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Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn
Autoren: Robert Asprin
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er die meisten nicht weitererzählen durfte. Aber schließlich wußte er, daß der Wert einer Geschichte in ihr selbst steckt, nicht in ihrer Verkäuflichkeit.

Samlor hil Samt
Göttin
    David Drake
    »Bei Savankala und dem Sohn!« fluchte Regli. »Warum kann sie nicht einfach gebären und es hinter sich bringen? Und warum verlangt sie, daß ihr Bruder sie besucht, und weigert sich, mich zu sehen?« Die Kleidung des jungen Edlen sah aus, als hätte er darin geschlafen. Tatsächlich hätte Regli das getan, wenn er überhaupt zum Schlafen gekommen wäre, in diesen zwei Tagen, die er nun schon vor dem Schlafgemach hin und her stiefelte, das zur Kreißkammer seiner Gattin geworden war. Immer wieder verkrampften sich seine Hände um den Schaft seiner Reitpeitsche. So manche - und nicht nur Frauen -würden sagen, daß die Erregung Reglis anerkannt gutes Aussehen noch erhöhte. Aber an so etwas dachte er jetzt nicht. Nicht, wenn es um das Leben seines Stammhalters ging.
    »Na, na, na.« Dr. Mernorad strich über die silberbestickten Aufschläge seines Rockes. Der ältere Mann bildete sich etwas darauf ein, daß er die Dinge nicht nur von einer Seite sah, genauso, wie er stolz auf seine Fähigkeit als Arzt war - obgleich in Reglis Stadthaus heute weder das eine noch das andere gewürdigt wurde. »Die Götter lassen sich nicht drängen. Das Kind wird geboren, wenn Sabellia den Zeitpunkt für gekommen hält. Jeder Versuch, die Dinge zu beschleunigen, wäre nicht nur frevelhaft, sondern auch töricht. Könnt Ihr Euch vorstellen, daß es doch tatsächlich einige - nun, ich möchte sie ungern Ärzte nennen - gibt, die bei einer Entbindung mit der Zange nachhelfen? Einer Zange aus Metall! Entsetzlich! Ich sage Euch, Prinz Kadakithis macht ein großes Geschrei wegen Schmugglern und Dieben, aber wenn er mit dem wirklich Verwerflichen in Freistatt aufräumen wollte, würde er mit den sogenannten Ärzten anfangen, die nicht die rechten Verbindungen zu den namhaften Tempeln haben.«
    »Verdammt«, brauste Regli auf, »Ihr habt die rechten Verbindungen zum Sabellia-Tempel in Ranke und könnt mir trotzdem nicht sagen, wieso meine Gattin schon seit zwei Tagen in den Wehen liegt. Und wenn diese verflixten Hebammen, die sich dort drinnen abwechseln, es wissen« - er deutete auf die geschlossene Tür - »rücken sie nicht mit der Sprache heraus.« Regli strich sich mit der geballten Hand über den Kranz blonder Bartstoppeln um sein Kinn. Seine Herkunft und sein Reichtum machten ihn sogar in Ranke zu einer Persönlichkeit von einiger Bedeutung. Hier in Freistatt, wo er der Schriftbewahrer des kaiserlichen Statthalters war, war er es noch weniger gewöhnt, daß nicht alles nach seinem Kopf ging. Die Tatsache, daß das Schicksal ihm in Form der einfach nicht zur Geburt führenden Wehen seiner Gattin einen Streich spielte, ergrimmte Regli in einem Maß, daß er etwas brauchte, an dem er seinen Grimm auslassen konnte. »Ich verstehe einfach nicht, weshalb Samlane keine anderen Hebammen duldet als die aus dem Heqt-Tempel«, fuhr er fort und schlug mit der Reitpeitsche nach Flecken an der Mosaikwand. »Dieser Tempel hat keinen guten Ruf, wie ich hörte. Absolut keinen guten!«
    »Nun, Ihr dürft nicht vergessen, daß Eure Gemahlin aus Cirdon ist«, gab Mernorad zu bedenken, ohne die Peitsche aus dem Auge zu lassen. »Obwohl die Leute dort schon vierzig Jahre unter der Herrschaft des Reiches stehen, ist die Verehrung der Dreifaltigkeit noch nicht sehr verbreitet. Ich habe mich vergewissert, diese Frauen sind wirklich amtlich als Hebammen zugelassen. Es gibt zuviel unbegründetes Gerede unter Laien, daß >diese Priesterschaft< oder >jener bestimmte Heiler< nichts taugt. Ich versichere Euch, daß alle im Heilberuf Tätigen unter strenger Kontrolle stehen. Das Schlimmste, was amtlich ist -und das dürfte eigentlich das einzige sein, was zählt -, ist, daß der Hohepriester des Heqt-Tempels in Freistatt vor dreißig Jahren spurlos verschwand. Das ist zwar bedauerlich, aber nichts, was gegen den Tempel spricht.«
    Der Arzt hielt inne und blies abwesend erst eine, dann die andere Wange auf, so daß die weißen Koteletten sich aufstellten »Obwohl man natürlich meinen sollte«, fügte er hinzu, »da Ihr mich ja nun gerufen habt, daß diese Hebammen einen meiner Erfahrung zu Rate ziehen würden.«
    Die Tür zwischen Frühstücksgemach und Gang stand halb offen. Ein Page in der rot-goldenen Livree von Reglis Bediensteten klopfte respektvoll. Die beiden
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