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Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn
Autoren: Robert Asprin
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gestrichen ist.«
    »Ihr glaubt, es sei eine getarnte Waffe? Daß er vom - Palast ist?«
    »Nein. Ich glaube, der Prinz-Statthalter schert sich nicht für ein Kupfer um - uns.« Hanse war stolz darauf, daß er im letzten Augenblick noch daran gedacht hatte, »uns« statt »euch« zu sagen. Daß er die Rolle spielte. »Ich bin genau wie ihr, aber er ist böse«, hatte ihm schon aus mancher schlimmen Lage geholfen. »Ich denke aber, daß er ein Spitzel ist. Dieser Priester von Ranke, der jeden Tempel schließen und einen neuen prunkvollen errichten lassen will, für Vash ... Vashi..., wie immer sie ihn nennen ... Ich wette, er hat ihn geschickt!«
    Das ließ den frommen Thebiten vor Wut erbeben. Geradewegs bahnte er sich einen Weg zu dem Mann im waldgrünen Umhang mit dem braunen Stock. Hanse, der seitwärts auf den Eingang zuging, durch den man tagsüber in eine Gürtelmacherwerkstatt gelangte, beobachtete, wie der Dicke zu dem Mann mit dem Stock sprach.
    Hanse hörte die Antwort nicht, weil gerade ein fetter Mann - in einem Umhang von der Größe eines Zeltes - zu ihm sagte: »Mögen all Eure Tage hell in ihrem Licht sein und sie Euch zu sich holen, wenn Ihr des Lebens müde seid, Bruder.«
    »Oh ... Danke, Bruder. Und Euch Frieden in ...« Hanse unterbrach sich, als das grauenvolle Schreien begann.
    Es kam von dem dicken Mann im grün-rot gestreiften Umhang, dessen zurückgerutschte Kapuze sein furchtverzerrtes Gesicht offenbarte. Natürlich verstand niemand, was mit ihm geschehen war, und weitere Schreie erhoben sich unter der Menge der Vermummten. Zwei jedoch kannten den Grund sehr wohl, und beide hasteten auf die Tür zu. Einer war jedoch näher dran, er rannte hinaus und bog scharf ab, um von der Tür aus nicht gesehen zu werden. Er hatte bereits die kleine Flasche Essig aus seiner stumpfbraunen Kutte geholt und den Korken herausgezogen. Im Tempel herrschte Lärm und große Verwirrung.
    Der Mann mit den Handschuhen und dem braunen Spazierstock eilte durch die Tür und bog nach links. Hätte er das nicht getan, würde Hanse ihn gerufen haben. Der Mann kam nicht mehr dazu, irgend etwas zu tun. Hanse hatte ihm bereits den Essig unter die Kapuze geschüttet.
    »Ah!« Der Mann zog den Kopf ein, als die Flüssigkeit ihn traf und in beide Augen drang. Da er nicht blind und somit nicht daran gewöhnt war, einen Stock zu tragen, ließ er ihn sofort fallen, um beide Hände vors Gesicht zu schlagen. Hanse schluckte schwer, ehe er den Stock am Griff aufhob. Er trat dem Stöhnenden ins Knie und rannte. Die Gottwaffe schien entsetzlich lebendig in seiner Hand zu summen, so sehr, daß er sie am liebsten von sich geworfen hätte. Aber er tat es nicht, und sie übte auch keine andere Wirkung auf ihn aus. Gleich um die Ecke blieb er kurz vor einem um Almosen flehenden Bettler stehen, der plötzlich um eine warme, braune Kapuzenkutte reicher war. Da er sie über den Kopf geworfen bekam, ehe er noch das Gesicht gehoben hatte, sah er den edlen Spender nicht. Und als der Bettler sich befreit hatte, war Hanse bereits von den Schatten verschluckt.
    »He, du kleiner Schleicher, wo willst du hin?« Ein durch die Straße stolzierender, von sich und seiner Kraft überzeugter Händler aus der Wüste griff nach Hanse, als der vorüberlaufen wollte. Nun, er war nicht aus der Stadt und wußte nicht, an wen er da Hand anlegte. Er würde es auch nicht erfahren, weil er schnell aus der Stadt verschwinden würde, sobald er seinen normalen Zustand wiedererlangt hatte. Ja, Hanse fand es gar nicht so schlecht, eine Probe zu machen, um ganz sicherzugehen - und so stupste er ihn.
    Wahrhaftig, es war der Zauberstock! Kein Zweifel mehr!
    Während er weitereilte, lächelte Hanse zufrieden.
    Er hatte den Stock, und der mordende Dieb, der ihn gegen ihn benutzt hatte, würde eine lange, lange Zeit gar nicht mehr so flink und geschickt sein. Und die Kutte, die er von einer Wäscheleine gerissen hatte, war nun im Besitz eines Bettlers, der sie in ein paar Monaten gut gebrauchen konnte. Und Hanse hatte seine kleine Bescheinigung vom Prinz-Statthalter Sie bestätigte: »Er, den Du dazu bestimmst, soll Dich voll und ganz in dem von Dir bestimmten Unternehmen unterstützen, vorausgesetzt es wird dadurch kein Gesetz verletzt, und wir erhalten als Gegenleistung einen weiteren Stab.«
    Hanse mußte lachen, als er den letzten Satz las. Selbst ein Prinz hatte also Humor und erinnerte sich ohne Grimm, daß Hanse ihm vor nicht ganz einem Monat sein Savankh, den
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