, denn ich fühle mich immer mehr, als ob ein Damoklesschwert
über mir hängt, das jeden Moment auf mich herabfallen kann. Aber so sehr ich
mir auch den Kopf zerbreche, mir fällt einfach kein Vorwand ein, Patti
anzusprechen. Eigentlich ziemlich blöd, denn bislang war es meine leichteste
Übung, Mädchen anzuquatschen. Aber Patti ist eben nicht einfach nur ein
Mädchen. Sie könnte eine Wächterin sein und damit sehr gefährlich, wie ich
schon am eigenen Leib zu spüren bekommen habe. Noch dazu ist sie mit ihrer
jungenhaften Art überhaupt nicht mein Typ, und ich habe das dumpfe Gefühl, dass
sie auf eine meiner üblichen Anmachen nicht besonders positiv reagieren würde.
So begnüge ich mich damit, ihr ständig verstohlene Blicke zuzuwerfen, wenn ich
sie sehe, um herauszufinden, ob sie sich in irgendeiner Weise verdächtig benimmt.
Aber alles scheint ruhig, und gerade das macht mich noch unruhiger.
Schließlich, nachdem auch die beiden Trainingseinheiten Karate ergebnislos
verlaufen sind (wenn man mal davon absieht, dass Ben mich schon in der Umkleide
mit bissigen Sprüchen bedenkt und ich ihm hinterher nur mit viel Geschick aus
dem Weg gehen kann, bevor es zu einem erneuten verräterischen Zusammenstoß
kommt), setze ich all meine Hoffnung auf die bevorstehende Guy-Fawkes-Feier,
die wie jedes Jahr zugleich meine Geburtstagsfeier ist. Traditionell lade ich
dann alle meine Freunde (im weitesten Sinne) ein, nach dem
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