Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
Fasses daneben.
    Schritte knirschten auf der Treppe. Der Wirt kam herunter. In seiner schweren Faust hielt er einen Schlegel. »Hat man dir nicht geraten, den Seiteneingang zu nehmen?« schnaubte er. »Glaubst du vielleicht, ich will in den Verruf kommen, ein Teufelshurenhaus zu führen?« Er nahm eine weitere Stufe. »Bei Ils und seinen Schwestern, das nächste Mal wirst du daran denken!«
    Samlors Finger umfaßten den Dolchgriff, doch noch hielt er die Spitze vom Wirt abgewandt. »Wir haben keine Streitigkeiten miteinander«, sagte er. »Lassen wir's dabei!«
    Der Wirt schnaufte, als er am Fuß der Treppe stand. »Ich kenne euch geilen Hurenböcke! Und ich will nichts mehr mit euch zu tun haben. Sagt Euren kupplerischen Psalmsängern, daß ich keine weiteren Kunden mehr hier durchlasse!«
    »Ah, für einen guten Preis lassen die Priester andere an ihren Vergnügungen teilhaben?« Samlor verstand plötzlich. »Aber ich bin nicht der Weiber wegen hier, Freund.«
    Was immer der Wirt zu verstehen glaubte, es erschreckte ihn jedenfalls weit mehr, als der Anblick des Dolches zuvor. Den Schlegel halb erhoben, blieb er stehen. Zuerst schluckte er, dann warf er mit einem Schreckenslaut den Holzhammer in die Dunkelheit und floh die Treppe hoch. Samlor starrte ihm stirnrunzelnd nach, ehe er sich wieder dem Faß zuwandte.
    Er fand einen als Astknoten getarnten Verschluß. Er drückte darauf. Die Faßseite schwang auf, und ein trockener, dunkler Tunnel, der schräg abwärts führte, war zu sehen. Samlor benetzte sich die Lippen. Es war genau das, wonach er gesucht hatte. Er hob die Lampe auf, die nur noch schwach brannte, stieg in den Tunnel und schloß die Faßtür hinter sich.
    Der Gang hatte viele Biegungen, aber keine Abzweigungen. Er war durch festen, gelben Lehm gehauen und stellenweise mit Balken gestützt, die zu schwarz waren, als daß Samlor das Holz hätte erkennen können. Außerhalb des schwachen Lichtkreises war ein eiliges Huschen und Trippeln zu vernehmen. Samlor ging langsam, damit die Flamme nicht erlösche, und atmete gleichmäßig, um die Furcht abzuwehren. Trotz der Erniedrigung durch seinen Beruf war er immer noch ein Edler von Cirdon, und in seiner Familie gab es keinen, der ihm diese Verantwortung hätte abnehmen können.
    Hinter sich hörte er einen Laut. Ohne sich umzudrehen, trat er mit dem Fuß nach hinten. Die genagelte Sohle traf etwas Weiches, Quiekendes, das er jedoch auch nicht sehen konnte, als er sich umdrehte. Er blieb kurz stehen, umklammerte das Heqt-Medaillon, und ging weiter. Das Trippeln folgte ihm nun in größerem Abstand.
    Als der Tunnel durch härteres Gestein führte, wurde er breiter und endete plötzlich in einem niedrigen, kreisrunden Raum. Samlor hielt an. Er streckte die Lampe aus und ein bißchen zur Seite, damit ihr Schein ihn nicht blende. Der Raum war riesig und leer. Mehr als ein Dutzend Türen führten von ihm fort. Alle, außer der, an der er stand und einer weiteren, waren mit Eisengittern versperrt.
    Samlor tastete nach seinem doppelschneidigen Dolch, zog ihn jedoch nicht. »Ich mache mit bei eurem dummen Spiel«, flüsterte er. Mit kleinen Schritten ging er an der gebogenen Wand entlang und durch die andere offene Tür. Sie führte in einen weiteren leeren Gang. Wieder benetzte Samlor sich die Lippen und folgte ihm.
    Das Klirren und Einrasten des Fallgatters hinter ihm kam nicht völlig unerwartet. Samlor verharrte mit gezücktem Dolch, doch nichts und niemand kam durch den Tunnel. Er ging weiter. Auch dieser Gang verlief nicht gerade, sondern in Biegungen und führte ebenfalls kaum merklich abwärts. Das Gestein schien schwach zu vibrieren, möglicherweise von ferner Musik.
    Gleich dem ersten endete dieser Tunnel in einem Raum, der jedoch nicht leer wie der andere war. Eine Gestalt, die auf den ersten Blick ein Mann zu sein schien, stand neben der Türöffnung. Ihre einzige Bewegung war der flackernde Lampenschein auf ihrer metallischen Oberfläche. Der Cirdonier trat näher und klopfte auf die leere Hülle. Es war eine alte Kettenrüstung mit Visierhelm.
    Aufgrund einer Vermutung kratzte er an einem Kettenglied der Rüstung. Die sich überlappenden Ringe sahen aus, als wären sie aus grünspanüberzogenem Kupfer, aber Samlors Klinge vermochte diesen scheinbaren Grünspan nicht einmal anzukratzen. »Bei Heqts Blut«, fluchte der Karawanenmeister leise.
    Was hier vor ihm stand war eine der zwei sagenhaften Rüstungen, die der Zauberer Hast-ra-kodi im Feuer eines
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher