Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
wiederum das Getreide anzog. Nein, zwischen ihnen und irgend etwas, das man als stinkenden Markt bezeichnen konnte, konnte man dort nicht spazieren.
    Wo stinkt es am meisten? Das ist leicht, sagte er sich. Bei den Gerbern. Nein, tote Fische stinken noch mehr! Hmm. Also der Fischmarkt unten beim Breitenweg, dort wo man ihn auch Lagerweg nannte, und - Katzenlager? Er betrachtete die Karte.
    Oh! Einfach. Den Statthalter nannte man Kittycat, Kätzchen! Und am Breitenweg befanden sich die Lagerhäuser des Statthalters, ganz in der Nähe des Fischmarkts. Keinen Block von der Wachstation an der Ecke Schatten- und Echsengasse! Dieser verschlagene Bursche! Tempus schüttelte den Kopf, und Stunden später war er dort. Er vergewisserte sich, daß niemand versuchte ihm zu »helfen«. Zweimal spielte er Schatten und beobachtete seine eigene Spur. Nein, er wurde nicht verfolgt. Er rümpfte die Nase über den Gestank, und als er auf einen weggeworfenen Fischkopf trat und ausrutschte, schwor er sich, gleich morgen einen Trupp zum Saubermachen herzuschicken und auch vorzuschlagen, daß ein paar Straßenlampen aufgestellt wurden.
    »Ich bin froh, daß Ihr ausseht, wie Ihr«, sagte ein Schatten hinter und etwas über ihm.
    »Ein Gott hat mich gezeichnet, Hanse«, erklärte Tempus, ohne hochzublicken. »Er half mir im Wilden Einhorn. Ich wollte dort nicht erkannt werden, weil es dir nur geschadet hätte. Hast du mir die Botschaft zustellen lassen, weil du es dir anders überlegt hast?«
    »Nur, wenn wir einen Handel machen.«
    »Nun, das verstehe ich. Man sagt, daß du auch mit meinem Arbeitgeber schon einmal einen Handel geschlossen hast.«
    »Das ist doch offenbar so unmöglich, wie in den Palast einzusteigen.«
    »Offenbar. Ich bin zum Handeln bevollmächtigt, Hanse.«
    »Eine Frau wurde tot am Landweg, unmittelbar am westlichen Ende des Markts, aufgefunden«, sagte der Schatten leise. »Sie trug einen Umhang von der Farbe gebrannten Tons.«
    »Ja.«
    »Sie hatte einen Spazierstock. Er hat eine - grauenvolle Wirkung auf Menschen. Ihr Mörder stahl ihn, nachdem sie ihn bei seinem Partner benutzt hatte, den er im Stich ließ.«
    »Es wurde keine Leiche von einem Dieb gefunden.«
    »Der Stock tötet nicht. Seine Wirkung ist - entsetzlich!« Eine Pause. Schauderte der Schatten? »Ich habe es gesehen. Beide trugen ins Gesicht gezogene Kapuzen.«
    »Weißt du, wer sie sind?«
    »Nein, aber das kann ich mit Leichtigkeit herausfinden. Wollt Ihr den Stock?«
    »Ja.« »Wie viele dieser schrecklichen Dinge sind noch in privater Hand?«
    »Zwei, glauben wir. Ein kluger Bursche hat die Leute gezählt, die mit einem Einkauf aus dem Laden kamen, und sich die Namen jener gemerkt, die er kannte. Was ist der Handel, Hanse?«
    »Ich würde lieber mit ihm verhandeln.«
    »Ich wollte, du würdest mir trauen.«
    »Ich traue Euch, Tempus, so wie Ihr mir traut. Besorgt mir eine schriftliche Bescheinigung von ihm, unterzeichnet. Gebt sie der Seherin Mondblume. Das kostet mich Zeit, hält mich von meiner Arbeit ab ...«
    »Arbeit?«
    »... und ich verlange eine Entschädigung. Sofort!«
    O du verdammter, arroganter Junge! dachte Tempus. Wortlos klingelte er mit drei Münzen, ehe er sie fallenließ. Er war sicher, daß Hanses Ohren Gold von Kupfer und Silber zu unterscheiden vermochten. Er ließ auch einen winzigen Beutel aus Schweinedarm fallen. »Hoppla!« sagte er.
    »Ich brauche Hilfe, um mir etwas zurückzuholen, Tempus. Nur jemanden, der mir bei der Arbeit hilft. Was geborgen werden soll, ist mein, das schwöre ich.«
    »Ich werde dir selbst helfen.«
    »Wir brauchen Gerätschaften, ein Pferd, Stricke ...«
    »In Ordnung. Du bekommst es schriftlich, aber es ist bereits abgemacht. Halt du dich an die Abmachung, dann tue ich es auch. Das ist eine Abmachung zwischen dir und mir.«
    »Und mir und ihm! Vergeßt nicht, daß die S'danzo-Seherin das unterzeichnete Schriftstück erhält. Also gut, Tempus. Der Handel gilt.«
    »Dann bis morgen nachmittag. Gute Nacht, Nachtschatten.«
    »Gute Nacht, Schattenmann.«
    Tempus drehte sich um und schritt zwischen den Häusern ins Licht und in weniger übelriechende Luft. Lautlos verschwanden die drei Goldmünzen und das Beutelchen Krrf, das er ebenfalls hatte fallenlassen, in den Schatten.
    Am nächsten Morgen, kaum daß die Sonne aufgegangen war, umarmte Hanse Mondblume und tat so, als fände er ein Goldstück in ihrem Ohr.
    »Ich habe für dich gesehen, nicht für Geld!« sagte sie.
    »Das weiß ich doch. Aber schau
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher