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Zurück in deine Arme

Zurück in deine Arme

Titel: Zurück in deine Arme
Autoren: Janette Kenny
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Weltspitze gebracht. Diesen Platz zu behalten, verlangte enorme Anstrengungen.
    Doch jetzt fragte er sich, ob er dabei etwas übersehen hatte.
    Leila hatte sich verändert … ohne dass er es in Worte fassen konnte. Aber wann? Fühlte er sich in seiner Ehe zu sicher und komfortabel, als dass ihm der Wandel hätte auffallen können? Wo war die lebenssprühende Zauberfee geblieben, in die er sich Hals über Kopf verliebt hatte?
    Sie schien selbstsicherer zu sein als früher. Gleichzeitig wirkte sie verletzlich und auf der Hut. Aber wovor? Vor ihm? War ihre Ehe überhaupt noch so stabil, wie er bislang gedacht hatte?
    Das waren nur einige der schwerwiegenden Fragen, auf die Rafael in dieser Woche Antworten bekommen wollte. Gleichzeitig drängte es ihn, Leila zu versichern, dass sich zwischen ihnen nichts geändert hatte und auch nie etwas ändern würde. Doch seine Gefühle in Worten auszudrücken, fiel ihm schwer. Das hatte er nie gelernt. Stattdessen hätte er seine Frau am liebsten mit kostbaren Geschenken überhäuft, die ihr zeigen sollten, wie viel sie ihm bedeutete.
    Wie zum Beispiel Juwelen oder sein neuestes Baby, ein stylisches, ultraflaches iPhone. Gedankenverloren strich Rafael mit dem Daumen über sein neues Handy, dessen Präsentation gleichermaßen die komplette Elektronikbranche und unzählige potenzielle Käufer entgegenfieberten.
    Hier in Cannes konnte es als technologisches Wunderwerk in dem Action-Thriller Bastion 9 bewundert werden, der heute Abend Weltpremiere hatte. Außerdem würden etliche VIPs eines der Objekte ihrer Begierde in den exklusiven Präsentpaketen finden, die anlässlich dieses Mega-Events verteilt wurden. In Silber und Schwarz gehalten, wie die unzähligen Pendants, die ab morgen den Weltmarkt überschwemmen würden, war das Smartphone in Rafaels Hand zusätzlich mit einer purpurnen Speziallegierung beschichtet – Leilas Farbe.
    „Ich habe es gefunden!“, rief Leila triumphierend und hielt ihr altes Handy hoch.
    Lächelnd streckte Rafael die Hand aus. „Ich brauche nur eine Sekunde, um den Chip auszutauschen.“
    Seine Frau machte große Augen. „Was hast du da? Etwa das Zauberteil, über das alle sprechen? Ich wusste gar nicht, dass es auch in Farbe produziert wird.“
    „Wird es auch nicht, zumindest nicht in den nächsten Monaten. Und diese Variante wird ohnehin nie auf den Markt kommen.“
    Leila sah auf das schillernde Handy in Rafaels Hand, stutzte und sah noch einmal genauer hin. Dann legte sie eine Hand auf den Arm ihres Mannes. „Ist dieser spezielle Schriftzug auch von dir?“, fragte sie weich.
    „Ja, das ist er“, murmelte er rau und übergab ihr sein Geschenk.
    „Meine einzige Liebe“, übersetzte sie mit Tränen in den Augen den kursiv gedruckten, portugiesischen Schriftzug aus schwarzen Linien und Wirbeln, der sich dem Betrachter erst auf den zweiten Blick erschloss. „Wie außergewöhnlich und einfach … perfekt.“
    Genau dieser Gedanke hatte ihn auch bewegt, als er Leila vor fünf Jahren zum ersten Mal gesehen hatte. Damals war es ihr gerade gelungen, an die steile Model-Karriere ihrer frühen Mädchenjahre anzuknüpfen, obwohl sie ihm zu dem Zeitpunkt eher als schmerzlich dünnes, zerbrechliches Elfenwesen mit seelenvollen Rehaugen erschienen war. Zu der Zeit hatte sie noch vollkommen unter der Knute ihrer stets präsenten Mutter gestanden, mit der Rafael gleich bei ihrer ersten Begegnung hart aneinandergeriet.
    Er selbst arbeitete damals noch in der Entwicklungsabteilung einer großen Softwarefirma in London. Ein Nobody, der seine unrühmliche Herkunft als William Wolfes Bastard zu vertuschen versuchte, um den ohnehin angeschlagenen Ruf seiner Mutter zu schützen.
    Das heißeste Top-Model der Saison, Leila Santiago, war engagiert worden, um einen MP3-Player der neuen Generation zu promoten, den er entworfen und designt hatte. Rafael hielt sich am Set bewusst im Hintergrund, ähnlich wie er als Kind seinen Halbgeschwistern aus der Ferne beim Spielen zugeschaut hatte. Und je länger er Leila beobachtete, desto mehr erschien sie ihm wie eine Marionette, deren Fäden ihre dominante Mutter fest in Händen hielt.
    Dann begegneten sich unerwartet ihre Blicke. Für einen atemlosen Moment sah er die Qual und Unsicherheit hinter der perfekten Fassade und spürte ihre Einsamkeit, die in seinem Herzen ein Echo fand. Dieser eine Blick wühlte etwas in ihm auf, das tief in seinem Innersten verborgen lag.
    Nackte Seelen …
    Sie, das verlorene Geschöpf, das sich
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